Corona-Krise: Start des James-Webb-Weltraumteleskops verzögert sich weiter

Der aktuelle Starttermin im März 2021 ist für die NASA nicht zu halten. Später im Jahr soll der Hubble-Nachfolger dann aber starten.

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Corona-Krise: Start des James-Webb-Weltraumteleskops verzögert sich weiter

(Bild: NASA/Chris Gunn)

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Der Start des Hubble-Nachfolgers wird einmal mehr verschoben, wenn auch wohl nicht mehr um ein Jahr: "Wir werden nicht im März starten", gestand der NASA-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen am Mittwoch in einem virtuellen Meeting ein. Gleichzeitig gab er sich aber optimistisch, dass das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) im Jahr 2021 starten wird – mehr als zehn Jahre nach dem allerersten Starttermin und nach jeder Menge Verzögerungen. Die jüngste Verschiebung des geplanten Starts hat demnach ihre Ursache in den Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie, erklärte Zurbuchen: "Es liegt nicht daran, dass sie irgendetwas falsch gemacht haben."

Arbeiten am James-Webb-Weltraumteleskop (18 Bilder)

Das JWST wird im September 2021 für den Versand nach Kourou vorbereitet.
(Bild: NASA)

Wie der NASA-Manager erklärte, konnte seit Verschärfung der Maßnahmen im Kampf gegen das neuartige Coronavirus nicht mehr in zwei vollen Schichten an dem Weltraumteleskop gearbeitet werden. Das Teleskop wird seit Jahren ausgiebig getestet, damit es nach dem Start auch wirklich die Nachfolge von Hubble antreten kann. Denn anders als das wohl erfolgreichste Weltraumteleskop der NASA soll das JWST an einem Ort platziert werden, wo es nicht nachträglich repariert werden könnte. Das war bei Hubble noch nötig gewesen. Schon vor den Arbeitsbeschränkungen war der Zeitplan aber sehr eng, gestand Zurbuchen ein. Gegenwärtig findet demnach eine Prüfung statt und bis Juli soll ein neuer Zeitplan stehen.

Das James-Webb-Weltraumteleskop ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA, der europäischen Weltraumagentur ESA und der kanadischen CSA. Erste Pläne für den Nachfolger von Hubble hatte es schon in den 90er-Jahren gegeben, damals war ein Budget von 500 Millionen US-Dollar veranschlagt und ein Start im Jahr 2007. Danach verzögerte sich die Vorbereitung aber immer weiter und die angesammelten Kosten stiegen immens. Schließlich legte der US-Kongress einen Kostendeckel von weniger als 9 Milliarden US-Dollar fest. Die sind inzwischen auch übertroffen und aktuell kratzt das Budget an 10 Milliarden US-Dollar.

Weltraumteleskop Hubble (105 Bilder)

Der Affenkopfnebel im Orion
(Bild: ESA/Hubble)

Schon seit Jahren beklagen Beobachter, dass das JWST zu groß geworden ist, um zu scheitern ("too big to fail"). Gleichzeitig hat es so viele Ressourcen an sich gezogen, dass andere Projekte darunter leiden und die Fokussierung zum Problem werden könnte. Das Weltraumteleskop soll mit einer Ariane 5 der ESA vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana zum 1,5 Millionen Kilometer entfernten Lagrange-Punkt L2 gebracht werden. Danach soll es mit Treibstoff für fünf bis zehn Jahre zum wichtigsten Observatorium für Astronomen in aller Welt werden.

(mho)