Das Apple MacBook Air im Kreis der Konkurrenz

Im Kreis der rund zwei Dutzend Subnotebooks bietet das MacBook Air eine neue und spannende Kombination der interessanten Aspekte wie Laufzeit, Displaygröße, Geschwindigkeit, Gewicht und Preis. Eine erste Einordnung.

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Inhaltsverzeichnis

Apple gelingt mit dem MacBook Air ein neuer und spannender Kompromiss aus den für Subnotebooks wichtigen Eigenschaften: Die Kombination aus 13,3-Zoll-Display, weniger als 1,5 Kilogramm Gewicht und Prozessortaktraten von bis zu 1,8 GHz ist bisher genauso unerreicht wie die flache Bauform. Das vormals dünnste Notebook war das schon länger nicht mehr produzierte, 850 Gramm leichte Sony Vaio VGN-X505 mit 10-Zoll-Display. Der Unterbau war fünf Millimeter hoch, zusammengeklappt maß es zwischen einem und zwei Zentimetern.

Um ein noch flacheres Notebook zu bauen, musste Apple viele Komponenten weglassen. Am härtesten mag den Anwender treffen, dass nur eine einzige USB-Buchse vorhanden ist. Somit kann er nur entweder Bilder von seiner Digitalkamera kopieren, Daten ins LAN kopieren (der Adapter kostet 29 Euro Aufpreis), den DVD-Brenner (99 Euro Aufpreis) nutzen oder einen USB-Stick bespielen, aber all das nicht gleichzeitig tun – zudem muss er dabei ohne externe Maus auskommen. Entsprechend groß hat Apple das Touchpad gestaltet, eines der größten überhaupt. Auch kommen einige vom iPhone bekannte Gesten mit zwei Fingern dazu – wie praktikabel das ist, wenn man nicht wie beim iPhone direkt auf dem Display herumstreicht, sondern 15 Zentimeter davon entfernt, wird die Praxis zeigen.

Bei allem Stolz schoss Steve Jobs bei der Präsentation des MacBook Air aber über das Ziel hinaus, als er es mit dem Sony Vaio VGN-TZ verglich und dieses als zu dick beschrieb. Denn im VGN-TZ stecken die ganzen Eigenschaften, die beim MacBook Air fehlen: DVD-Brenner, Modem, LAN, FireWire, Speicherkarten-Slot, Mikrofoneingang, ExpressCard-Slot, ein RAM-Steckplatz zum nachträglichen Einbau von Arbeitsspeicher und wahlweise auch ein UMTS-Modul samt SIM-Karten-Slot. Interessanter wären Vergleiche mit anderen Subnotebooks gewesen, die nach ähnlichen Zielvorgaben wie das Air designt sind – Flundern ohne optisches Laufwerk wie das Fujitsu Siemens Lifebook Q messen an der dicksten Stelle ebenfalls nur knapp unter zwei Zentimetern.

Auch sieht das Gewicht des MacBook Air von 1,36 Kilogramm im Vergleich zu den Superleichtgewichten wie dem Lifebook Q (1 kg), dem Samsung Q40 (1,1 kg) und vor allem dem extrem leichten Toshiba Portégé R500, das sich auf 800 Gramm abspecken lässt, nicht sensationell aus. Einigen Herstellern gelingt es sogar, bei derart niedrigerem Gewicht einen DVD-Brenner einzubauen: Knapp unter 1,3 Kilogramm wiegen das Fujitsu Siemens Lifebook P (10-Zoll-Display) und das Panasonic Toughbook CF-W7; das Toshiba Portégé R500 dürfte mit DVD-Laufwerk unter einem Kilogramm wiegen.

