Copyright: Spendenbasierter TV-Streaming-Dienst Locast wird eingestellt
Große US-Sender haben den spendenbasierten Streaming-Dienst Locast erfolgreich verklagt. Bei Locast gab es Fernsehen gratis – nun ist damit Schluss.
Der spendenbasierte TV-Streaming-Dienst Locast wird eingestellt. Damit reagieren die Betreiber auf das Urteil eines US-Bundesgerichts vom 31. August. Die Klage hatten 2019 die großen US-Sender ABC, CBS, Disney, Fox, NBC eingereicht.
Locast war ein grundsätzlich kostenloser Streaming-Dienst für US-amerikanische TV-Programme. Er kodierte terrestrisch verbreitete TV-Programme in Online-Streams und soll für etwa die Hälfte der US-Bevölkerung verfügbar gewesen sein, schreibt die Organisation auf ihrer Webseite. Tatsächlich sollen sich laut New York Times etwa 3,2 Millionen Menschen bei Locast angemeldet haben.
Mit dem Angebot wollte der Jurist David Goodfriend gegen die "Überkommerzialisierung" der TV-Übertragung vorgehen. Goodfriend war einst Mitglied der Regulierungsbehörde FCC und später Mitarbeiter des Pay-TV-Anbieters Dish. Locast richtete sich an Nutzerinnen und Nutzer, die keine andere Möglichkeit zum Empfang linearen Fernsehens haben – etwa, weil traditionelle Empfangswege für sie zu teuer sind.
Finanzierung über Spenden
Locast finanzierte sich über optionale Spenden, zu denen Nutzerinnen und Nutzer in regelmäßigen Abständen aufgerufen wurden. Im vergangenen Jahr soll Locast damit 4,3 Millionen US-Dollar umgesetzt haben, mit denen der Dienst in weitere US-Märkte gebracht wurde.
Diese Strategie wurde Locast nun vor Gericht zum Verhängnis: Eine Nonprofit-Organisation dürfe nur die Kosten des Betriebs mit ihren Einnahmen decken, argumentierte Richter Louis Stanton. Weil Locast allerdings auf andere Märkte expandiere, komme der Dienst nicht für eine Ausnahme vom US-amerikanischen Copyright-Gesetz infrage.
Das US-Gesetz erlaubt Ausnahmen vom Copyright-Gesetz bei TV-Übertragungen, wenn sie von einer nicht gewinnorientierten Organisation und ohne Absicht auf direkte oder indirekte wirtschaftliche Vorteile betrieben wird. Locast hatte vor Gericht darauf gesetzt, von dieser Ausnahme gedeckt zu sein. Die Entscheidung des Bundesrichters, diese Position abzulehnen, raubt dem Streaming-Dienst nun sein rechtliches Standbein.
"Engstirnige Auslegung"
In einem gemeinsamen Statement bezeichnen die US-Sender die Entscheidung als "Sieg für das Copyright-Gesetz". Mit dem Urteil habe der Richter anerkannt, dass Locast das Urheberrecht der TV-Netzwerke verletzt. Locast ist mit der Entscheidung dagegen nicht einverstanden, schreiben die Betreiber auf der Webseite des Streaming-Dienstes. "Als Nonprofit-Organisation war Locast von Anfang an auf den rechtskonformen Betrieb ausgelegt."
"Das Gericht hat das Gesetz auf künstlich engstirnige Art ausgelegt", heißt es weiter in einer Pressemitteilung. Nun wolle man darüber entscheiden, ob weitere rechtliche Schritte eingeleitet werden sollen. Laut New York Times will Locast gegen das Urteil Berufung einlegen.
(dahe)