Die erste NASA-Tragödie: Vor 50 Jahren brach Feuer in Apollo 1 aus

Grissom, White und Chaffee (v.l.n.r.) vor dem UnglĂŒck
(Bild: NASA)
Voller Optimismus wollte die NASA vor 50 Jahren ihr Mondprogramm Apollo starten, doch dann passierte gleich zu Beginn die Tragödie. Die Raumkapsel fÀngt wÀhrend eines Tests Feuer, alle drei Astronauten ersticken.
Es hĂ€tte der erste groĂe Schritt auf dem Weg zur Mondlandung werden sollen, doch stattdessen wurde es erst einmal das Ende. Rund einen Monat vor dem geplanten Start der Apollo 1 erstickten am 27. Januar vor genau 50 Jahren wĂ€hrend eines Tests drei Astronauten in der engen Raumkapsel. Was als umjubelter Start in das Mondprogramm "Apollo" anvisiert gewesen war, wurde fĂŒr die US-Raumfahrtbehörde NASA zu ersten Katastrophe [1].

Die ersten Toten der US-Raumfahrt
Zum ersten Mal in der Geschichte der US-Raumfahrt waren Astronauten bei der Arbeit ums Leben gekommen. Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee hĂ€tten ihr Leben fĂŒr das Land gegeben, sagte der damalige US-PrĂ€sident Lyndon Johnson. "Tragödie an Cape Canaveral" titelte die New York Times am Tag danach. "Drei Apollo-Astronauten sterben im Feuer." Die Katastrophe warf die US-Raumfahrt und das "Apollo"-Programm weit zurĂŒck, sorgte Experten zufolge aber langfristig fĂŒr mehr Sicherheitsvorkehrungen fĂŒr Astronauten.
Der Test am 27. Januar 1967 auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida sollte den fĂŒr den 21. Februar 1967 geplanten ersten Start der Apollo-Raumkapsel auf der Spitze der etwa 68 Meter hohen Saturn-Rakete simulieren. Doch um 18.31.03 Uhr Ortszeit berichtete Chaffee erstmals von einem Feuer in der Kapsel. Neun Sekunden spĂ€ter begann die Kabinentemperatur rapide zu steigen, dann fiel die Sauerstoffversorgung der RaumanzĂŒge der drei Astronauten aus. "Erstickung durch Rauchinhalation" wurde als Todesursache festgestellt. Chaffee, Grissom und White hatten keine Chance.
Den Gedanken an den Tod mĂŒsse man aus dem Gehirn verbannen, hatte Grissom noch kurz zuvor gesagt. "Es gibt immer die Möglichkeit eines katastrophalen Fehlers, natĂŒrlich, das kann auf jedem Flug passieren, auf dem letzten oder dem ersten."
Versagen in der Elektrik
Ein Feuer, ausgelöst durch ein Versagen im elektrischen System, war die Unfallursache, wie spÀter umfangreiche Untersuchungen zeigten. Dahinter steckte aber deutlich mehr: Mangelhafte QualitÀtskontrollen, technische UnzulÀnglichkeiten der Apollo-Kabine wie zu geringer Schutz gegen Feuer und zu umstÀndliche Ausstiegsprozeduren, falsche EinschÀtzung der GefÀhrlichkeit des Versuches und fehlende NotfallplÀne. Vieles davon war wohl dem Zeit- und Erfolgsdruck geschuldet, den sich die NASA angesichts des Raumfahrt-Wettrennens mit der Sowjetunion selbst auferlegt hatte.

(Bild: NASA)
Zwanzig Monate flogen danach keine bemannten "Apollo"-FĂ€hren ins All. Anstelle dessen war Fehleranalyse angesagt. "Von jetzt ab wird die FlugĂŒberwachung fĂŒr zwei Eigenschaften bekannt sein: hart und kompetent", sagte NASA-Manager Gene Kranz damals. "Hart bedeutet, dass wir fĂŒr immer fĂŒr das verantwortlich sind, was wir machen und was wir nicht machen. Wir werden unsere Verantwortung nie wieder kompromittieren. Kompetent bedeutet, dass wir nichts mehr als gegeben hinnehmen werden. Die MissionsĂŒberwachung wird perfekt sein."
Im Oktober 1968 erfĂŒllte Apollo 7 schlieĂlich die fĂŒr Apollo 1 geplante Mission, blieb zehn Tage im All, umrundete die Erde mehr als 160 mal und fĂŒhrte zahlreiche Tests durch. Apollo 8 umkreiste im Dezember 1968 erstmals den Mond und im Juli 1969 betrat mit der Apollo 11-Mission dann endlich ein Mensch den Mond [2].
Nur die erste Katastrophe
Das Ziel des Apollo-Programms war erreicht, doch die Apollo 1-Katastrophe sollte nicht die letzte der US-Raumfahrt bleiben. Fast genau 19 Jahre spĂ€ter explodierte die mit sieben Menschen besetzte RaumfĂ€hre Challenger kurz nach dem Start. 2003 verunglĂŒckte die Columbia [3] mit ebenfalls sieben Menschen an Bord. FĂŒr beide Tragödien gibt es GedenkstĂ€tten auf dem Arlington-Friedhof in Washington. Zuletzt hatten sich mehrere Kongressabgeordnete darum bemĂŒht, dass auch die Toten der Apollo 1-Tragödie dort ein Denkmal bekommen.
Space Shuttle Challenger (0 Bilder) [4]
(mho [6])
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[2] https://www.heise.de/news/The-Eagle-has-landed-Vor-45-Jahren-landeten-erstmals-Menschen-auf-dem-Mond-2263196.html
[3] https://www.heise.de/news/Columbia-Unglueck-jaehrt-sich-zum-10-Mal-1795142.html
[4] https://www.heise.de/bilderstrecke/1736566.html?back=3608064;back=3608064
[5] https://www.heise.de/bilderstrecke/1736566.html?back=3608064;back=3608064
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