Das MacBook Air punktet in zwei anderen Aspekten: Die anderen Leichtgewichte haben bestenfalls ein 12-Zoll-Display und nutzen Intels ULV-Version des Core 2 Duo, die mit maximal 1,2 GHz erhältlich sind (oder dessen Vorgänger). Apple bietet die etwas größere Display-Fläche bei allerdings gleicher Auflösung und schafft es, die LV-Varianten mit 1,6 und 1,8 GHz unterzubringen. Intel hat eigens schon eine in der Grundfläche geschrumpfte Variante des Core 2 Duo (Merom-Kern, 4 MByte L2-Cache) hervorgezaubert, die offiziell gar nicht erhältlich ist – an sich waren diese SL-Varianten erst für den aktuellen Penryn-Kern oder dessen Nachfolger Montevina geplant.

Schnellere Prozessoren sind nur in wenigen Notebooks dieser Gewichtsklasse zu finden, beispielsweise im ebenfalls rund 1,4 Kilogramm wiegenden Lenovo ThinkPad X61 mit 12-Zoll-Display: Hier kommt auch schon der in 45-nm-Technik gefertigte Penryn-Kern mit 6 MByte L2-Cache mit maximal 2,4 GHz Taktrate zum Einsatz. Eine auch nur halbwegs spieletaugliche 3D-Grafikeinheit bietet übrigens kaum ein Subnotebook. Im 10-Zöller LG Electronics A1 kommt der Nvidia-Grafikchip GeForce Go 7300 zum Einsatz, doch alle anderen Subnotebooks mit Grafikchip statt Chipsatz-Grafik wiegen bestenfalls knapp unter zwei Kilogramm.

Oftmals dürfte aber nicht der Prozessor das Nadelöhr darstellen, sondern die Festplatte. Die 1,8-Zoll-Versionen der Leichtgewichte haben mit rund 25 MByte/s nur etwa die halbe Transferrate der normalen Notebook-Platten, was sich bei Bildbearbeitung oder anderem Hantieren mit großen Dateien negativ bemerkbar macht. Etwas schneller dürfte die 160-GByte-Version sein, die beispielsweise im Apple iPod oder im Toshiba Portégé R500 erhältlich sind. Für 899 Euro Aufpreis setzt Apple ins MacBook Air eine Flash-Platte (SSD) mit 64 GByte ein, die zumindest beim Lesen deutlich schneller sein dürfte – einige 32-GByte-Platten wie die SanDisk UATA 5000 erreichten im c't-Test Lesegeschwindigkeiten von fast 60 MByte/s, schrieben aber manchmal mit weniger als 20 MByte/s. Die schnelleren 2,5-Zoll-Festplatten findet man nur in wenigen Notebooks unterhalb von 1,5 Kilogramm, beispielsweise dem erwähnten Lenovo ThinkPad X61.

Interessant ist die Frage, wie und unter welchem Lärm Apple die unter Volllast entstehenden rund 25 Watt Abwärme (inklusive Chipsatz und Speicher) abführt – ganz ohne Lüfter wird das vermutlich nicht gelingen, das hätte Jobs wohl auch auf der Präsentation erwähnt. Aber komplett ohne Lüfter gekühlte Subnotebooks gibt es nur sehr wenige wie das Samsung Q40.

13,3-Zoll-Displays haben den Vorteil, dass eine Tastatur mit normal großen Tasten (19 mm × 19 mm) davor passt. Das Kunststück, so eine in ein 12-Zoll-Notebook zu packen, gelingt nur wenigen Herstellern, beispielsweise HP beim Compaq 2510p – es wiegt mit optischem Laufwerk etwa 1,3 Kilogramm. Mit Tasten im 18-mm-Raster kommen die meisten Anwender auch noch gut zurecht, die gibt es beispielsweise beim Dell Latitude D430 (12 Zoll, 1,6 Kilogramm ohne DVD-Laufwerk). Vor vielen 12- und sogar einigen 13,3-Zoll-Displays findet man aber nur kleinere Tasten, die Vielschreiber nur mit viel Konzentration und Übung fehlerfrei bedienen – beim Sony VGN-TZ messen sie beispielsweise lediglich 17 mm × 16,5 mm.

