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Die Dialektik des Umweltschutzes

Weil die Luft in Europa sauberer wurde, heizt sich der Kontinent stärker auf

Seit den 1970er Jahren gab es in Europa merkliche Luftverbesserungen: Kohleöfen wurden durch Gas- und Fernwärmeheizungen ersetzt, Automobile, Kraftwerke und Fabriken mittels zahlreicher Umweltauflagen reguliert und zum Einbau von Filtern gezwungen. Hinzu kam die Verlagerung von Produktionsstätten in andere Erdteile. Das hatte zur Folge, dass die Luft tatsächlich spürbar sauberer wurde.

Nun postuliert der an der ETH Zürich tätige Klimaforscher Martin Wild [1], dass die durchschnittliche bodennahe Lufttemperatur in Europa doppelt so stark stieg, wie man anhand der Weltklimaentwicklung hätte erwarten dürfen. Mittels umfangreicher Messungen und Computersimulationen kam er zusammen mit dem amerikanischen Geophysiker Joel Norris [2] vom Scripps-Institut für Ozeanographie zu dem Schluss, dass daran vor allem die Verminderung von Aerosolen schuld ist. Solche Schwebeteilchen reflektierten früher die Sonnenenergie in signifikantem Ausmaß. Zusätzlich förderten sie als Kondensationskeime die Bildung von Wolken, welche das Sonnenlicht zusätzlich blocken. Weitere Details zu dieser These will Wild nächste Woche auf der Generalversammlung der Europäischen Geophysikalischen Union [3] präsentieren.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1995205

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.iac.ethz.ch/people/wild/
[2] http://meteora.ucsd.edu/~jnorris/
[3] http://meetings.copernicus.org/egu2008/