Die meisten Expo-Teilnehmerländer sind zufrieden

Nach fünf Monaten schließt die erste Weltausstellung in Deutschland unweigerlich ihre Pforten; trotz öffentlicher Kritik an der Expo und geringen Besucherzahlen sind die meisten Teilnehmerländer zufrieden.

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Von
  • Petra Albers
  • dpa

An den 31. Oktober mag der dänische Generalkommissar Ole Philipson noch gar nicht denken. "Dann ist auf einmal alles vorbei", sagt der Sprecher der Expo-Länder wehmütig. Nach fünf Monaten schließt dann die erste Weltausstellung in Deutschland unweigerlich ihre Tore. "Ich bin sicher, wir werden im November in eine kollektive Depression verfallen." Wir, damit meint Philipson Mitarbeiter und offizielle Abgesandte der 153 Teilnehmernehmernationen. Ein Trost sei es jedoch, dass die Expo in guter Erinnerung bleiben wird: "Sie ist insgesamt wunderbar gelaufen, wir haben die ganze Zeit in Frieden hier gelebt."

Ein erwartetes Endergebnis von 17 bis 18 Millionen Besuchern sei "eine riesige Zahl", freut sich Philipson. "Und die Besucher waren sehr zufrieden." Allerdings seien die ersten Wochen, in denen das Gelände teilweise wie leer gefegt wirkte, schon schwierig gewesen. "Anfangs hatten wir wenige Besucher, schlechtes Wetter und keine gute Presse", fasst der Däne zusammen. Ursprüngliche Prognosen waren von 40 Millionen Gästen ausgegangen. "Die Werbung war nicht gut, und vielleicht gibt es noch andere psychologische Gründe, die man nicht kennt", vermutet er.

Auch die Mitarbeiter des Tschechischen Pavillons hätten sich "gewünscht, dass der Ansturm früher als erst in den letzten Wochen" eingesetzt hätte, sagt Sprecherin Josefine Wallatova. Plötzlich gab es an ihrem Pavillon Warteschlangen, die Zahl der Tagesbesucher stieg von anfangs 3.000 auf 20.000. In den ersten Expo-Monaten habe die Diskussion über die Zahlen zu sehr im Vordergrund gestanden: "Es wurde so lange und so viel darüber diskutiert, dass keiner Lust hatte, zu kommen", meint Wallatova. "In anderen Ländern wäre man vielleicht leichtfüßiger an die Sache gegangen und hätte gesagt: Lasst uns einfach feiern und den Streit vergessen."

Einige Publikumsmagneten konnten von Anfang an nicht über Besuchermangel klagen. "Wir sind höchst zufrieden", sagt Anna-Kaisa Heikkinen vom finnischen Pavillon. "Unser Ziel waren 1,5 Millionen Besucher – wir werden aber 2,3 Millionen haben." Und Binayak Shah vom Pavillon Nepals ist "mehr als glücklich" über das große Interesse: "Wir konnten unser Land gut präsentieren – und das ist ein wichtiges Signal für die Menschen in unserer Heimat."

Auch die Afrikahalle gehörte seit Beginn zu den Publikumsfavoriten. "Weil die ganze Halle immer voll war, konnte auch unser Stand davon profitieren", erzählt Victor Rugemalia, Pavillondirektor von Tansania. Und Jonathan Simwawa vom Pavillon Sambias ergänzt, viele der Besucher hätten sich auch für Sambia als Tourismusland und Wirtschaftsstandort interessiert. Ähnliche Erfahrungen hat Jill Sumption vom südafrikanischen Pavillon gemacht.

Dagegen hat sich dieser Punkt für die Mitarbeiter des Pavillons von Tadschikistan in Halle 26 nicht erfüllt. "Es kamen zu wenige Besucher, und unter den Besuchern waren zu wenige Interessante", sagt Protokollchef Churshed Issatov enttäuscht. Viel Kontakt zu Geschäftsleuten und potenziellen Investoren habe es nicht gegeben. Und über noch etwas ärgert er sich: "Bei uns ist sehr viel gestohlen worden." Ausstellungsstücke wie Kleidung, Vasen und Puppen seien spurlos verschwunden. Jedoch sei sein Pavillon von der Expo-Gesellschaft und dem Gastgeberland Deutschland "sehr gut betreut worden".

Philipson nennt die Expo in Hannover "typisch deutsch": "Alle Regeln wurden streng eingehalten." Es sei genau beobachtet worden, wie weit das Thema "Mensch, Natur, Technik" umgesetzt wurde. Unter inhaltlichen Aspekten sei diese Expo die beste, die er kennen gelernt habe – und das waren insgesamt vier. Besonders das Kulturprogramm und die Nationentage wertet Philipson als Erfolg. "Jedes Land ist mit seinen besten Künstlern gekommen."

Allerdings hätte er sich von einigen Mitgliedern der Bundesregierung mehr Expo-Besuche gewünscht: "Die wichtigsten Minister sind nicht so oft hier gewesen", sagt Philipson. Da sei bei anderen Weltausstellungen mehr Wert drauf gelegt worden. Vor allem zu den Nationentagen hätte er sich häufigeren Ministerbesuch gewünscht: "Für uns in unserer kleinen Expo-Welt wäre das doch ein bisschen besser gewesen." (Petra Albers, dpa (jk)