Die Fusion EMI/BMG findet nicht statt

Die geplante Fusion zwischen der britischen EMI und der Bertelsmann Music Group ist offenbar endgültig vom Tisch.

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Von
  • Christian Persson

Die geplante Fusion zwischen der britischen EMI und der Bertelsmann Music Group (BMG) ist offenbar endgültig vom Tisch. Bertelsmann erklärte am heutigen Dienstag die Gespräche mit EMI für beendet und gab als Grund für das Scheitern die kartellrechtlichen Anforderungen aus Brüssel und Washington an.

Bis zuletzt hatten Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff und EMI-Chef Eric Nicoli versucht, die EU-Behörden in informellen Gesprächen zu überzeugen. In allen Detailfragen über den Firmenwert, die künftige Strategie und das Management war Einigkeit erzielt worden. Der umfangreiche EMI-Rechtekatalog wäre mit BMG um eine wertvolle Palette klassischer Rock-Musik ergänzt worden.

EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti und seine Experten hatten sich wie im Fall des vorigen Fusionsversuchs von EMI mit AOL/Time Warner gegen die Entstehung einer zu hohen Marktkonzentration entschieden. Ihre Forderungen liefen auf eine Abtrennung wichtiger Teilbereiche der zu fusionierenden Unternehmen hinaus. Die Betroffenen stellten am Schluss aber fest, dass durch die Auflagen für eine Genehmigung der Fusion das ganze weniger wert gewesen wäre, als die Summe der Einzelteile zuvor.

Die Logik der Wettbewerbshüter richtete sich nach den bislang bekannten Tatsachen aus: BMG und EMI sind zwei der fünf großen Konzerne, die den internationalen Musikmarkt beherrschen. Weltmarktführer ist Universal Musik mit einem Marktanteil von 21,2 Prozent. Das Unternehmen gehört zur Vivendi-Universal-Gruppe. Auf Platz zwei rangiert Sony Music (17,7), gefolgt von der EMI Group (13,2). Platz vier nimmt die Bertelsmann Music Group (BMG) mit 12,5 Prozent ein, gefolgt von Warner Music (11,1).

"Unsere Firmen werden nun ihren jeweils eigenen Weg weitergehen", erklärte Bertelsmann-Vorstand Middelhoff. "Mit der Talentschmiede BMG und unserem modernen Vertriebskonzept sind wir im Musikgeschäft in jedem Fall hervorragend aufgestellt." Der Gütersloher Konzern verwies darauf, dass er seine Position im Musikbereich in den vergangenen Monaten maßgeblich verbessert habe. Im direkten Musikvertrieb sei Bertelsmann mit CDNow und dem weltweit größten Musikclub BMG Music Service bereits heute global die Nummer eins. Im digitalen Musikvertrieb habe man die Rolle des Schrittmachers übernommen: Sowohl die gemeinsam mit AOL Time Warner, EMI und RealNetworks gegründete Online-Plattform MusicNet als auch die Unterstützung für Napster bei der Erarbeitung eines legalen Geschäftsmodells sicherten dem Unternehmen neue Vertriebswege. "Die Kunden erhalten die Musik, die sie wünschen – wann, woher und wie sie wollen", so Bertelsmann. (cp)