Die Katholische Kirche mischt im Internet mit

Ob per E-Mail, SMS oder auf der eigenen Homepage, die Katholische Kirche muss für Bruder Paulus in der Internetgemeinde weiterhin mitmischen. Schließlich seien Kirche wie Internet beides Netzwerke.

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Von
  • Lisa Welzhofer
  • dpa

Wenn Bruder Paulus von Gott spricht, benutzt er gerne die Sprache des Internet. "Bei Gott hat jeder seine eigene Homepage", sagt er. Oder: "Der Server im Himmel fällt nie aus." Paulus Terwitte ist Kapuzinermönch und nebenbei Macher der neuesten PR-Aktion des Bistums Limburg. Jeden Morgen kommentiert er auf der Homepage seiner Frankfurter Gemeinde Liebfrauen die aktuelle Schlagzeile der Bild-Zeitung; und die Gedanken, die er sich über Gott und die Welt macht, stoßen auf reges Interesse. Bruder Paulus ist allerdings nicht der Einzige, der mit außergewöhnlichen Aktionen im Internet auf die katholische Kirche aufmerksam macht.

Für die Katholische Medienarbeit, die die Öffentlichkeitsarbeit der Frankfurter Kirche koordiniert, ist es bereits das zweite Projekt in den Neuen Medien. In der diesjährigen Fastenzeit organisierte sie zusammen mit dem Frankfurter Pfarrer Joachim Metzner eine SMS-Aktion, für die sich jeder Interessierte über das Internet anmelden konnte. Mehr als 3.000 Handy-Besitzer machten mit und wurden von dem Geistlichen jeden Tag mit einem Bibelspruch versorgt, der für "eine Unterbrechung im Alltag" sorgen sollte. Auf Grund der großen Resonanz ist für die Adventszeit etwas Ähnliches geplant. "Im Internet können wir Zielgruppen erreichen, die schon lange nicht mehr zu denen der Kirche gehören", sagt Bruder Paulus. Seine Bibelsprüche zu den Bild-Schlagzeilen sieht er als Möglichkeit, in der Datenflut des Internet auf das Angebot der Kirche aufmerksam zu machen. "Die Bild ist ein Massenblatt. Wenn ein Mönch die Schlagzeilen kommentiert, interessiert das die Leute." Die innovative Internetarbeit der Kirche ist für ihn Ausdruck einer längerfristigen Entwicklung, in der sich die Kirche wieder mehr auf ihren missionarischen Charakter besonnen habe.

Bei der Katholischen Medienarbeit stieß der Mönch mit seiner Idee offene Türen ein. "Das Internet ist eine Chance, das weit verbreitete altmodische Kirchenbild zu modernisieren", meint eine Mitarbeiterin. Für den Pressesprecher des Limburger Bistums Michael Wittekind sind Aktionen wie die von Terwitte oder Metzner "eine gute Sache", um Aufmerksamkeit auf die Homepage des Bistums zu lenken. Allerdings müsste sich die Kirche auch weiterhin hauptsächlich auf ein möglichst umfassendes Angebot und eine seriöse Präsentation im Netz konzentrieren.

Auch die rheinland-pfälzischen Kollegen des Bistums Mainz haben schon länger das neue Medium für sich entdeckt. 1996 waren sie eines der ersten deutschen Bistümer, das sich ins Netz wagte. "Am Anfang haben wir einfach das, was wir sonst schriftlich unter die Leute bringen, ins Internet gestellt", erzählt die Internetbeauftragte Birgit Wieczorek, "heute denken wir über neue Präsentationsformen nach." Für Wieczorek ist auch eine Live-Übertragung von Gottesdiensten via Netz nicht undenkbar. Die Kirche könne im Internet einer ihrer wichtigsten Aufgaben nachkommen, der Verkündigung.

Eine andere wichtige Kirchenaufgabe erledigt Pfarrer Jörg Swiatek aus Mainz mit der Seelsorge per E-Mail. Unter www.kastel- sanktgeorg.de findet sich seine E-Mail-Adresse, an die jeder dem Geistlichen seine Sorgen durchs Netz schicken kann. Swiatek hatte sich bereits 1995 eine eigene Homepage eingerichtet, da es für ihn wichtig war, dass die Kirche beim Einsatz Neuer Medien nicht hinterherhinkt. "Wir müssen wie damals die Fischer am See Genezareth unsere virtuellen Netze auswerfen." Im Internet besteht auch für ihn die Chance, Menschen zu erreichen, die schon lange nichts mehr mit der Kirche zu tun haben. "Die Anonymität erleichtert gerade bei der Seelsorge oft den ersten Kontakt und senkt die Hemmschwelle." Ob per E-Mail, SMS oder auf der eigenen Homepage, die Kirche muss für Bruder Paulus in der Internetgemeinde weiterhin mitmischen. Schließlich seien Kirche wie Internet beides Netzwerke. (Lisa Welzhofer, dpa) (jk)