Deutsche Unternehmen hinken beim E-Commerce den Kunden hinterher

Deutsche Unternehmen hinken nach einer Studie des Marktforschungsinstitutes GfK bei ihrem Internet-Angebot den Verbraucherwünschen hinterher.

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  • dpa

Deutsche Unternehmen hinken nach einer Studie des Marktforschungsinstitutes GfK bei ihrem Internet-Angebot den Verbraucherwünschen hinterher. "Viele deutsche Unternehmen haben bis vor einem Jahr das Internet einfach nicht ernst genommen", sagte der Geschäftsführer der GfK-Medienforschung, Michael Spohrer, in einem dpa-Gespräch. "Das online-Angebot hat sich deswegen weniger schnell als die Nachfrage entwickelt." Die Zahl der deutschen E-Commerce- Nutzer habe 10,5 Millionen Menschen erreicht und sich innerhalb des vergangenen halben Jahres verdoppelt.

Virtuelle Firmen-Angebote beschränkten sich heute oft auf Massenartikel. "Dabei sind die Online-Käufer eine elitäre Zielgruppe, die geben auch mal 250 Mark für ein Paar Schuhe aus." Nach einer GfK- Studie, die Spohrer mit seiner Kollegin Sandra Leck erarbeitete, handelt es sich um eine "attraktive Zielgruppe" für den Handel: zwischen 30 und 49 Jahren alt, zu 80 Prozent berufstätig und gut verdienend. "Diese Leute finden Einkauf per Internet 'trendy'", sagte Spohrer. "Sie sind sehr optimistisch und probieren gerne Neues aus." Daher könnten auch solche Produkte über das Internet verkauft werden, die bisher kaum Absatz fänden. "In Deutschland hat einfach noch kein Unternehmen versucht, haltbare Lebensmittel übers Netz zu verkaufen." Rund 30 Prozent der insgesamt 8.400 befragten Personen wollten künftig Möbel oder Schuhe per Internet kaufen. Bisher seien Bücher, CDs, Unterhaltungs-Elektronik, Geschenke und Handys gefragt.

Zudem lasse das Service-Angebot der deutschen online-tätigen Firmen zu wünschen übrig. "Da fehlt die Qualität. Die Firmen halten oft nicht, was die 'Site' verspricht", sagte Spohrer. So mache die Logistik und Lieferung der Produkte vielen Firmen Probleme. Auch die Reklamationsmöglichkeiten seien häufig schlecht. 86 Prozent der Kunden fürchteten das Sicherheitsrisiko bei der Bezahlung. Die Unternehmen seien gefordert, neue Ideen zu entwickeln. Dabei müssten sie aber ihr Denken völlig umstellen. Der einzelne Kunde interessiere viele Firmen nicht, meinte der Experte. "Im Web muss ich aber wissen, wer der Kunde ist, der gerade eine Schokolade kauft." Es sei datentechnisch leicht möglich, den Kunden zu identifizieren und zu speichern, welche Einkäufe er einen Tag zuvor erledigt habe und was ihm noch fehle. "Das ist wie früher im Tante-Emma-Laden. Das Web weiß, ob der Kunde Bananen lieber reif oder grün kauft." (dpa) / (jk)