Entdecker des Uranus: Zum 200. Todestag von Wilhelm Herschel

Vor genau 200 Jahren ist Wilhelm (William) Herschel gestorben. Als Amateurastronom entdeckte er mit dem Uranus den ersten neuen Planeten seit der Antike.

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Wilhelm Herschel drei Jahre nach der Entdeckung des Uranus

(Bild: Lemuel Francis Abbott)

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Vor genau 200 Jahren ist mit Wilhelm beziehungsweise William Herschel einer der bedeutendsten Astronomen überhaupt gestorben. Bekannt ist der gebürtige Hannoveraner vor allem als Entdecker des ersten neuen Planeten seit dem Altertum. Während er seinen Lebensunterhalt als Musiker und Orchesterleiter bestritt, hatte er als Amateurastronom am 13. März 1781 im englischen Bath den Uranus entdeckt. Herschel wurde schlagartig berühmt und der britische König Georg III. sicherte ihm eine jährliche Pension zu. Von da an konnte er sich ganz der Astronomie widmen und sollte noch viele weitere Entdeckungen machen.

Frederick William Herschel kam am 15. November 1738 in Hannover als Sohn eines armen Militärmusikers zur Welt. Schon als Jugendlicher trat er als Musiker ins Militär ein, mit dem er später nach England kam – Englands König herrschte damals auch über Hannover. Im Siebenjährigen Krieg verließ er 1757 die Armee und wanderte mit seinem Bruder nach England aus. Auf der Insel machte er eine Karriere als Musiker und holte 1772 seine Schwester Caroline zu sich. Dafür, dass er ihr ein Leben als Haushälterin ersparte, sollte sie ihm Zeit ihres Lebens dankbar sein. In ihrer Freizeit beschäftigte sich die Musikerfamilie auf Wilhelms Bestreben immer mehr mit Astronomie, Caroline half ihm anfangs widerwillig.

Nachdem Herschel vom Garten seines Hauses im südwestenglischen Bath eher zufällig den Uranus entdeckt hatte, schlug er vor, ihn nach dem König "Georgium Sidum" (lateinisch für "Georgs Stern") zu nennen. Das kam außerhalb von England und Hannover nicht gut an, in Anlehnung an die Namen der bereits bekannten Planeten setzte sich stattdessen Uranus (nach dem griechischen Gott) durch. Für Herschel hat sich der Vorschlag trotzdem ausgezahlt, Georg III. war auf ihn aufmerksam geworden und finanzierte fortan seine wissenschaftliche Arbeit. Wilhelm wurde "Astronom des Königs" und Caroline später "Assistentin des Astronomen des Königs". Ihre damit verbundene jährliche Pension von 50 Pfund gilt als erstes Gehalt, das eine Frau für Forschungsarbeit erhalten hat.

Wilhelm Herschels 40-Zoll-Teleskop

Befreit von der Musik und ausgestattet mit immer leistungsfähigeren Teleskopen widmeten sich die Geschwister verschiedenen Aspekten der Astronomie. Wilhelm entwickelte eine Theorie zur Entstehung von Sternenhaufen und erarbeitete das erste auf Beobachtungen basierende Modell unserer Milchstraße. Nachweisen konnte er außerdem, dass die Gravitation außerhalb des Sonnensystems genauso wirkt wie in unserer direkten Umgebung. Als er sich verstärkt der Analyse der Sonne widmete, fand er heraus, dass diese Energie außerhalb des sichtbaren Spektrums abstrahlte – er hatte die Infrarotstrahlung entdeckt. Herschel entdeckte außerdem die Saturnmonde Mimas und Enceladus sowie die Uranusmonde Oberon und Titania.

Wilhelm Herschels Modell der Milchstraße

Caroline suchte derweil immer intensiver nach Kometen, von denen sie mehrere entdeckte. Sie überarbeitete und korrigierte den wichtigen Sternenkatalog des ersten englischen Hofastronomen, John Flamsteed und erarbeitete einen eigenen Katalog von Objekten am Nachthimmel. Als Wilhelm 1822 starb, zog sie bald nach Hannover zurück, wo ihre Expertise als Astronomin weiterhin sehr gefragt war. Sie starb am 9. Januar 1848. Wilhelms Sohn John Herrschel setzte die astronomische Arbeit fort und erkundete unter anderem den Südsternhimmel aus Südafrika.

Wilhelm Herschel ist in Slough nahe London begraben, auf seinem Grabstein steht "Coelorum perrupit claustra" ("Er durchbrach die Grenzen des Himmels"). Das Grab seiner Schwester Caroline befindet sich auf dem Gartenfriedhof in Hannover. Nach den Geschwistern sind unter anderem Himmelskörper, Krater, ein Weltraumteleskop und andere Observatorien sowie eine Insel in der Nordwestpassage benannt.

(mho)