Craigslist überwacht "Kleinanzeigen für Erwachsene"
Das Kleinanzeigenportal hat nach Meinung von US-amerikanischen Staatsanwälten seine Rubrik für "Erotische Dienste" zu wenig überwacht - künftig werden "Kleinanzeigen für Erwachsene" deshalb vor einer Veröffentlichung erst einmal geprüft.
Das US-amerikanische Kleinanzeigenportal Craigslist gibt dem Druck einheimischer Justizbehörden nach und schließt seine Rubrik für "Erotische Dienste". In einem Weblog-Eintrag schreibt Craigslist-CEO Jim Buckmaster, es würden keine Postings mehr für diese Rubrik angenommen, sie werde am 20. Mai entfernt. Stattdessen wurde eine neue Rubrik "Adult" für Inhalte von und für Erwachsene eröffnet. Die Anzeigen, die dort veröffentlicht werden sollen, würden zuvor von den Craigslist-Betreibern gesichtet.
Craigslist hatte sich im November 2008 gegenüber Generalstaatsanwälten aus 40 US-Bundesstaaten und dem National Center for Missing and Exploited Children unter anderem dazu verpflichtet, gesetzeswidrige Aktivitäten auf dem Portal zu unterbinden. Dieser Verpflichtung sei Craigslist nicht ausreichend nachgekommen, meint der Generalstaatsanwalt von South Carolina, Henry McMaster, und stellte Craigslist ein Ultimatum (PDF-Datei). Darauf hat das Kleinanzeigenportal nun reagiert.
McMaster hatte in dem Ultimatum gefordert, Craigslist solle alle seinen Bundesstaat betreffenden Einträge entfernen, die Prostitution fördern oder pornografisches Material enthalten. Falls Craigslist nicht reagiere, werde South Carolina polizeiliche Ermittlungen einleiten. Auch andere Bundesstaaten wandten sich an die Portalbetreiber, nachdem im April in Boston eine Frau getötet wurde, die ihr mutmaßlicher Mörder über Craigslist kontaktiert haben soll.
Buckmaster meint, die Rate der Gewaltverbrechen, bei denen die Opfer durch Print-Kleinanzeigen an ihre Täter geraten, sei wesentlich geringer als bei Online-Anzeigen. In der Rubrik "Erotik" seien 1,15 Milliarden Kleinanzeigen aufgegeben worden. Unklar ist nun, wie die 28 Craigslist-Mitarbeiter künftig die Überwachungsaufgaben zügig wahrnehmen können sollen. Helfen soll die Craigslist-Community, die verdächtig erscheinende Anzeigen melden können.
Die Bürgerrechtler der Electronic Frontier Foundation hatten McMasters Vorgehen kritisiert. Sie meinen, die Aktivitäten des Kleinanzeigenportals seien durch den seit 1996 gelten Communications Decency Act gedeckt. Dies verschaffe Webseitenbetreibern oder Internet-Provider Immunität gegenüber Inhalten von Dritten. Mit der Verpflichtung, die Craigslist im November eingegangen ist, seien die Betreiber dem Staat dennoch weit entgegen gekommen. Seitdem sei die Zahl der erotischen Anzeigen auf dem Portal um 90 Prozent zurückgegangen.
Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo ist allerdings auch von den aktuellen Maßnahmen auf Craigslist nicht überzeugt. Er bezeichnete sie in einer kurzen Mitteilung als unausgegoren. (anw)