Die Bundesregierung und der Cyber-Terrorismus

Eine Studie des Außen- und Verteidigungsministeriums, die dem Spiegel vorliegt, beschreibt die angebliche Gefahr terroristischer Angriffe durch das Internet und macht Vorschläge zum Schutz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 123 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Nach den Anschlägen vom 11. September befürchten außer den US-Offiziellen nun auch Experten der Bundesregierung terroristische Angriffe durch das Internet auf Versorgungs- und Kommunikationseinrichtungen in Deutschland, berichtet der Spiegel in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Eine gemeinsame Studie des Außen- und Verteidigungsministeriums, die dem Blatt vorliege, warne vor einer "Bedrohung für Staat und Wirtschaft" durch Cyber-Krieger: "Für Terroristen bietet das Internet geradezu perfekte Arbeitsbedingungen." Seit dem 11. September seien politisch motivierte Attacken nicht mehr auszuschließen.

Die 16-seitige Expertise beschreibe die Gefahren "gezielter Eingriffe an besonders neuralgischen Punkten" wie Telekommunikation, Strom-, Gas- und Ölversorgung. Sie könnten "gegenseitig aufschaukelnde Ausfallerscheinungen hervorrufen, die das gesellschaftliche Leben buchstäblich lahm legen". Aber nicht nur Terroristen, auch kleine Staaten könnten im Zuge der "asymmetrischen Konfliktaustragung" militärisch überlegenen Gegnern empfindlichen Schaden zufügen. Die Ministeriums-Experten schlagen den Aufbau einer nationalen Sicherheitsbehörde vor, die Notfallpläne erarbeiten und in Kraft setzen könnte, schreibt das Magazin.

Die Abwehr des Cyber-Terrorismus aber sei teuer: Deutschland müsse mehr Geld für Schutztechnologie ausgeben, fordert die Studie, die von beiden Ministerien unter Verschluss gehalten wird. So müssten "unabhängige nationale Software- und Kryptoprogramme" entwickelt werden. Politisch pikant die Begründung, die die Ministerialen für den nationalen Alleingang bei Sicherheitssoftware angeben: Vor allem amerikanische Anbieter werden verdächtigt, "Trojanische Pferde" in ihren Systemen zu installieren, die US-Geheimdienste im Krisenfall zur Spionage auf den Festplatten nutzen könnten. Technische Lösungen anderer Nationen, heißt es diplomatisch verklausuliert, seien "stets auch unter dem Aspekt daraus resultierender Risiken zu bewerten". Das "Gefahrenpotenzial" eines terroristischen Cyber-Wars aber zu missachten, schreiben die Militärs und Diplomaten laut dem Spiegel, "könnte sich in zukünftigen Konflikten bitter rächen".

Zum Thema Cyberterror siehe auch die Artikel Achillesfersen des Internet und Bedrohtes Netz in Ausgabe 25/2001 von c't ab S. 100. (jk)