DOSBox: 3dfx Voodoo-Emulation in Staging 0.81.0

Der MS-DOS-Emulator DOSBox Staging verbessert die Simulation alter Röhrenmonitore, kennt die 3dfx Voodoo 1 und ergänzt einige vermisste DOS-Befehle.

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DOSBox Staging Startbildschirm

(Bild: Screenshot / Tim Schürmann)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Tim Schürmann
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DOSBox Staging bildet die Hardware alter x86-Computer samt Betriebssystem MS-DOS nach. Auf diese Weise lassen sich DOS-Spiele und Anwendungen auf modernen Systemen reanimieren. Die Software ging als Fork aus der nur noch homöopathisch weiterentwickelten DOSBox hervor und weist mittlerweile einige zusätzliche interessante Features auf. Die neue Version 0.81.0 bietet vor allem eine verbesserte Grafikausgabe.

So emuliert DOSBox Staging erstmals die legendäre 3D-Grafikkarte 3dfx Voodoo 1. Die Entwickler griffen dabei auf den dazu schon vorhandenen Code im Automaten-Emulator MAME zurück. Da DOSBox Staging die komplette Grafikkarten-Hardware in Software nachbildet, benötigt man ein etwas leistungsfähigeres Host-System.

DOSBox Staging emuliert nicht nur alte Grafikkartenstandards wie die monochromen Herkules-Grafikkarten, sondern imitiert auch die Arbeitsweise von alten Röhrenmonitoren. Hierdurch erhalten vor allem Spiele ihre charakteristische verwaschene Optik zurück. In DOSBox Staging sorgen für diese Darstellung vor allem Shader. Die wiederum haben die Entwickler für die Version 0.81.0 komplett neu implementiert und dabei gleichzeitig verbessert. Ferner wählt DOSBox Staging jetzt automatisch den zum Grafikmodus und realen Monitor passenden Shader. Das funktioniert bis zur UHD-Auflösung und auf HiDPI-Monitoren. Weitere neue Shader entfernen die in manche Videos eingewebten störenden schwarzen Zeilen. Vor allem interaktive Filme ließen auf diese Weise ihre Videos größer erscheinen, als sie tatsächlich auf der CD-ROM lagen.

Zudem emuliert DOSBox Staging 0.81.0 jetzt in allen VGA-, SVGA- und VESA-Grafikmodi akkurat den zeilenweisen Bildaufbau von Röhrenmonitoren (Per-Scanline Emulation) sowie das Double-Scan-Verfahren. Der Emulator lässt sich zudem dazu überreden, das Bild auf den kompletten Bildschirm auszudehnen. Damit fallen unter anderem bei Textadventures die schwarzen Balken am linken und rechten Rand weg. Beim Vergrößern der Darstellung lässt sich die Skalierung auf ganzzahlige Werte festnageln (Integer Scaling). In sämtlichen VGA-Modi verwendet der Emulator ab sofort Schriften mit 9 mal 16 Pixeln pro Zeichen, wie es dereinst üblich war.

Die Bildschirmausgabe zeichnet DOSBox Staging auf Wunsch als Screenshot oder Video auf. Den entsprechenden Code haben die Entwickler optimiert, sodass sich jetzt die Videos auch in höheren Auflösungen flüssiger aufzeichnen lassen sollen.

Ende der 1980er Jahre erschien die IBM Music Feature Card, die vorwiegend einige Adventures von Sierra unterstützten. Wie die recht teure Soundkarte von einst geklungen hat, lässt sich dank der neuen Emulation in DOSBox Staging 0.81.0 nachhören. Sofern man unter Linux eine reale CD in die Emulation einbindet, können die darin laufenden Programme endlich die auf der Silberscheibe vorhandenen Audio-Tracks abspielen.

"Die Siedler" und einige weitere Spiele verlangen mitunter den Druck auf beide Mausknöpfe. Da dies insbesondere auf einigen Notebooks mit Touchpad nicht gelingt, lassen sich die Mausknöpfe auf die Tasten der Tastatur umlegen. Wer Windows 3.x-Anwendungen reanimieren möchte, kann im Betriebssystem aus Redmond einen von Javis Pedro entwickelten Maustreiber installieren. Dank dieser eigentlich für VirtualBox gedachten Treiber sperrt DOSBox Staging den Mauszeiger nicht mehr im emulierten System ein.

Abschließend haben die Entwickler im simulierten MS-DOS einige bislang fehlende Kommandos nachgerüstet. Im Einzelnen zählen dazu MOVE, TREE, SETVER und VOL sowie die FOR-Schleife. Überdies unterstützt DOSBox Staging jetzt sämtliche DOS Datei- und Verzeichnisattribute. Dank dieser Anpassungen laufen jetzt deutlich mehr alte Batch-Dateien ohne Änderung. Dennoch handelt es sich weiterhin nicht um eine exakte Nachbildung von MS-DOS. Viele Befehle verhalten sich nach wie vor anders oder bieten zusätzliche Funktionen.

Sämtliche Neuerungen der Version 0.81.0 erläutern die sehr ausführlichen Release Notes. Wer eine Zeitreise in die MS-DOS-Vergangenheit starten möchte, findet auf GitHub neben dem Quellcode auch passende Installationspakete für Windows, macOS und Linux.

(dmk)