Die Zukunft des Kurzstreckenfunks

Wenige Tage nach der Verabschiedung ihrer neuen Spezifikation setzt sich die Bluetooth Special Interest Group ambitionierte neue Ziele und will zum Beispiel Multiplayer-Spiele ermöglichen.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Wenige Tage nach der Verabschiedung der neuen Bluetooth-Spezifikation 2.0 + EDR setzt sich die Bluetooth Special Interest Group ambitionierte Ziele für die nächsten Jahre. Eine Dreijahres-Roadmap soll im Jahresrhythmus zahlreiche Verbesserungen bringen, darunter erhöhte Sicherheit, noch niedrigere Energieaufnahme, bessere Bedienung, aber auch weitere Leistungssteigerungen.

Die Bluetooth-Macher sehen ihre Position durchaus selbstbewußt. "Wir glauben nicht an die Eine-für-Alle-Funktechnik, sondern wollen die Stärken der Bluetooth-Technik durch gezielte Weiterentwicklung betonen", erklärt Dr. Michael Foley, Executive Director der Bluetooth SIG. Bluetooth sei die einzig etablierte und daher auch führende Kurzstrecken-Funktechnik, die bereits jetzt in einer Vielzahl von Geräten wie Mobiltelefonen, PCs, PDAs, Headsets oder auch Autofreisprecheinrichtungen zum Einsatz komme. Diese breite Basis soll nun auf andere Bereiche ausgedehnt werden, etwa auf "Sensor-Szenarios" für Datenerfassung und Gerätesteuerung, Streaming Audio, Multi-Player-Spiele sowie Ad-hoc File Sharing.

Die erste Stufe des Dreijahresplans ist indes schon gezündet, namentlich die Version 2.0 + EDR, die die Brutto-Datenrate von 1 MBit/s auf 3 MBit/s steigert und die Durchsatzrate ebenfalls verdreifacht -- von 80 kByte/s auf 240 kByte/s. Damit will die SIG der "zunehmenden Nachfrage nach Übertragung großer Dateien, Streaming Audio in CD-Qualität sowie besserem Verhalten bei gleichzeitigen Verbindungen" Rechnung tragen. Auch soll die Version 2.0 + EDR etwas niedrigeren Energieverbrauch bescheren.

Im Jahr 2005 sind Techniken für Quality of Service (Dienstequalität), für größere Datensicherheit sowie zur weiteren Senkung des Energieverbrauchs geplant. QoS-Verfahren sollen den Simultanbetrieb mit mehreren Geräten verbessern, indem sie Übertragungsverzögerungen und Interferenzen vermeiden. Bluetooth-Geräte mit QoS werden erkennen, welche Anwendungen umgehende Datenübermittlung erfordern -- Mausbewegungen oder Musik-Übertragung etwa --, und welche kurze Unterbrechungen durchaus tolerieren -- Drucken beispielsweise. Der ohnehin schon niedrige Energieverbrauch soll "drastisch" sinken, sodass Bluetooth-Sensoren möglich werden, die mehrere Jahre mit einer einzigen Batterie laufen. Parallel dazu soll die Piconetz-Kapazität von acht auf 256 Geräte steigen, sodass ein Master nicht wie bisher nur sieben Slaves steuern kann, sondern bis zu 255 Slaves. Beide Techniken sollen Bluetooth für Anwendungen in der Heim- und Industrieautomation rüsten. Beispielsweise könnten damit Anwender per Handy ihre private Alarmanlage ausschalten. Auch stellen sich die Ingenieure vor, dass ein einzelner PC alle Schritte einer Fertigung überwacht, indem er Bluetooth-Sensoren drahtlos abfragt. Ebenfalls noch 2005 kommen neue Kopplungsverfahren (Pairing) hinzu, die besser gegen Ausspähen schützen als bisherige. Die Geräte sollen dann längere und vor allem alphanumerische PINs bevorzugen.

Im Jahr 2006 möchten die Entwickler dann Multi-Cast, bessere Bedienung, wiederum verbesserte Security sowie verbesserte Übertragungsleistung realisieren. Mit Multi-Cast wird man erstmals ganze Gerätegruppen adressieren können. Damit soll der Energieverbrauch sinken und zugleich werden Anwendungen wie Multiplayer-Spiele mit diversen Stereo-Kopfhörern und Lautsprechern möglich. Ein stark verbesserter Non-Discoverable-Modus, bei dem also die "Sichtbarkeit" abgeschaltet ist, soll sogar "fortgeschrittensten Multi-Year-Attacken" standhalten, also auch über lange Zeit vor unerwünschten Entdeckern schützen. Schließlich soll die Reichweite erhöht werden -- Geräte der "niedrigsten Leistungsklasse" sollen dann bis zu 100 Meter erzielen. Unklar ist allerdings, ob damit die gegenwärtig niedrigste Leistungsklasse gemeint ist, die mit 1 mW sendet, oder ob eine noch sparsamere hinzukommt, die diese höhere Reichweite bietet. (dz)