Datenschutzbedenken: Google-KI Bard verzögert sich weiter in der EU

Google wollte seinen ChatGPT-Konkurrenten Bard diese Woche in der EU freischalten. Daraus wird nichts, hat die irische Datenschutzbehörde entschieden.

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Munich,,Germany,-,08.,February,2023:,Google,Bard,-,Ai

(Bild: gguy/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Internetnutzer in der EU müssen weiter darauf warten, bis sie Googles neuen, auf generativer Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Dienst Bard ausprobieren können. Die irische Datenschutzbehörde erklärte am Dienstag, dass der Suchmaschinenriese bisher nicht genügend Informationen darüber bereitgestellt habe, wie der ChatGPT-Herausforderer die Privatsphäre der EU-Bürger schütze. Die Data Protection Commission (DPC) in Dublin ist gemäß Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hauptsächlich für Google zuständig, da der US-Konzern seinen europäischen Hauptsitz in Irland hat.

Google habe die DPC kürzlich über die Absicht informiert, "Bard diese Woche in der EU einzuführen", berichtete der Vize-Behördenchef Graham Doyle laut "Politico". Die Aufsichtsbehörde habe zu diesem Zeitpunkt aber "weder ein detailliertes Briefing noch eine Datenschutz-Folgenabschätzung oder unterstützende Unterlagen vor Augen" gehabt. Sie habe das Unternehmen daher darum gebeten und warte "dringend" darauf, dass es eine detaillierte Bewertung abgebe und Fragen dazu beantworte, wie bei Bard die EU-Datenschutzvorschriften eingehalten werden sollten. Der Chatbot werde daher in den Mitgliedsstaaten in den nächsten Tagen noch nicht veröffentlicht.

Man werde die erwarteten Informationen nach ihrem Eingang so bald wie möglich mit anderen EU-Datenschutzbehörden teilen. Google gab sein ChatGPT-Pendant Mitte Mai in 180 Ländern heraus, nicht aber in EU-Staaten. Dem Vernehmen nach will der Konzern unter anderem erst die noch ausstehenden Verhandlungen über die KI-Verordnung der EU abwarten. Google-Chef Sundar Pichai versicherte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton jüngst, alle Vorschriften der Gemeinschaft inklusive der DSGVO einhalten zu wollen.

Ausschüsse des EU-Parlaments beschlossen vor Kurzem ihre Linie zur geplanten KI-Verordnung. Das Plenum entscheidet am Mittwoch darüber. Dienste wie ChatGPT und Bard, die neue Texte, Bilder, Musik oder Videos auf Basis vorhandener Werke generieren, sollen demnach zwar nicht von vornherein als hochriskant eingestuft, aber streng reguliert werden. In der EU laufen schon Untersuchungen zu ChatGPT. Der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA) gründete Mitte Mai eine Taskforce rund um den Chatbot. Er reagierte damit auch auf ein kurzzeitig ausgesprochenes Verbot für das System von OpenAI durch die italienische Datenschutzbehörde. Die Arbeitsgruppe soll eine einheitliche Rechtsdurchsetzung in der EU gewährleisten und verhindern, dass diverse Kontrolleure der Mitgliedsstaaten auf Beschwerden hin im Alleingang Sanktionen verhängen.

Google verfolge das erklärte Ziel, Bard in der EU nach Rücksprache mit Experten, Regulierungsbehörden und politischen Entscheidungsträgern "verantwortungsvoll" einführen zu wollen, sagte ein Konzernsprecher. "Im Rahmen dieses Prozesses haben wir mit Datenschutzbehörden gesprochen, um ihre Fragen zu beantworten und Feedback entgegenzunehmen."

(mki)