Diabetesgeschäft: US-Studie zeigt Praktiken illegaler Online-Apotheken
Ozempic und Wegovy sind zum Abnehmen sehr beliebt, was auch Kriminelle anlockt. Eine US-Studie warnt vor Risiken beim Kauf gefälschter Produkte im Internet.
Eine US-Studie warnt vor dem Risiko, das von illegalen Online-Apotheken ausgeht, die gefälschte Versionen der Medikamente Ozempic und Wegovy von Novo Nordisk mit dem Wirkstoff Semaglutid ohne Rezept verkaufen. Diese werden zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Die Langzeitfolgen sind ebenfalls noch nicht ausreichend erforscht, wie das Ärzteblatt berichtet.
Die Studie wurde unter anderem in Zusammenarbeit mit der University of California in San Diego durchgeführt. Die Forschenden haben im Sommer 2023 Suchmaschinenergebnisse gescrapt und dabei mehr als 1000 Links gesammelt, von denen 317 zu Online-Apotheken führten. Fast die Hälfte der Websites (134 Websites) gehörten demnach zu illegalen Online-Apotheken. 763 Links waren Websites, die keine Produkte zum Verkauf anboten, sondern zu Nachrichten- und Informationswebsites und 148 Telemedizin-Websites gehörten, auf denen Patienten beraten werden oder Rezepte erhalten können.
Testkäufe bei sechs Online-Händlern
Die Forschenden bestellen testweise Produkte in sechs Online-Shops. Diese wurden beispielsweise von der National Association of Boards of Pharmacy als nicht empfohlen oder betrügerisch eingestuft. Die Preise für die kleinste Dosis und Menge lagen zwischen 113 und 360 US-Dollar. Die Bestellbestätigungen erfolgten über WhatsApp oder per Mail.
Von sechs gekauften Produkten wurden nach Angaben der Forscher nur drei geliefert. Bei mehreren Websites war es möglich, Semaglutid ohne Rezept zu bestellen.
Zudem verlangte ein Teil der Verkäufer laut der Studie zusätzliche Zahlungen in Höhe von 650 bis zu 1.200 US-Dollar, um angeblich den Zoll zu passieren, was Zollbehörden gegenüber den Forschenden als betrügerisch bestätigten.
Gepanschte Produkte
Die Laborprüfung ergab der Studie zufolge, dass alle Produkte Semaglutid enthielten, aber einen deutlich niedrigeren Reinheitsgrad aufwiesen – 7 bis 14 Prozent gegenüber den angegebenen 99 Prozent. Die Produkte, die als Ozempic verkauft wurden, wiesen demnach ebenfalls deutliche Unterschiede zu den echten Produkten auf, es gab etwa klare Abweichungen von den regulatorischen Informationen, der korrekten Kennzeichnung und Hinweise darauf, dass die Produkte wahrscheinlich nicht registriert waren. In jeder Probe habe der Wirkstoffgehalt die auf der Verpackung angegebene Menge um 29 bis 39 Prozent überstiegen.
Die Forschenden betonen die Notwendigkeit einer verbesserten Arzneimittelüberwachung, einschließlich der Risiken, die mit dem Online-Erwerb verbunden sind. Unter anderem die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) und die Weltgesundheitsorganisation haben in der Vergangenheit bereits vor gefälschten Produkten gewarnt, da diese ein Risiko für Patienten darstellen.
Gefälschte Produkte
In Deutschland und Österreich schlagen sich die Arzneimittelbehörden derweil mit Produktfälschungen von Abnehmpräparaten herum, vor allem Ozempic. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert auf einer eigenen Seite ausführlich über die Entwicklungen von Ozempic-Fälschungen. Es wurde versucht, solche Fälschungen in den Umlauf zu bringen. Sie seien schwer zu erkennen und enthielten Insulin anstelle von Semaglutid, was eine erhebliche Gesundheitsgefährdung darstelle. In Deutschland wurden laut BfArM keine weiteren gefälschten Packungen in der legalen Vertriebskette entdeckt. Des Weiteren helfe das securPharm-System, die Abgabe von Fälschungen zu verhindern. 2023 hatten Fälschungen bereits Patienten in Österreich erreicht.
(mack)