Cybersicherheit: Großbritannien will gegen Hacker zurückschlagen

Die britische Regierung hat eine neue, über 2 Milliarden Euro schwere Cybersicherheits-Strategie für die nächsten fünf Jahre beschlossen. Dabei setzt sie neben Verteidigung auch klar auf Abschreckung.

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Computer-Tastatur

(Bild: dpa, Nicolas Armer)

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Gut 2,1 Milliarden Euro will die britische Regierung über die kommenden fünf Jahre hinweg ausgeben, um IT- und Netzinfrastrukturen besser zu schützen. Die bis 2021 reichende Cybersicherheits-Strategie hat das Kabinett in London am Dienstag auf den Weg gebracht. Die Ausgaben sollen damit fast verdoppelt werden. Dies sei nötig um die britische Wirtschaft am Laufen zu halten, heißt es von offizieller Seite.

Die vernetzte Gesellschaft sei zunehmend verletzlich durch Cyberangriffe, betonte Schatzkanzler Philip Hammond. "Nutzerfreundliche Hackerwerkzeuge" seien übers Internet verfügbar, sodass Wohnzimmer genauso leicht attackiert werden könnten wie Vorstandsbüros in Unternehmen. Haushaltsgeräte, Autos, Flugzeugsteuerungen und das Stromnetz seien gefährdet, die Privatsphäre der Bürger stehe genauso auf dem Spiel wie die nationale Sicherheit.

Mit der "Weltklasse-Strategie" will die Regierung vor allem sicherstellen, dass die Industrie das Richtige mache, um kritische Infrastrukturen gegen Cyberangriffe zu verteidigen. Mithilfe von Firmen wie Netcraft, die mit Kunden wie BT, Cisco, Intel oder Microsoft zusammenarbeitet, sollten automatische Schutztechniken entwickelt werden, um etwa Viren oder Phishing-Mails frühzeitig zu stoppen. Die Industrie solle auch DNS-Filter gegen Malware einsetzen, ein Verifikationssystem für E-Mail auf die Beine stellen und so Domain-Spoofing verhindern sowie Authentifizierungsmethoden "jenseits von Passwörtern" in den Markt bringen.

"Bedeutsame Investitionen" werden laut Hammond aber auch "in dem Kampf gegen diejenigen fließen, die Großbritannien im Cyberspace bedrohen". Jeder, "der uns dort fortdauernd angreift", werde "unnachgiebig verfolgt", kündigte der Ex-Verteidigungsminister an. Dazu würden die Fähigkeiten der Strafverfolger gestärkt, um die Kosten für Cybercrime in die Höhe zu treiben, sowie internationale Partnerschaften ausgebaut. Es müsse jedem klar sein, dass die Nation "sich im Cyberspace verteidigen und gegen die zurückschlagen wird, die unserem Land schaden wollen".

Einen weiteren Schwerpunkt legt die Politik mit dem Plan darauf, mehr Experten für IT-Sicherheit auszubilden. Forschungseinrichtungen wie ein erstes Innovationszentrum für Cybersicherheit in Cheltenham sollen dafür sorgen, dass etwa Smartphones, Tablets oder Laptops weniger leicht angreifbar werden. Die britische Microsoft-Chefin Cindy Rose begrüßte das Vorhaben, da sie die Herausforderungen der Digitalisierung mit den Schwerpunkten auf dem mobilen Internet und der Cloud ernst nehme.

Hierzulande will die Bundesregierung noch im November ebenfalls eine überarbeitete Cybersicherheits-Strategie präsentieren. Dem Vernehmen nach sollen damit auch Firmen IT-Spezialisten für Notfalleinsätze im Rahmen einer "Cyberwehr" bereitstellen. Bei Behörden sind schnelle Eingreiftruppen geplant. (mho)