Der Verkauf des Telekom-Kabelnetzes

Hintergrund: Der Verkauf des TV-Kabelnetzes in Nordrhein-Westfalen könnte richtungsweisend für das weitere Vorgehen der Telekom sein.

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  • dpa

Mit dem Verkauf des TV-Kabelnetzes in Nordrhein- Westfalen hat die Deutsche Telekom die erste ihrer neun Regionalgesellschaften mehrheitlich verkauft. Die amerikanisch- britische Betreibergesellschaft Callahan Associates International LLC galt seit November vergangenen Jahres als der aussichtsreichste Bewerber in NRW. Finanzinstitute, Telefongesellschaften, Softwarehäuser und Medienkonzerne hatten für das Kabelnetz der Telekom geboten. Insgesamt werden über das rund 460.000 Kilometer lange Netz knapp 18 Millionen Haushalte in Deutschland erreicht. Für 4,2 Millionen in Nordrhein-Westfalen steht der neue Mehrheitseigner nun fest.

Der Verkauf zieht sich nun bereits über ein Jahr. Anfang vergangenen Jahres hatte die Telekom ihr Kabelgeschäft in neun regionale Gesellschaften ausgegliedert. Zuvor hatte die Brüsseler EU- Kommission entschieden, dass marktbeherrschende Unternehmen Kabel- und Telefonnetz trennen müssen.

Im August vergangenen Jahres boten für das Kabelnetz unter anderem die Deutsche-Bank-Tochter DB Investor, der Software-Hersteller Microsoft, die Mediengruppe Bertelsmann und der Düsseldorfer Mischkonzern Mannesmann. Presseberichte nannten auch Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp. und die britische TV-Kabelgesellschaft NTL. Auch Callahan Associates International hatte sich in allen Regionen um das TV-Kabelnetz beworben. Mit Milliardeninvestitionen wollen die Interessenten das veraltete Netz multimediafähig machen und so den Zugang zu elektronischem Handel und interaktivem Fernsehen erlangen.

Nur an ausgewählten Regionen interessiert waren unter anderem die Münchener VIAG Interkom und die Kabelnetzbetreiber Primacom (Mainz) und EWT/TSS (Berlin). Die Kölner Gesellschaft NetCologne und die WestLB wollten in NRW einsteigen, die Hamburger Vereins- und Westbank hatte in Norddeutschland Interesse.

Die Telekom engte den Interessentenkreis Schritt für Schritt ein. In drei Regionen wurde seit Dezember vergangenen Jahres nur noch mit jeweils einem Interessenten verhandelt. In NRW war dies Callahan, in Hessen der britische Kabelnetzbetreiber Klesch und in der Region Rheinland-Pfalz/Saarland die niederländische Kabelfernsehfirma United Pan-Europe Communications (UPC).

Damit hatte sich in diesen Regionen die Gruppe der potenziellen Käufer auf ausländische Anbieter verengt. Ein Grund dafür waren nach Brancheneinschätzung die horrenden Preise, die ausländische Firmen boten. Mannesmann, die nach eigenen Angaben nicht mehr berücksichtigt ist, warf der Telekom vor, Konkurrenten in Deutschland vom Bieterkreis auszuschließen.

Die Telekom wollte die Verkäufe in NRW und Hessen eigentlich bis Ende vergangenen Jahres über die Bühne bringen. Später hieß es dann, die Endrunden in NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz/Saarland sollten bis Ende Januar zu einer Entscheidung führen. Unmittelbar danach sollten auch die Schlussverhandlungen für die restlichen sechs regionalen Kabelgesellschaften beginnen.

Aus dem Teilverkauf des Netzes erhofft sich die Telekom gut 30 Milliarden DM, mit denen sie Investitionen und Übernahmen in anderen Sparten finanzieren möchte. Ursprünglich wollte die Telekom bis zu 74,9 Prozent an den Regionalgesellschaften verkaufen. Im November verkündete der Konzern dann jedoch, er wolle die Kaufinteressenten nur noch mit 35 Prozent an den regionalen Kabelgesellschaften beteiligen. Weitere 40 Prozent wolle die Telekom an die Börse bringen und die restlichen 25 Prozent als Sperrminorität behalten. Bei den Kaufinteressenten stieß dieser Schwenk auf Unmut. In NRW hat Callahan jetzt jedoch eine Mehrheitsbeteiligung erhalten. Dies könnte richtungsweisend für die weiteren acht Verkäufe sein. (dpa) (jk)