Die US-Notenbank nun mit der Wahlkampfausrede

Die FED hat die Leitzinsen wieder einmal nicht angehoben, nun hat sie Angst vor Unruhe vor den Wahlen

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Da sich die US-Notenbank nun seit fast einem Jahr um die angekündigte Normalisierung der Zinsen drückt, war auch kurz vor den Wahlen nicht zu erwarten, dass sie auf der gestrigen Sitzung des Offenmarktausschusses einen Zinsschritt nach oben gehen würde.

Zuletzt hatten Beobachter merkwürdigerweise im September auf eine der vor einem Jahr von der FED-Chefin Janet Yellen im vergangenen Dezember angekündigten Zinsschritte gewartet. Doch erwartungsgemäß ließ die FED auch auf der siebten Sitzung ihres Offenmarktausschusses in Folge den Leitzins unverändert in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5%. Von ihren Ankündigungen, nach zehn Jahren die Leitzinsen zu normalisieren und sie "graduell" schon 2016 auf bis zu 1,5% und 2017 sogar bis auf 2,5% anzuheben, ist weiter nichts zu sehen.

Trotz der weiterhin relativ guten Wirtschaftslage, auf das Jahr hochgerechnet, wuchs die Wirtschaft in den USA im dritten Quartal um 2,9%, was die meisten Erwartungen übertroffen hat. Die Eurozone kann von solchen Wachstumsraten nur träumen, wo es angesichts der Austeritätspolitik nur 0,3% im Vergleich zum Vorquartal und im Jahresvergleich 1,6% waren. In Großbritannien, dessen Wirtschaft angeblich wegen des Brexits abstürzen sollte – wofür es allerdings nie eine vernünftige Erklärung gab – wuchs dagegen im dritten Quartal mit 0,5% fast doppelt so stark wie die Eurozone. Und im zurückliegenden Jahr kamen die Briten mit 2,3% den USA schon deutlich näher.

Natürlich war in der Begründung der FED von den Wahlen nichts zu lesen. So wolle der geldpolitische Ausschuss vielmehr noch weitere Belege dafür abzuwarten, dass sich die Fortschritte in Richtung Vollbeschäftigung und Preisstabilität bestätigten, heißt es in dem veröffentlichten Kommuniqué. Die Argumente für eine Erhöhung der Leitzinsen hätten sich insgesamt weiter verstärkt, stellt die FED nun für Dezember zwischen den Zeilen einen einzigen Zinsschritt für 2016 in Aussicht.

Glauben muss man daran nicht, denn es wird sich sicher wieder eine Ausrede finden lassen, um die Geld-Junkies an der Nadel der Zentralbank zu halten. Und sollte tatsächlich der konservative Trump mit seinen Rezepten für ein ökonomisches Desaster die Wahlen gewinnen, dann dürfte auch diese einzige Erhöhung ausfallen. Schon jetzt sorgt die Chance, dass er weiter die Chance hat, die Wahlen zu gewinnen, an den Kapitalmärkten für massive Unruhe. Seit nach Umfragen seine Chancen auf einen Sieg wieder steigen, geht es an den Börsen auch heute wieder munter bergab.