Dezentrale Kontrolle der Rootzone gefordert

Der "Council of European National TLD Registries" will die Verwaltung der Rootzone dezentralisieren, damit Verfahrensprozesse wie Nameserver-Updates künftig deutlich schneller ablaufen.

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Von
  • Monika Ermert

Der Council of European National TLD Registries (CENTR) will die Verwaltung der Rootzone dezentralisieren. Statt dem händischen Eintragen von Änderungen durch die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) schlägt CENTR-Chef Paul Kane ein webgestütztes, verschlüsseltes System vor, das insbesondere nationalen Registries rasche Änderungen ihres Administrators oder ihrer Nameserver ermöglichen soll. Die lange Dauer solcher Updates führt permanent zu Auseinandersetzungen zwischen Vertretern von Länder-Registries und den IANA-Angestellten bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN). Beim ICANN-Treffen in Luxemburg klagte etwa ein Vertreter der namibischen Länder-Registry, dass das inzwischen fünfköpfige IANA-Team drei Monate für ein einfaches Nameserver-Update gebraucht habe.

Den aktuellen Anstoß für das Projekt unter dem Titel "Shared-Responsibility" gab aber, so Kane, das harsche Statement von Michael Gallagher, Chef der National Telecommunication and Information Agency (NTIA), zur fortbestehenden US-Aufsicht über die zentrale Root und über ICANN. Das Statement rief beim ICANN-Treffen in Luxemburg viel Stirnrunzeln vor allem von Seiten verschiedener Regierungsvertreter hervor. Entsprechend interessiert zeigten sich laut Kane daher Vertreter in ICANNs Regierungsbeirat an der Dezentralisierungsidee. Alles, was nationale Regierungen, beziehungsweise die jeweiligen TLD-Manager in die Lage versetze, ihre Zone so weit wie möglich selbst zu verwalten, sei willkommen. Die Reaktionen auf Seiten der Länder-Registry-Betreiber selbst bezeichnete Kane ebenfalls als positiv. Schon kurz nach dem Start der Initiative haben 50 Länder-Domain-Manager aus aller Welt ihr Interesse angemeldet. Auch DENIC-Vorstandsfrau Sabine Dolderer sagt: "Ich halte jede Professionalisierung der IANA und jede Beschleunigung der Update-Verfahren, möglicherweise auch durch eine Automatisierung, für gut." Von der US-Aufsicht, so Dolderer, sei das erst einmal losgelöst.

"Die Aufsichtsrolle der US-Regierung soll damit nicht generell in Frage gestellt werden", betonte Kane. Bislang habe die USA diese Rolle durchaus unparteiisch wahrgenommen und man sei auch mit der US-Seite in Gesprächen über das System, so Kane. "Wir sind aber nicht einverstanden mit dem von Michael Gallagher geäußerten Verständnis, dass die US-Regierung die Änderungen in der Rootzone "autorisiert". Der US-Regierung komme keine Entscheidungsbefugnis zu, sie sichere letztlich nur, dass alle Verfahrenschritte eingehalten worden seien. Auch diese Aufsicht aber soll für Änderungen bei Länder-Domains über das Web-basierte System künftig entfallen. Laut einem ersten Draft bekommt die NTIA Zugriffsrechte nur für bestimmte Änderungen in der Rootzone, etwa bei Änderungen im Bereich der generischen Top Level Domains. Über die genauen Zugriffsrechte können die Parteien noch trefflich streiten, sollte die Initiative zum Laufen kommen. (Monika Ermert) / (pmz)