Kohle statt Erdgas: Bahn bewältigt verstärkten Transportbedarf

Zu den voriges Jahr befürchteten Transportengpässen durch erhöhten Bedarf an Kohle für die Verstromung ist es offenbar nicht gekommen.

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Kohletransport auf der Schiene.

(Bild: Deutsche Bahn, Archiv)

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Die Deutsche Bahn hat eine positive Zwischenbilanz der verstärkten Energietransporte mit Vorrang auf der Schiene gezogen. Seit Oktober 2022 würden täglich im Durchschnitt 30.000 Tonnen Kohle von den Seehäfen der Nordsee zu rund 15 großen Kraftwerken in ganz Deutschland transportiert. Die Güterzüge nutzten dabei zum Teil auch sogenannte Energiekorridore und könnten vorrangig durchs Schienennetz fahren. "Nennenswerte Wechselwirkungen auf den übrigen Zugverkehr, wie ICE & Co., blieben aus", teilte die Bahn mit.

Der vermehrte Energietransport auf der Schiene ist eine Folge des Kriegs in der Ukraine. Statt auf Gas wird wieder mehr auf Kohle oder Öl gesetzt. Damit diese zusätzlichen Transporte auf dem ohnehin stark ausgelasteten Schienennetz rechtzeitig das Ziel erreichen und die Energieversorgung gesichert ist, werden diese vorübergehend mit Vorrang behandelt. Das hatte die Bundesregierung im August 2022 durch eine Rechtsverordnung festgelegt.

Zu der Zeit waren Befürchtungen laut geworden, bei Waggons, Lokomotiven, Betriebspersonal und Trassenkapazitäten könnten sich Engpässe ergeben. Um die Kohletransporte zu gewährleisten, hat DB Cargo nach eigenen Angaben mehr als 1000 Waggons, die bereits auf dem Abstellgleis standen, wieder technisch fit gemacht. Empfangshäfen waren zumeist Rotterdam und Amsterdam. Ein Schwerpunkt der Routen führte zu Kraftwerken in Süddeutschland und im Saarland.

Insgesamt wurde die Kohle-Transportmenge verdoppelt. Zuvor waren wöchentlich 50 Züge mit Steinkohle unterwegs. Verglichen mit den 20.000 Güterzügen der Tochter DB Cargo insgesamt fallen die 50 Kohlezüge nicht sehr ins Gewicht – auch nicht nach der Verdopplung der Transportmenge. Ein Zug mit 44 Kohlenwagen transportiert etwa 2800 Tonnen Steinkohle. Das entspricht der Ladung von rund 100 Lkw.

Die Braunkohle konnte im vergangenen Jahr durch die kriegsbedingte Energiekrise ein kleines Comeback feiern und hat gegenüber dem Jahr 2021 etwa 8 Terawattstunden mehr beigesteuert. Insgesamt lag die Jahresproduktion bei 107 TWh netto. Ähnliches gilt für die Steinkohle. Hier wurden rund 9 TWh mehr gegenüber dem Vorjahr produziert, insgesamt 56 TWh im Jahr 2022. Mit Erdgas wurden 47 TWh für die öffentliche Stromversorgung produziert, 5 TWh weniger als im Vorjahr.

(anw)