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DTS Clear Dialogue: Verständliche TV-Dialoge dank Machine Learning

Xperi zeigt auf der IFA eine neue Lösung, dank der Zuschauer den Dialog am TV separat vom Rest künftig in der Lautstärke regulieren können sollen.

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Xperi-Stand auf der IFA 2024.​

Xperi-Stand auf der IFA 2024.

(Bild: heise online / nij)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Xperis Marke DTS machte sich bislang vor allem durch den gleichnamige (Heim-)Kinosound und das Multiroom-System "DTS Play-Fi" einen Namen. Nun will der Hersteller unter dem Namen "DTS Clear Dialogue" die Dialogverständlichkeit bei kommenden Fernsehern deutlich verbessern. Eine Vorserienversion des Systems präsentiert Xperi auf der diesjährigen IFA, allerdings nur hinter verschlossenen Tüten.

Vorgeführt wurden zwei Szenen: ein Ausschnitt aus dem Kinofilm "Der Marsianer – Rettet Mark Watney" und eine Aufzeichnung einer TV-Übertragung der Tour de France. Bei "Der Marsianer" bestand die Herausforderung für den Algorithmus darin, die Dialoge der Schauspieler in einer Szene herauszufiltern, in der durch einen Sandsturm extrem starke Nebengeräusche vorhanden sind. Bei der Sportübertragung ging es darum, die Stimmen der Kommentatoren zu isolieren und dabei die Anfeuerungsrufe der Zuschauer an der Strecke im Hintergrund zu lassen.

In beiden Fällen funktionierte dies einwandfrei. Die Dialoge waren deutlich besser zu verstehen – und ließen sich in der Lautstärke über die Fernbedienung individuell einstellen. Dabei klangen die Stimmen auch nicht hohl, wie es bei einigen bisherigen Dialogverbesserern der Fall ist. Dafür kommen KI-Algorithmen zum Einsatz; Xperi spricht selbst von Machine Learning. Allein mit herkömmlichen Mitteln, etwa über das Anheben bestimmter Frequenzen, wäre ein solches Ergebnis demnach nicht drin.

Auf Nachfrage erklärte der Präsentator auch, dass DTS Clear Dialogue nicht in die Dynamik eingreife oder die Intention einer Szene ändere, indem es etwa alle Dialoge auf dieselbe Lautstärke anhebe. Ein Flüstern bliebe demnach ebenso ein Flüstern wie ein Schrei ein Schrei. Nach Angaben des Unternehmens ist es zudem egal, welche Sprache gesprochen wird und ob als Quelle eine TV-Übertragung, Streaming oder etwa eine Blu-ray Disc vorliegt.

Aktuell befindet sich Xperi nach eigenen Angaben mit mehreren Prozessor- und TV-Herstellern in Gesprächen, um die Technologie möglichst schnell in Fernseher zu bekommen. Konkrete Namen oder einen genauen Zeitrahmen kann das Unternehmen dabei bislang aber nicht nennen; im besten Fall könnten laut Xperi aber bereits im kommenden Jahr die ersten TV-Modelle mit DTS Clear Dialogue ausgestattet sein.

Xperi hat zunächst Fernseher im Visier. Bei einem Erfolg auf diesem Gebiet sei es nach eigenen Angaben aber gut vorstellbar, dass auch Soundbars und Audio/Video-Receiver mit dem System ausgestattet werden.

An sich könnte das Problem der schlechten Dialogverständlichkeit schon lange der Vergangenheit angehören. So stehen mit Dolby AC-4 und MPEG-H Audio seit etlichen Jahren zwei Audio-Codecs für den Broadcast-Bereich bereit, bei denen sich Dialoge separat speichern, übertragen und am TV dann auch getrennt vom Rest regulieren lassen. c't brachte dazu bereits 2016 den Beitrag "Neue Töne im TV – Audio-Codecs für das Fernsehen der Zukunft".

(nij)