DVD-Forum stimmt für AOD-ROM

Im Kampf um die offizielle Nachfolge der DVD hat die Advanced Optical Disc (AOD) einen Etappensieg errungen.

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Im Kampf um die offizielle Nachfolge der DVD hat die Advanced Optical Disc (AOD) einen Etappensieg errungen. Das Steuerungskomitee des DVD-Forums stimmte am 19. November mit acht zu sechs Stimmen für die ROM-Version der Advanced Optical Disc als HDTV-Nachfolger der DVD, die in der Spezifikation 0.9 zur Abstimmung vorlag. Die Mehrheit war zustande gekommen, nachdem das Komitee die Abstimmungsregeln geändert hatte und somit die Stimmen von drei abwesenden Firmen nicht gezählt wurden. Zuvor war der von NEC und Toshiba eingebrachte Antrag bei einer Abstimmung im Juni dieses Jahres gescheitert. Die jetzt ebenfalls zur Abstimmung vorgelegte Spezifikation für die wiederbeschreibbare AOD konnte hingegen keine Mehrheit finden.

Das Konkurrenzformat Blu-ray Disc wird derweil von einem Konsortium aus zehn Firmen, darunter Hitachi, LG, Matsushita, Mitsubishi, Philips, Pioneer, Sharp, Samsung, Sony und Thomson, unterstützt. Diese Firmen hatten bisher im Steuerungskomitee gegen das AOD-Format gestimmt, weshalb ihnen von einigen Mitgliedern eine Blockade-Politik vorgeworfen wurde. Um dies zukünftig zu verhindern, soll das Steuerungskomitee im kommenden Jahr auf 20 Mitglieder aufgestockt werden.

Die von Toshiba und NEC entwickelte AOD wird unter anderem von Intel, IBM und Warner favorisiert. Es zeichnet sich also -- offizielle DVD-Forums-Unterstützung hin oder her -- eine Fortsetzung des Formatkampfes bei optischen Speichermedien ab, wie wir ihn derzeit zwischen den Plus- und Minus-Formaten der DVD erleben. Die technischen Unterschiede sind zwischen AOD und Blu-ray Disc hingegen ungleich höher. Zwar arbeiten beide Formate mit einem blauen Laser mit 405 nm Wellenlänge, bei der Blu-ray Disc beträgt die Dicke der Deckschicht aber lediglich 0,1 mm, wodurch man den Laser mit einer numerischen Apertur (NA) von 0,85 wesentlich genauer fokussieren kann. Bei der AOD ist die Deckschicht hingegen, genau wie bei der DVD, 0,6 mm dick, und die NA beträgt lediglich 0,7. Der Vorteil der Blu-ray Disc ist ihre daraus resultierende höhere Speicherkapazität von 25 GByte pro Seite und Layer. Die AOD kommt auf 15 und bei den wiederbeschreibbaren Discs auf 20 GByte. Allerdings ist die AOD wegen ihres zur DVD analogen Aufbaus einfacher herzustellen, sodass die Medienhersteller darauf hoffen, Produktionsanlagen für DVDs einfach weiterbenutzen zu können. Bei der Blu-ray Disc bereitet vor allem die 0,1 mm dünne Schutzschicht Probleme bei der Massenproduktion. Die derzeit für die Recorder von Sony noch gebräuchlichen Caddy-Schutzhüllen sollen bald wegrationalisiert werden und eine spezielle Beschichtung die nackten Blu-ray Discs vor Kratzern und Fingerabdrücken schützen.

Ihren Nachteil bei der Speicherkapazität will die AOD durch bessere Kompressionsformate kompensieren. Während für die Blu-ray Disc weiterhin nur MPEG2, AC3 und DTS in Frage kommen, will man für die AOD neue Codecs wie H.264 oder Windows Media 9 einsetzen, um die enormen Datenmengen, die beim HDTV anfallen, zu bewältigen. Die Blu-ray Disc umwirbt die Filmindustrie hingegen mit Java-programmierbaren Navigationsmenüs und einem besseren Kopierschutz, der auf einer 128-Bit-AES-Verschlüsselung beruht und Bit-genaue Kopien verhindern soll.

Obwohl in Japan bereits erste Blu-ray-Recorder von Sony auf dem Markt sind, ist die endgültige Spezifikation noch immer nicht fertig. Version 0.9 soll bis Ende des Jahres, Version 1.0 im ersten Quartal 2004 fertig werden. Erste Endkunden-Geräte aus dem AOD-Lager sollen bereits zu Weihnachten 2004 erhältlich sein, im Blu-ray-Lager erwartet man den Start der Massenproduktion 2005. (hag)