Der Mobilfunk und das Prinzip Hoffnung

Mit T-Motion drängt die Deutsche Telekom in das erhoffte Geschäft mit dem mobilen Internet.

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Von
  • Christian Rabanus

Keiner weiss, wie man damit Geld verdienen soll, aber alle investieren Millionen und Milliarden in den Ausbau der Netze und die Entwicklung neuer technischer Standards: M-Commerce ist derzeit Mobilfunkers Liebling. Der gesamte UMTS-Hype ist nur vor dem Hintergrund zu verstehen, dass die Möglichkeiten zur Datenübertragung, die der Mobilfunkstandard der dritten Generation bietet, für kommerzielle Zwecke genutzt werden kann. Ob und wann sich die zu tätigenden UMTS-Investitionen allerdings amortisieren, wisse keiner in der Branche, erfuhr c't jüngst von einem freimütigen Mitarbeiter von Viag Interkom.

Auch die Deutsche Telekom will natürlich ein Stück vom mobilen Kuchen abhaben. So bündelte der Bonner Telekommunikationskonzern Anfang des Jahres seine Mobilfunk-Aktivitäten in einer eigenen Gesellschaft, der T-Mobile International. Wohl inspiriert durch die Gründung eines Multi Access Portals unter dem Namen Vizavvi, die der britischen Mobilfunkanbieters Vodafone AirTouch und des französischen Mischkonzerns Vivendi Ende Januar vereinbart hatten, entstand im April ein neues T-Unternehmen: T-Motion wurde als Joint-Venture von T-Mobile und T-Online aus der Taufe gehoben. Aber anders als Vizavvi wendet sich T-Motion nur an Kunden, die übers Handy ins Netz wollen.

Gegenüber der Financial Times Deutschland hat sich jetzt T-Motion-Chef Nikesh Arora über das Geschäftskonzept des "ersten mobilen, pan-europäischen Lifestyle-Services der Welt", so die Selbstwahrnehmung von T-Motion, geäußert. Fest steht offenbar nur eins: "Wir wollen unseren Kunden alle Dienste auf das Handy bringen, die sie unterwegs benötigen", sagte Arora. Welche Dienste das sein sollen, was die T-Motion-Kunden unterwegs "benötigen" – darüber hat wohl auch Arora bislang nur unklare Vorstellungen. Zwar nennt er beispielsweise den Comic des Tages oder den neuesten Pop-Hit als Klingelmelodie, für mehr als einen Gag kann er das aber selbst nicht halten. Sinnvoll, aber auch nicht unbedingt neu oder einen neuen Dienst erfordernd, sind die obligatorischen Aktienkurse oder Staumeldungen übers Handy, Telefonnummern von Taxizentralen oder von Hotelservices. Nur: Bislang sind die meisten Handynutzer kaum bereit, dafür extra Gebühren zu zahlen.

Das Problem mit dem Geld sieht Arora auch: "Am Ende des Tages geht es natürlich darum, wie man Geld verdient", gibt er zu bedenken, und erklärt: "Wir wollen das Portal [von T-Motion] daher auch in einen Vertriebskanal verwandeln, über den Unternehmen Waren und Dienstleistungen verkaufen und Gewinn machen können." Aber auch wenn diese Unternehmen Gewinn machen, hat T-Motion noch nichts davon. Wer letztlich zahlen müsse, die Kunden, die Netzbetreiber oder Dritte, hänge vom Geschäftsmodell ab, philosophiert Arora.

Um die Entscheidung über das Geschäftsmodell zu fällen, bleibt aber nicht mehr viel Zeit: Im Herbst dieses Jahres noch soll T-Motion über die Netze von T-Mobil in Deutschland und One2One in Großbritannien starten. Allein durch den Glauben an die Potentiale des so genannten M-Commerce kann sich kein Unternehmen finanzieren. (chr)