Corona scheucht mehr Nutzer zu Facebook

Der Facebook-Konzern meldet deutlich mehr User. Hinter der Verdoppelung des Gewinns versteckt sich allerdings geringere Profitabilität.

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Rosa Badeschlapfen mit Aufschrift "Facebook" bzw. "WhatsApp"

Insbesondere die Reise- und die KFZ-Branche schalten weniger Werbung bei Facebook.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.
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Mehr als drei Milliarden User nutzen diesen April Facebook.com, Instagram, Messenger oder Whatsapp mindestens einmal. Im März waren es 2,99 Milliarden, und damit 300 Millionen mehr als ein Jahr davor. 2,36 Milliarden haben dem Facebook-Konzern sogar jeden Märztag ihre Aufmerksamkeit geschenkt (+220 Millionen). Diese Entwicklung wird stark dadurch getrieben, dass Menschen rund um die Welt zuhause bleiben müssen und Facebook-Dienste zur Kommunikation nutzen.

Herrn Zuckerbergs Porträt

(Bild: Facebook)

Entsprechend überrascht es niemanden, wenn Facebook in den Mittwochabend veröffentlichten Unterlagen die Erwartungshaltung der Anleger zu managen sucht: "Wir erwarten, zumindest einen Teil dieses gestiegenen Engagements zu verlieren, wenn die verschiedenen (Einschränkungen) gelockert werden." Der Umsatz ist bis Anfang März ebenfalls deutlich gewachsen, aber dann hat sich die Pandemie ausgewirkt: In den letzten drei Wochen des Quartals "haben wir eine signifikante Reduktion der Werbenachfrage erfahren, wie auch einen damit verbundenen Rückgang der Werbepreise", schreibt Facebook.

In Summe sind die Werbeeinnahmen doch noch um ein Sechstel gestiegen. Sie stellen fast den gesamten Konzernumsatz in den ersten drei Aprilwochen, die nicht im Ergebnis des ersten Quartals enthalten sind, lagen die Werbeeinnahmen auf dem Niveau der ersten drei Wochen des Aprils 2019. Das heißt, dass die Einnahmen zwar nicht stärker aber auch nicht schwächer sprudeln als vor einem Jahr.

Institutionelle Anleger erblickten darin Anzeichen von Stabilität. Nachdem Facebook-Aktien bereits vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen um gut sechs Prozent zugelegt hatten, sprangen sie im nachbörslichen Handel nach Bekanntgabe der Finanzdaten noch einmal 10,5 Prozent nach oben.

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Natürlich sind auch Facebooks Kosten deutlich gestiegen. Der Konzern hatte Ende März ein gutes Viertel mehr Mitarbeiter als zwölf Monate davor. Und seine Dienste werden nicht nur von mehr Menschen genutzt, sondern auch viel länger, was zu höheren Betriebskosten führt.

Das Volumen der versendeten Nachrichten habe um mehr als die Hälfte zugenommen, berichtete Facebook-Chef Zuckerberg in der üblichen Telefonkonferenz mit Finanzanalysten. Sprach- und Videoverbindungen in Whatsapp und Messenger hätten sich sogar mehr als verdoppelt. Der Manager hob Italien, wo es besonders viele COVID-19-Opfer gibt, hervor. Dort habe sich die Instagram-Nutzung in nur einer Woche verdoppelt. Die mit Apps des Facebook-Konzerns verbrachte Zeit habe um mehr als 70 Prozent zugenommen. Die Gesamtdauer italienischer Videoverbindungen habe im März sogar um mehr als 1.000 Prozent zugenommen.

Voriges Jahr ist Facebook mit einer Strafe von 5 Milliarden US-Dollar davongekommen, nachdem es jahrelang Datenschutz-Verpflichtungen verletzt hatte. Drei der fünf Milliarden hatte Facebook bereits im ersten Quartal 2019 verbucht. Entsprechend belastete die Milliarden-Datenschutzstrafe damals Facebooks Gewinn. Und weil die Strafe nicht von der Steuer abgesetzt werden kann, stieg die Steuerquote auf mehr als das Doppelte.

Diesmal gab es keine Milliardenstrafen zu begleichen. Vor diesem Hintergrund sind der Anstieg des Reingewinns um 78 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar und die Verdoppelung des Reingewinns auf 4,9 Milliarden Dollar einzuordnen. Die Profitabilität des Geschäftsbetriebs (ohne Milliardenstrafen) ist zurückgegangen.

Genau wie der Google-Konzern Alphabet auf die Kostenbremse steigt, spart auch Facebook: Geplant sind weniger Eigenwerbung, Veranstaltungen und Reisen; außerdem wird eine geringere Zahl zusätzlicher Mitarbeiter eingestellt. Das sollt die Gesamtkosten im Jahr 2020 von den zunächst verlautbarten 54 bis 59 Milliarden Dollar auf 52 bis 56 Milliarden reduzieren.

Zudem senkt Facebook seine Investitionen in die eigene Infrastruktur. Statt 17 bis 19 Milliarden Dollar sollen es im laufenden Jahr nun 14 bis 16 Milliarden werden. Dabei werden aber nicht drei Milliarden eingespart, sondern ins nächste Jahr verschoben. Die Steuerquote dürfte sich 20 Prozent annähern. (ds)