Crowdworking führt in Deutschland noch ein Nischendasein

Eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom ergab, dass nur 3 Prozent der Unternehmen schon einmal Aufträge per Crowdworking erledigen ließen.

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Crowdworking in Deutschland noch ein Nischendasein

Zwei Mädchen binden Blumen aus Papier in Heimarbeit, New York (1924).

(Bild: Lewis Hine
)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jürgen Seeger

Crowdworking gehört zu den Begriffen, die immer wieder als Beispiel für den disruptiven Charakter der Digitalisierung genannt werden. Firmen müssen nicht für alle anliegenden Arbeiten Personal einstellen, sondern vergeben Aufträge per Internet, die freischaffende Selbstständige zu ihnen genehmen Zeiten an einem beliebigen Ort der Welt erledigen. Die Aufgaben erfordern oft keine besondere Qualifikation, es geht etwa um Auszeichnungen in Produktdatenbanken oder Verschlagwortung von Fotos. Aber auch Softwaretests können so nach draußen vergeben werden (Crowdtesting).

Tatsächlich allerdings ist – zumindest in Deutschland – die Begeisterung für das Crowdworking überschaubar, wie eine im Auftrag des IT-Branchenverbands Bitkom durchgeführte repräsentative Umfrage unter 1534 Unternehmen mit mehr als drei Beschäftigten ergab. Nur jedes vierte Unternehmen konnte sagen, was sich hinter dem Begriff verbirgt, 3 Prozent hatten schon einmal zumindest einzelne Arbeiten mit Crowdworkern erledigt. 18 Prozent der Befragten konnten sich vorstellen, künftig Crowdworking zu nutzen, mit steigender Firmengröße steigt die Bereitschaft auf 32 Prozent (Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten).

Der Bitkom bedauert diese Zögerlichkeit deutscher Unternehmen. Die flexible Arbeitsgestaltung nutze sowohl den Unternehmen als auch den Crowdworkern, viele Crowdworking-Projekte ermöglichten den Mitarbeitern, selbstbestimmter und flexibler zu arbeiten, sowohl was den Arbeitsumfang als auch was Arbeitszeit und Arbeitsort angehe. "Für die meisten Crowdworker ist diese Arbeit ein Zusatzverdienst, Crowdworking ist bislang keine Konkurrenz für bestehende Beschäftigtenverhältnisse," so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Die Gewerkschaften sehen Crowdworking deutlich kritischer. So hat die IG Metall schon 2015 die Online-Plattform aircrowdwork.org eingerichtet, auf der "Clickworker" Beratung und Hilfe finden können. Das soll unseröse Praktiken eindämmen, von unklaren Aufgabenbeschreibungen über Unterlaufen von Mindestlohnregelungen bis hin zu Kommunikationsverboten unter den Crowdworkern. ver.di-Chef Frank Bsirske warnte jüngst sogar vor dem Entstehen eines "digitalen Prekariats" und sah in Croudworkern "Tagelöhner des schlimmsten Kalibers".

(js)