Deutscher Umweltbeobachtungssatellit EnMAP erfolgreich gestartet

Der in Deutschland entwickelte und gebaute Satellit EnMAP ist gestartet. Der Hyperspektralsatellit soll fünf Jahre hochauflösende Aufnahmen der Erde liefern.

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EnMAP - der erste deutsche Hyperspektralsensor im All

(Bild: DLR)

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Der in Deutschland entwickelte und gebaute Hyperspektralsatellit EnMAP (Environmental Mapping and Analysis Program) ist erfolgreich gestartet. In den kommenden fünf Jahren soll der Umweltbeobachtungssatellit aus einer etwa 640 Kilometer entfernten Erdumlaufbahn hochauflösende Bilder von der Erde liefern. Dabei soll der Zustand von Gewässern, Böden und Pflanzen beobachtet werden.

"Diese Forschungsmission für Umwelt- und Klimaschutz "made in Germany" unterstützt eine nachhaltige Landnutzung, hilft den Klimawandel zu charakterisieren und ermöglicht Umweltzerstörung frühzeitig zu erfassen, um ihr entgegenzuwirken. EnMAP wird Feinheiten entdecken, die uns bislang verborgen waren. So können wir Veränderungen unserer Umwelt rechtzeitig erkennen und vorausschauend handeln", erklärt Dr. Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt im Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

Gestartet ist EnMAP aus Cape Canaveral in Florida (USA) an Board eine Falcon 9-Rakete des Raumfahrtkonzerns SpaceX. Bereits 15 Minuten nach dem Start wurde der Satellit in einem niedrigen Erdorbit ausgesetzt, wo er getestet und anschließend in Betrieb genommen wird. Erste wissenschaftliche Daten sammelt der Umweltsatellit dann in sechs Monaten, wenn die Testphase abgeschlossen ist.

Nach der Testphase könnten Wissenschaftler dann konkret sagen, welche Gebiete der Erde sie zu einer bestimmten Jahreszeit durch die 'Augen' von EnMAP kartografiert bekommen möchten, erklärt Dr. Sebastian Fischer, EnMAP-Gesamtprojektleiter in der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Der Satellit EnMAP ermögliche in mehr als 250 Teilbereichen des sichtbaren und infraroten Lichts gleichzeitige Aufnahmen der Erdoberfläche. Alle vier Tage entstehe so ein umfassendes Bild der gesamten Erdoberfläche. Örtliche und zeitliche Veränderungen können demnach genau verfolgt werden, heißt es in einer Mitteilung des BMWI.

"Jedes Material auf der Erdoberfläche reflektiert das Sonnenlicht in einer für ihn charakteristischen Art und Weise und hinterlässt so eine sogenannte Spektralsignatur. Diesen "farbigen Fingerabdruck" kann EnMAP mithilfe seines Messinstruments erkennen, unterscheiden und abbilden", heißt es in einer Mittelung des DLR.

Die Daten werden dem DLR zufolge in vielen Forschungsbereichen Anwendung finden, etwa in der Geologie, Land- und Forstwirtschaft, Bodenkunde oder in der Erforschung der Küstengebiete und Inlandsgewässer. Für die Abbildung der Nährstoffversorgung von Ackerpflanzen oder der Wasserqualität von Seen, seien Aufnahmen eines hyperspektralen Sensors, den EnMAP an Bord hat, nötig. Die Identifizierung von Mineralen in Gesteinen und Böden, Erfassung der Vegetationsbestandteile und -zustände und Bestimmung der Wasserinhaltsstoffe sei ebenfalls möglich.

Die von der Deutschen Raumfahrtagentur im Auftrag des BMWK durchgeführte Mission, soll die Erdoberfläche charakterisieren und Umweltveränderungen aufzeichnen. Der Satellit und das Hyperspektralinstrument, das von der Erde reflektiertes Sonnenlicht in Wellenlängenbereichen von 420 Nanometer bis 2450 Nanometer aufzeichnet, wurde von der OHB-System AG aus Bremen entwickelt und gebaut.

"EnMAP hat eine Bodenauflösung von 30 Metern und kann jeden Punkt der Erde mit einer Wiederholrate von 27 Tagen im Senkrechtblick aufnehmen, die durch Schwenken auf vier Tage verkürzt werden kann", heißt es ausführlichen Beschreibung der wissenschaftlichen Anwendungspotenziale und Nutzungsvorbereitung (PDF)

Die wissenschaftliche Leitung der Mission hat das GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam. Die Satellitensteuerung und Datenaufzeichnung übernimmt das DLR in Oberpfaffenhofen. In der Testphase werde besonders darauf geachtet, dass die Qualität der gelieferten Daten den Erwartungen entspreche, erklärt Dr. Sebastian Fischer.

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In der Vergangenheit präsentierte das DLR und Teledyne Brown Engineering auf dem International Astronautical Congress (IAC) bereits erste Aufnahmen des hyperspektralen Erdbeobachtungsinstruments DESIS (DLR Earth Sensing Imaging Spectrometer), das im August 2018 an der Außenseite der ISS montiert wurde.

Auch untersuchten Wissenschaftler 2015 im Projekt "DryLand" mithilfe von Hyperspektral-Aufnahmen, wie unter Wassermangel leidender Weizen Licht reflektiert. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollten später in der Satellitenmission EnMAP von Nutzen sein. EnMap sollte damals ursprünglich 2018 starten.

(bme)