Daten aus US-Atomwaffenlabor geklaut

Aus dem "Los Alamos National Laboratory" sind geheime Daten über amerikanische Atomwaffen auf einen allgemein zugänglichen Rechner überspielt worden.

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Von
  • Maria Benning

Von den Rechnern des "Los Alamos National Laboratory" in New Mexico, USA, sind geheime Daten über amerikanische Atomwaffen auf einen allgemein zugänglichen Rechner überspielt worden. Bill Richardson, ein Sicherheitsbeamter der amerikanischen Regierung, bezeichnete den Vorfall als "schwere Sicherheitspanne".

Während die US-Regierung noch keine Einzelheiten zu dem Vorfall bekannt gab, äußerte die Tageszeitung New York Times schon gestern den Verdacht, daß Wen Ho Lee, ein ehemaliger Wissenschaftler des Instituts, für die unzulässige Datenweitergabe verantwortlich sein könne. Wen Ho Lee steht seit März im Verdacht, für China spioniert zu haben. Bisher reichte die Beweislage allerdings nicht für eine Anklage aus. Der Zeitung zufolge kann man ihm nun möglicherweise nachweisen, größere Datenmengen auf einen nicht im staatlichen Sicherheitssystem registrierten Computer überspielt und unter einem anderen Namen deponiert zu haben. Es sei aber noch ungeklärt, ob auf diesem Weg bereits geheime Verschlußsachen ins Ausland gelangt sind. Die chinesische Regierung dementierte heute, Spione beauftragt zu haben; entwendete Daten seien Washingtons Problem.

Das Forschungszentrum hat bereits mehrere Wissenschaftler wegen Spionageverdachts entlassen. Richardson erklärte, die US-Regierung habe ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, seitdem der Verdacht bestehe, daß China Informationen über amerikanische Atomwaffen erhalte. Dagegen sagte John Browne, der Direktor des Los Alamos Institute, zu den jetzt entwendeten Daten über den über den Mini-Atomsprengkopf W-88 hätten "tausende anderer Wissenschaftler" Zugang gehabt. Allerdings habe sich der gebürtige Taiwanese Wen Ho Lee verdächtig verhalten und sich offensichtlich nicht um Sicherheitsstandards gekümmert. Die Republikaner in Alabama schlagen aufgrund des Vorfalls eine Gesetzesänderung vor: Ausländische Wissenschaftler sollen US-Kernforschungslabors nur dann noch betreten dürfen, sofern dies nationalen Sicherheitsinteressen dient. (mbb)