Unter den wenigen 13,3-Zoll-Vertretern ist das MacBook Air das mit Abstand leichteste, auch weil es das einzige ohne DVD-Laufwerk ist. Danach folgen beispielsweise das Fujitsu Siemens Lifebook S mit 1,8 und das Sony VGN-SZ mit 1,9 Kilogramm – mit DVD und bis zu 2,4 GHz schnellen Prozessoren. Eine höhere Display-Auflösung bietet das schon erwähnte Lenovo X61, das mit einem 1400 × 1050 Punkte zeigenden Display (Seitenverhältnis 4 : 3) lieferbar ist. Die gleiche Auflösung bekommt man im 1,6 Kilogramm leichten Panasonic CF-Y7 mit in die Tastatur integriertem DVD-Brenner, allerdings misst das besonders robuste (Semi Ruggedized) Notebook an der dicksten Stelle über fünf Zentimeter und kostet weit über 2000 Euro. Displays mit 1440 × 900 Punkten gibt es erst mit 14 Zoll Diagonale, dort zählt das HP Compaq 6910p mit zwei Kilogramm zu den Leichtgewichten.

In puncto Laufzeit liegt das MacBook Air mit versprochenen (und auch mit Hinblick auf den 37-Wh-Akku realistischen) fünf Stunden im guten Mittelfeld, gibt sich aber mit einem nicht wechselbaren Akku besonders unflexibel. Für viele der anderen Subnotebooks sind zwei oder drei verschieden starke Akkus lieferbar, einige sogar mit einem zweiten Akku – meist statt dem optischen Laufwerk – ausrüstbar. Das Sony VGN-TZ erreicht schon mit dem Standardakku weit über sechs Stunden, das Lifebook Q mit dem Hochkapazitätsakku bei immer noch unter 1,3 Kilogramm Gewicht über zehn Stunden.

Aber unterwegs macht das Arbeiten mit dem MacBook Air sowieso nur eingeschränkt Spaß, weil eine Internetverbindung nur im Bereich von WLAN (IEEE 802.11n Draft, wie auch bei allen anderen halbwegs aktuellen Subnotebooks üblich) und Hotspots gegeben ist. UMTS oder wenigstens EDGE fehlen weiterhin und lassen sich mangels PCMCIA-Slot auch nicht nachrüsten – und damit steht Apple alleine auf weiter Flur, denn alle anderen Hersteller haben mittlerweile mehrere Modelle mit zumindest optionalem UMTS-Modem im Programm, darunter auch die meisten hier genannten. Immerhin kommt man mit dem MacBook Air per Bluetooth und Handy ins Internet – sofern man sich nicht das hauseigene iPhone gekauft hat, bei dem diese seit Jahren in allen Smartphones eingebaute Funktion fehlt.

Preislich hat Apple sich gut aufgestellt, die meisten Subnotebooks mit weniger als zwei Kilogramm kosten zwischen 1500 und 2000 Euro – einige aber auch deutlich darüber. Beachten sollte man allerdings, dass denjenigen ohne eingebautes DVD-Laufwerk ein externes beiliegt und dass alle einen LAN-Anschluss haben, was bei Apple zusammen 128 Euro Aufpreis kostet. Eine dreijährige statt der einjährigen Garantie kostet 319 Euro Aufpreis, sie ist bei vielen anderen Herstellern im Preis inbegriffen. Zu den günstigen Leichtgewichten zählt das ab etwa 1200 Euro erhältliche Dell Latitude D430; eine Garantieerweiterung auf vier Jahre inklusive (bei Apple gar nicht für Notebooks erhältlichem) Vor-Ort-Service kostet 172 Euro. Flash-Festplatten mit 64 GByte sind für viele der Minis ab etwa 800 Euro Aufpreis erhältlich.

Geht man von den versprochenen Eigenschaften aus, gelingt Apple ein beachtlicher Einstieg in die Subnotebook-Welt – und der war bitter nötig, denn bislang war Apple der einzige Hersteller, der kein Notebook unter 2,3 Kilogramm in Angebot hatte. Doch trotz der dutzenden verfügbaren Modelle hat Apple nicht nur eine bisher nicht dagewesene Kombination aus Eigenschaften gefunden, sondern auch eine besonders interessante. (jow)