DeCSS-Links unter Beschuss - weltweit

Mit dem New Yorker DeCSS-Urteil in der Tasche sendet die Motion Picture Association of America Abmahnungen an die Betreiber von Websites, die Links zu Downloadsites mit dem DVD-Hackertool anbieten.

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Von
  • Gerald Himmelein

Mit dem New Yorker DeCSS-Urteil in der Tasche sendet die Motion Picture Association of America (MPAA) seit zwei Tagen per E-Mail Abmahnungen an die Betreiber von Websites, die Links zu DeCSS-Downloadsites enthalten. Laut Slashdot.org wenden sich die Anwälte meist direkt an die Hosts der betroffenen Webseiten, die in einigen Fällen die jeweilige Web-Domain gleich sperrten – vorauseilender Gehorsam.

Die rechtliche Gültigkeit dieser Abmahnungen darf bezweifelt werden: Das New Yorker Urteil gilt zwar, doch eben nur in den USA und nur für die um Urteil aufgezählten Angeklagten. In Europa stehen entsprechende Prozesse noch aus. Das Urteil im New Yorker DeCSS-Prozess (als PDF-Datei im Web verfügbar) verhieß nichts gutes: Darin untersagte Richter Kaplan den Betreibern der Website 2600.com nicht nur, das Hacker-Tool bereitzustellen, sondern er untersagte den Beklagten auch gezielte Hyperlinks zu anderen Websites, die das Programm zum Download anbieten. Auf letzteren Punkt basieren die aktuellen Abmahnschreiben der MPAA.

Das Windows-Programm DeCSS schreibt DVDs entschlüsselt auf die Festplatte. Die Filmindustrie argumentiert, das Tool verstöße gegen das US-Recht, speziell den Digital Millennium Copyright Act (DMCA), der die Umgehung von Kopierschutzmechanismen unter Strafe stellt. Der Beklagte des New Yorker Verfahrens, Eric Corley, schlägt vor, die Distribution von DeCSS jetzt erst recht anzukurbeln, um die MPAA-Anwälte zu überfordern. Es stellt sich die Frage, ob es nicht geschickter wäre, stattdessen das Perl-Skript DeCSS zu verbreiten und zu verlinken, das CSS-Formatierungen aus HTML-Dokumenten entfernt und rechtlich unangegriffen bleibt. Im Web steht CSS nicht in erster Linie für "Content Scrambling System", sondern für "Cascading Style Sheets", einem Bestandteil der HTML-4.0-Spezifikation. Der Umstand, dass das relativ nutzlose Perl-Progrämmchen den gleichen Namen wie das berüchtigte DVD-Tool trägt, ist natürlich kein Zufall. (ghi)