Deutsche Bahn verkauft teilweise nicht gültige 9-Euro-Tickets für Intercity-Züge

Wer per DB Navigator Verbindungen sucht, der bekommt teilweise auch für Intercity-Verbindungen das 9-Euro-Ticket angeboten. Das ist jedoch nicht gültig.

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(Bild: DS_93/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Sebayang

Das 9-Euro-Ticket ist als Pauschalangebot für Reisende mitunter eine komplizierte Sache. Denn nicht alle Züge, für die Nahverkehrsfahrscheine gelten, können mit dem 9-Euro-Ticket genutzt werden. Das betrifft etwa Auslandsverbindungen, aber auch für viele Intercity-Linien mit sogenannter Anerkennung von Nahverkehrstickets.

Zum Start des 9-Euro-Tickets stellte sich jedoch heraus, dass die Deutsche Bahn 9-Euro-Tickets teilweise für solche Verbindungen verkauft, darauf verwies etwa Lukas Iffländer, der stellvertretende Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn per Twitter. Trotz des Angebots ist die Nutzung des Fahrscheins jedoch riskant und gilt – je nach Linie – als Schwarzfahrt.

Obwohl die Deutsche Bahn von der Problematik mittlerweile weiß, ließen sich auch am Morgen des 3. Juni weiter 9-Euro-Tickets für ungültige Strecken erwerben. So wird etwa die Fahrt von Berlin zum Flughafen mit dem IC 2175/RE52175 (ab 10:26 Uhr) auf der Webseite bahn.de inklusive des Aktionsangebotes für 9 Euro angeboten. Die Einzelfahrt kostet 3,80 Euro. Auch mit dem DB-Navigator ist das Angebot ersichtlich. Dass das 9-Euro-Ticket nicht gilt, erfährt die Kundschaft nur nach dem Klick auf "Details einblenden".

Dass die Fahrt von Berlin zum Flughafen mit dem IC 2175/RE52175 nicht mit dem 9-Euro-Ticket möglich ist, erfährt der Kunde erst beim Klick auf den Detail-Link.

(Bild: Sebayang)

Ein solches Ticket lässt sich sogar für den Railjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) lösen. Der RJ 257 als RE-Linie 27 fährt um 4:57 Uhr ab und kann bis Elsterwerda mit einem 9-Euro-Ticket gebucht werden.

Auch dieser Railjet dürfte eigentlich nicht für 9 Euro angeboten werden.

(Bild: Sebayang)

Das gilt aber nicht für alle Verbindungen. Für die IC-Linie Bremen-Norddeich Mole wird nur noch der NDS-Nahverkehrstarif oder der Fernverkehrstarif angeboten. Auch die Verbindung Rostock-Stralsund (IC und ICE) lässt sich nur nach dem Deutschland-Tarif buchen. Diese Züge verkehren allerdings nicht als Regionalzug trotz Nahverkehrs-Anerkennung. Auch auf dem Regionalexpress 32 (Ulm-Oberstdorf) wird das 9-Euro-Ticket nicht angeboten. Hierbei handelt es sich um einen Regionalexpress der DB Fernverkehr. Dort ist das Ticket nicht gültig, obwohl der Zug keine IC-Nummer hat, wohl aber mit Intercity-Wagen bedient wird.

Auf Nachfrage von heise online zu dieser Situation, insbesondere dazu, was dem Fahrgast droht, gab es jedoch keine konkrete Antwort. Man verwies weiter darauf, dass die Tickets nicht gelten. Derzeit wird das 9-Euro-Ticket laut Antwort der Deutschen Bahn nur auf zwei Intercity-Linien, die gleichzeitig Regionalbahnen sind, abschnittsweise anerkannt. Letmathe-Dillenburg (IC-Linie 34) sowie auf der Gäubahn (Stuttgart-Singen-Konstanz). Für die anderen Linien laufen weiterhin noch Verhandlungen, so die Deutsche Bahn.

Für den Fahrgastverband Pro Bahn ist dieses Vorgehen nicht akzeptabel. So sagt Lukas Iffländer heise online: "Wenn das Ticket für eine Verbindung im Verkauf über bahn.de und den Navigator angeboten wird, muss es da auch gelten. Sonst werden Fahrgäste unverschuldet zum Schwarzfahrer." Pro Bahn drängt weiter auf eine Lösung, denn "Menschen, die aus finanziellen Gründen ihre Fahrkarten monatlich oder wöchentlich kaufen müssen oder keine Lastschrift erteilen dürfen, [werden] so ausgeschlossen."

Übrigens fehlt der Hinweis, dass das 9-Euro-Ticket in sonst freigegebenen Zügen nicht gilt, auch auf Zugzielanzeigern. Auf dem Berliner Hauptbahnhof wird beispielsweise pauschal auf die abschnittweise Gültigkeit von Nahverkehrs-Fahrscheinen verwiesen.

(mki)