Das Internet als großer Egalisator

Der US-Wissenschaflter Joshua Meyrowitz sieht durch das Internet die klassischen Grenzen zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verschwinden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das Familientreffen der Medienbranche, der Hamburger Dialog, das heute begann, steht ganz im Zeichen der Trend-Themen Internet und E-Commerce. Der US-Kommunikationswissenschaftler Joshua Meyrowitz vertrat in seiner Auftaktrede die Auffassung, der Zugang und die Verbreitung neuer Technologien verwische klassische Grenzen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. In den fünfziger Jahren hatten Politiker und Unternehmer ein klar definiertes Image, waren von ihrer Umwelt abgegrenzt und galten als Respektspersonen. Diese Kategorisierung wird im Kommunikationszeitalter aufgebrochen. Führungskräfte und Politiker erhielten ihre Informationen genauso schnell wie der Fernsehzuschauer, der Wissensvorsprung werde abgebaut, führte Meyrowitz aus.

Aber auch zwischen anderen Gesellschaftsschichten sowie den Generationen verschwimmen durch den Zugang zu Fernsehen und Internet nach den Worten von Meyrovitz die klassischen Einteilungen. Kinder verhielten sich wie Erwachsene, Erwachsene wie Kinder. "Kinder reisen einmal um die Welt, bevor ihre Eltern ihnen die Erlaubnis dazu geben", sagte der Wissenschaftler. Arbeit und Freizeit würden durch die Erreichbarkeit, etwa über Handys, enger miteinander verzahnt. Dadurch werde aber auch der soziale Druck aufgebaut, "gleich kommunizieren zu müssen", sagte Meyrowitz. Darum forderte er dazu auf, zuweilen auch die Bremse für den "Schnellzug der technologischen Transparenz" zu ziehen.

Barrieren, die die Menschen einst trennten, seien gefallen, weil es direkten Zugang zu Informationen, Orten und anderen Menschen gibt, erklärte Meyrowitz. Aber die Möglichkeit, an den schneller werdenden Technologien teilzuhaben, bedeute nicht immer ein effizienteres Leben oder Arbeiten, räumte er ein. Durch diese globale Transparenz werde die Welt komplexer, und man müsse der Transparenz auch widerstehen, um zufrieden und glücklich leben zu können. (jk)