Der Kampf zwischen OLED und Mini-LEDs

Flüssigkristalldisplays mit Mini-LEDs graben den OLEDs zunehmend das Wasser ab, am Horizont schweben bereits Micro-LEDs. Doch deren Fertigung ist kompliziert.

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Drei LED-LCD-TVs vor Perlenvorhang

(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't)

Lesezeit: 4 Min.

Auf der Electronic Displays Konferenz in Nürnberg standen zwei führende Displaytechniken auf dem Prüfstand: die OLEDs und die LCDs mit Mini-LED im Backlight. Während OLED für höchste Qualität stehe und deshalb entsprechend teurer sei, punkte die LED-LCD-Technik mit ihren enormen Leuchtstärken, satten Farben, sehr hoher Auflösung und großen Diagonalen, umriss Bob O’Brien vom Marktforschungsinstitut DSCC die Entscheidungskriterien, vor denen Kunden beim Kauf eines Fernsehers stehen.

Auch OLEDs bekommt man aktuell zwar mit 97-Zoll, also fast 2,50 Meter Diagonale. Allerdings nur Geräte mit sogenannten WOLED-Panels von LG Displays. Samsung liefert seine QD-OLEDs genannten organischen Displays aktuell mit maximal 77 Zoll (1,95 Meter Diagonale). QD-OLEDs findet man hierzulande nur in Smart-TVs von Samsung und Sony, alle anderen TV-Hersteller nutzen WOLED-Displays oder aber LCD-Fernseher mit Mini-LED-Backlight. Sony hat LCD-TVs mit Mini-LEDs in diesem Jahr sogar zu seinen High-end-Modellen erklärt und die OLED-Fernseher darunter eingeordnet – das war in den vergangenen Jahren noch anders.

LCD-TVs mit Mini-LEDs im Backlight werden den OLED-TVs in den kommenden Jahren erhebliche Marktanteile abjagen. Beim Umsatz bleiben die OLEDs aber noch eine Weile führend.

(Bild: DSCC Advanced TV Shipment Report)

Ein Grund könnte die reduzierte Produktionskapazität auch bei den OLED-Panels sein, über die O’Brien berichtete und die Preisunterschiede: Die farbstarken QD-OLED-Panels mit 4K-Auflösung sind deutlich teurer als vergleichbare WOLEDs und sogar teurer als Mini-LED-LCDs mit der vierfachen 8K-Auflösung. In der Folge nutzen die weniger bekannten oder auf preiswerte Geräte bedachten Marken wie Hisense, TCL, Skyworth oder Toshiba eher Mini-LED-LCDs als teure OLED-Technik.

Um weniger vom Geräteabsatz abhängig zu sein, haben die TV-Anbieter während der Pandemie ein neues Geschäftsmodell entwickelt. Oder eher: sich abgeguckt, denn YouTube verfolgt dieselbe Strategie schon seit Jahren. Es geht um werbefinanzierte Inhalte, sogenannte FAST-Angebote. Das „Free Ad-supported Streaming“ ähnelt linearem Fernsehen, man kann in den Sendungen meist nicht spulen und ist an die vorgegebene Programmstruktur gebunden. Oft gibt es wie im klassischen Fernsehen eine Senderliste – und jede Menge Werbung.

In den USA erzielen die TV-Hersteller mit werbefinanzierten FAST-Streamingdiensten bereits mehr Umsatz als mit dem Verkauf von Fernsehern.

(Bild: Omdia)

In den USA sind die TV-Hersteller damit laut Paul Grey vom Marktforschungsinstitut Omdia bereits extrem erfolgreich. Hierzulande verdienen sie noch deutlich mehr mit dem Verkauf von Smart-TVs als mit werbefinanzierten Apps.

Schaut man jedoch auf das Geschäftsmodell, das Google bei YouTube verfolgt, ist die Akzeptanz eingespielter Werbung recht hoch. In den USA hat Walmart deshalb jüngst den TV-Hersteller Vizio übernommen. Das nur in den USA aktive Unternehmen hat bei seinen TVs schon sehr früh auf FAST-Dienste gesetzt. Walmart möchte künftig Werbung per Walmart Connect in den preiswerten Unterhaltungsgeräten ausspielen.

YouTube hats vorgemacht, jetzt ziehen die TV-Hersteller nach: Roku und Vizio erzielen mit FAST-Streamingdiensten bereits beachtliche Summen.

(Bild: Bob O’Brien, DSCC)

In der Hochphase der Pandemie schossen die Flachdisplayverkäufe und damit auch die Panelpreise in die Höhe. Vor zwei Jahren folgte dann der Absturz. 2023 zogen die Preise wieder leicht an, weil die Hersteller ihre Produktionskapazitäten reduziert haben. Die Displayindustrie erhole sich immer noch vom Covid-Boom, erklärte Bob O’Brien in Nürnberg. Ob sich hier tatsächlich ein Trend abzeichnet, ist für den Chefanalysten aber noch nicht ausgemacht.

Samsung Displays (SDC) hatte 2022 die LCD-Fertigung komplett aufgegeben und sich stattdessen auf die organischen Displays vor allem für Mobilgeräte konzentriert. Hierdurch war der koreanische Konzern profitabler als der heimische Konkurrent LG Displays (LGD). Der ist zwar weiterhin führend bei großen OLED-Displays, allerdings ist das Geschäft derzeit nicht besonders gewinnträchtig.

Derweil lauert in China der große Mitbewerber BOE, der im Gegenzug die LCD-Produktion kräftig ausgebaut hat. BOE hat auch OLED-Fabs, aber dort immer noch mit Qualitätsproblemen zu kämpfen – vor allem mit großen organischen Displays für TVs kommt BOE trotz kräftiger staatlicher Subventionen langsamer voran als erwartet.

(uk)