Start-up VIL: VR mit leicht nutzbaren Komplettsystemen in die Klassen bringen

Auf der Didacta 2023 tummeln sich einige Start-ups, die Digitaltechnik einfacher in die Klassen bringen wollen. VIL fährt mit VR-Komplettsystemen auf.

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Lehrkräfte können über das Managementsystem sehen, was einzelne Schülerinnen und Schüler gerade anschauen. So können sie leichter steuernd eingreifen, damit Lerninhalte auch in den manchmal überwältigenden 360-Grad-Videos erkannt werden.

(Bild: heise online/kbe)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das Start-up VIL hat auf der Didacta 2023 zwei seiner Lösungen für den Einsatz von VR-Brillen im Unterricht vorgestellt. Das noch sehr junge Unternehmen aus Langenfeld vertreibt für den Unterricht verschiedene, gesicherte Transportkoffer und -wagen und kümmert sich insbesondere um die Managementsoftware und die Bibliothek für die Technik. Es firmiert auch unter dem Namen VIL-Group und möchte leicht zu bedienende Komplettlösungen für den Unterricht anbieten. VIL ist die Kurzform von "Virtuelles Interaktives Lernen".

Der fahrbare Schrank wird geöffnet zum Pult. Das Display für das Management-System ist in den Deckel eingearbeitet.

(Bild: heise online/kbe)

Am Stand des nun zwei Jahre alten Unternehmens können Interessierte einerseits einen Klassensatz mit bis zu 30 VR-Brillen der Marke Pico (momentan das Modell G2 4K) und Controller in einem Wagen begutachten. In drei untereinander angeordneten Schubladen werden die Headsets und Controller verstaut, außen auf den Schubladen sind die Ordnungsnummern der Headsets und der jeweilige Ladestand zu erkennen. Eine weitere Schublade beinhaltet zudem 15 Tablets, die für die Schülerinnen und Schüler gedacht sind, die mit einer VR-Brille – unter anderem wegen möglicher Simulatorkrankheit – nicht zurechtkommen.

Der Wagen besitzt einen Deckel, der, wenn er aufgeklappt wird, das Steuerungssystem für Lehrkräfte zeigt; er ist dann wie ein Stehpult zu nutzen. Die innere Optik erinnert an einen Desktop. In den Deckel wurde ein Display integriert, eine Mini-Tastatur mit Touchpad für die Eingaben ist auch dabei, wahlweise kann auch ein Tablet dafür genutzt werden. Eingaben direkt über das Display sind dank Touch-Display ebenfalls möglich.

Lehrkräfte können über diese Einheit steuern, welche Inhalte Schülerinnen und Schüler mit den VR-Brillen entdecken dürfen, können Teile der integrierten VR-Bibliothek sperren oder freigeben und auch Einsicht in das nehmen, was ihre Schützlinge gerade begutachten. So können sie den Kindern und Jugendlichen beispielsweise Tipps geben, was sie sich für den Unterricht ansehen sollen.

Lehrkräfte können genau einstellen, was Schülerinnen und Schüler aus der Bibliothek angucken dürfen. Die Steuerung ist übersichtlich gestaltet.

(Bild: heise online/kbe)

Mit den Pico-VR-Geräten im Wagen ist das Ansehen von 360-Grad-Videos möglich. Kinder und Jugendliche bewegen sich mit diesen Sets nicht selbst durch den Raum, sondern können auf ihren Plätzen sitzen bleiben. Die Brillen erfassen die Kopfbewegungen der Träger, nicht aber die Körperbewegungen (3DoF).

Die Stärke des Wagens liegt in der Einfachheit seiner Bedienung und dem geringen Pflegeaufwand. Der Schrank besitzt ein eigenes Lademanagement für die VR-Brillen, das von VIL selbst entwickelt wurde. Das Laden der Geräte wird damit schonend orchestriert. Lehrkräfte müssen hier also nicht auf jedes Gerät einzeln achten oder Angst davor haben, dass sie beim Laden etwas falsch machen.

Zudem ist ein autarker Betrieb des Wagens möglich, da ein LTE-Router integriert ist. Der Wagen kann auch mittels Pincode oder in einer neueren Version mit RFID-Chips leicht abgeschlossen oder entsichert werden.

Offen zeigt sich zugleich die von VIL programmierte Bibliothek. Diese wird zum Beispiel mit öffentlich zugänglichem Material von den öffentlich-rechtlichen Sendern wie ARD und ZDF befüllt, Inhalte werden aber auch hinzugekauft. Lehrkräfte und ihre Schützlinge können allerdings auch selbst aktiv werden und eigene Inhalte hochladen. Klassen müssen also nicht bloße Konsumenten bleiben, sondern dürfen auch Inhalte-Produzenten werden.

Momentan enthält die Bibliothek 20 360-Grad-Videos sowie 18 APKs. Vier von diesen sind Inhalte-Bündelungen mit insgesamt 120 Mikroanwendungen (Videos & Anwendungen).

Andererseits gibt es bei VIL noch einen Koffer mit insgesamt 8 VR-Brillen im Angebot – ein großer Hartschalen-Rollkoffer. Der Koffer ist ebenfalls mit einem eigenen Lademanagement, Tablet zur Steuerung und einem eigenen Router ausgestattet. Dieses Set bietet die Möglichkeit, dass Nutzende sich mit der Brille auch im Raum bewegen können (6DoF). Den Einsatz sieht der Hersteller eher im Berufsschulbereich, in Hochschulen oder bei Seminaren.

Die Brillen des Rollkoffers kommen ebenfalls von der Firma Pico und heißen Neo3Pros. Die Integration der Pico 4 ist hier in Arbeit. Ebenso wird die Integration der Meta Quest 2 für Wagen und Koffer geplant. Modelle von HTC & Samsung werden laut VIL unter den Aspekten Preis, Leistung und Kompatibilität im Auge behalten.

VIL hat das Steuerungssystem (VIL-Comander) auf Grundlage von Linux Ubuntu umgesetzt. Die Brillen werden eingekauft und auch mit zwei eigenen Softwarelösungen bespielt. Diese gewährleisten die Funktionalität des Mobile-Device-Managements sowie eines eigenen Launchers.

Momentan arbeiten knapp 30 Menschen für VIL. Der Launch der Produkte erfolgte im Sommer 2022. Die zwei Gründer des Unternehmens beschäftigen sich schon länger mit VR-Technik, haben in Langelsheim aber zunächst VR eher für Spielangebote wie etwa Escape-Games eingesetzt. Für die Bildungssparte erfolgte die Gründung Anfang 2021. Zu den Kunden von VIL zählen nun nicht nur allgemeinbildende Schulen oder Berufsschulen, sondern auch Universitäten. Momentan haben knapp 30 Bildungseinrichtungen VIL-Produkte im Einsatz.

Die Didacta 2023 findet vom 7.3. bis zum 11.3. in Stuttgart statt.

(kbe)