Deutsche Software vermittelt "Direktkontakt" zu US-Präsidentschaftskandidaten

Die technische Kommunikationslösung hinter der "Politik-2.0"-Plattform "Direkt zur Kanzlerin" ist nun auch im US-Wahlkampf bei dem neuen Portal "Straight 2 the Candidates" im Einsatz und soll das Wähler-Engagement fördern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die technische Kommunikationslösung hinter der "Politik-2.0"-Plattform "Direkt zur Kanzlerin" ist nun auch im US-Wahlkampf bei dem neuen Portal "Straight 2 the Candidates" im Einsatz. Über diese Website können interessierte Wähler und andere Surfer wie beim deutschen Vorbild Anliegen oder Fragen an Politiker in Form von Texten sowie als Ton- oder Videobotschaften gezielt vorbringen. Andere Nutzer können dann darüber abstimmen, auf welche Beiträge der jeweilig angesprochene US-Präsidentschaftskandidat antworten soll.

Die meisten Fragen richten sich auf der gerade gestarteten Plattform momentan an den schwarzen Hoffnungsträger der Demokraten, Barack Obama. Aber auch an seine parteiinternen Konkurrenten Hillary Clinton, Joe Biden und Dennis Kucinich sind bereits einige Einträge gerichtet, die sich unter anderem auf die künftige Irak-Politik beziehen. Das größte Interesse unter den Kandidaten der Republikaner hat bisher der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani auf sich gezogen.

Die aus dem Berliner und Brandenburger Universitätsumfeld stammenden Macher der "Direkt zu"-Software, die etwa auch einen heißen Online-Draht zu Bundestagspräsident Norbert Lammert oder einzelnen Landesministerpräsidenten wie Christian Wulff oder Matthias Platzeck herzustellen hilft, starteten im Juni eine Kooperation mit mehr als 30 US-amerikanischen Studenten mehrerer Hochschulen. Ziel war es, das neuartige Kommunikationssystem auch im Rahmen der Präsidentschaftswahlen 2008 in den Vereinigten Staaten einzuführen.

Anders als bei dem zunächst gescheiterten Versuch, unter dem Dach www.communination.eu einen Webdialog mit Regierungsspitzen in anderen EU-Ländern anzuregen, kümmerte sich die hiesige Studententruppe bei dem Vorstoß in die USA so vorab bereits um eine stärkere Einbindung lokaler Nutzergruppen aus dem Universitätsumfeld. Als Clou der US-Plattform bezeichnet sie, dass darüber anders als bei den viel beachteten Online-TV-Debatten von CNN und YouTube mit Präsidentschaftskandidaten jeder Nutzer "basisdemokratisch per Mausklick" Fragen stellen und zugleich mitentscheiden kann, welche Eingaben aufgegriffen werden.

Die vor einem Jahr gestartete Verbindungsseite zu Kanzlerin Angela Merkel und die nach und nach dazu gekommenen deutschen Folgevarianten haben inzwischen nach Angaben der ehrenamtlich arbeitenden, unter anderem von der EU geförderten Macher mehr als 30 Millionen Klicks verzeichnet. Die ein stärkeres bürgerschaftliches Engagement anstrebende Truppe musste sich aber auch Kritik gefallen lassen, da der direkte Kontakt zwischen Politikern und Wählern eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte und die Surfer nicht mit Standardparolen aus PR-Abteilungen der Regierenden abgespeist werden dürften.

Julie Germany, Direktorin des Institute for Politics, Democracy and the Internet der George Washington University, glaubt aber an den Erfolg des US-Portals: "Viele Politiker in den USA suchen nach neuen Wegen, mit den Wählern zu kommunizieren." Hier biete Straight2theCandidates.com eine einfache und ohne großen Aufwand zu nutzende Gelegenheit. Germany hat zugleich ein zusätzliches ein interkulturelles Dialogangebot angeregt. So seien Surfer weltweit auch dazu eingeladen, sich auf "Straight 2 the USA" mit ihren Fragen an US-Bürger zu wenden. (Stefan Krempl) / (hob)