Der lange Marsch von France Telecom

Hintergrund: Beim dritten Versuch gelingt es der France Telecom, im deutschen Telekommunikationsmarkt Fuß zu fassen.

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Von
  • Christian Rabanus

Aller guten Dinge sind drei: Beim dritten Versuch ist es der France Telecom endlich gelungen, im deutschen Telekommunikationsmarkt Fuß zu fassen. Zuerst zerbrach die Partnerschaft mit der Deutschen Telekom wegen deren Anbändelei mit der Telecom Italia. Dann verhinderte die amerikanische Telefongesellschaft BellSouth im Verbund mit KPN, dem führenden Telekommunikationsabieter in den Niederlanden, in letzter Sekunde die Übernahme von E-Plus durch die Franzosen. Jetzt hat Michel Bon, der Vorstandsvorsitzende von France Telecom, die immer noch zu 62 Prozent in staatlicher Hand ist, durch die Beteiligung bei MobilCom den Einstieg bei einer der größten privaten Telekommunikationsabieter in Deutschland, geschafft.

Die 1991 als reines Mobilfunkunternehmen gegründete MobilCom hat derzeit rund 3.000 Mitarbeiter und über drei Millionen Kunden in den Bereichen Mobilfunk, Festnetz und Internet. 1999 erzielte der Konzern einen Umsatz von 1,25 Milliarden Euro. Bei einem Aktienpreis von etwa 200 Euro (Schlusskurs am 22.3.2000: 199 Euro) beträgt die Marktkapitalisierung rund 8,7 Milliarden Euro. Am 10.3.1997 startete der Handel am Neuen Markt in Frankfurt mit dem Börsengang von MobilCom.

Die France Telecom hat weltweit insgesamt rund 160.000 Mitarbeiter. In Frankreich hat sie 34 Millionen Telefonkunden. Die Mobilfunktochter Itineris kommt auf 14 Millionen Kunden, der Internet-Dienst Wanadoo etwa 1,1 Millionen. Weltweit haben elf Millionen Handy-Benutzer Verträge mit der französischen Telekommunikationsgesellschaft. Sie erwirtschaftete 1999 einen Umsatz von 27,22 Milliarden Euro und ist an der Börse etwa 224 Milliarden Euro wert.

Für ihren Anteil von 28,5 Prozent an MobilCom zahlt die France Telecom bei einem Aktienpreis von 201 Euro etwa 3,7 Milliarden Euro. Die Aktien, die France Telecom erhält, stammen alle aus einer Kapitalerhöhung bei MobilCom.

Gerhard Schmid, der Gründer und Vorstandsvorsitzende von MobilCom, freut sich über das Geschäft: "Die Partnerschaft mit France Telecom ist ein strategischer Quantensprung in der Entwicklung unseres Unternehmens." Er erhofft sich von seinem französischen Partner finanzielle Unterstützung beim Versuch, eine UMTS-Lizenz zu ersteigern und ein entsprechendes Mobilfunknetz aufzubauen. Für die Kooperation mit der in Stuttgart ansässigen Telefongesellschaft debitel sind das schlechte Vorzeichen: Zwar gründeten debitel und MobilCom erst im Januar gemeinsam ein Joint-Venture, um sich zusammen als gleichberechtigte Partner um eine UMTS-Lizenz zu bewerben. Heute aber kündete das Stuttgarter Unternehmen seinen Anspruch an, die unternehmerische Führung in dem gemeinsamen Unternehmen ausüben zu wollen. Insider gehen nach den jüngsten Entwicklungen davon aus, dass das Joint-Venture bereits so gut wie tot ist.

Ob die France Telekom mittelfristig ihr Engagement bei MobilCom verstärken wird, bleibt abzuwarten. Es seien zunächst keine weiteren Investitionen vorgesehen, teilten die Unternehmen mit. Aber ab Mitte 2003 bestehe für den französische Konzern die Option, weitere MobilCom-Anteile von Gerhard Schmid zu erwerben.

Die Deutsche Telekom nimmts gelassen: Der Aktienkauf von France Telecom bedeute nichts weiter als eine Veränderung der Beteiligungsstruktur eines Mitbewerbers, sagte Sprecher Ulrich Lissek. Die Börse allerdings reagierte vorerst negativ. Der Kurs des MobilCom-Papiers fiel bis zum Schluss des Parkett-Handels um fast 20 Prozent und damit weit stärker als der All-Share-Index des Neuen Markts. Dieser gab nur um etwa viereinhalb Prozent nach. (chr)