Diese Kamera kann durch Objekte hindurchschauen!

Wärmebildkameras reagieren auf IR-Strahlung. Und da diese sich anders als das sichtbare Licht verhält, gibt es ungewohnte Einblicke.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Johannes Börnsen

Wärmebildkameras kennen die meisten nur aus Filmen. Die auf Infrarotstrahlung empfindlichen Geräte sind jedoch in letzter Zeit im Preis gesunken und bieten dennoch eine für heimische Experimente ausreichende Auflösung.

Faszinierend ist, dass Wärmebildkamera unsere Sehgewohnheiten auf den Kopf stellen können: Während eine Acrylglasscheibe zur undurchsichtigen Abtrennung wird, kann man durch dünne, schwarze Kunststofffolien einfach so hindurchschauen.

Make-Redakteur Johannes Börnsen hat sich eine Wärmebildkamera geschnappt und macht einen kleinen Rundgang auf der Suche nach unnötigen Stromfressern und entdeckt die eine oder andere ungewohnte Perspektive. Oder haben Sie schonmal gesehen, wie sich Wasser im Topf auf einem Induktionsherd erhitzt?

Transkript des Videos

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

Ich habe eine neue Kamera, die durch Gegenstände hindurchsehen kann. In diesem Video zeige ich euch, wie sie funktioniert. Viel Spaß!

Es handelt sich bei dieser Kamera um eine Wärmebildkamera, die Infrarotstrahlung statt sichtbares Licht erfasst. Die Kamera ist so empfindlich, dass selbst das Streichen eines Stückes Holz über die Werkbank ausreicht, um eine deutliche Veränderung zu erzeugen. Wenn ich meine Hand unter eine Plexiglas-Platte halte, wird diese abgeschirmt und die Hand ist nicht mehr sichtbar. Wenn ich jedoch unter eine Plastikplane gehe, ist meine Hand weiterhin sichtbar, da sich Infrarotstrahlung anders als sichtbares Licht verhält. Es ist wichtig zu erwähnen, dass nur sehr wenige Objekte so durchsichtig für die Kamera sind und dass es bei 99% der Objekte nicht funktioniert, wie Wände, Türen und Kleidung.

Wärmebildkameras sind nützlich, um unnötigen Stromverbrauch bei Verbrauchern zu identifizieren. Zum Beispiel kann man anhand der Wärmebildaufnahme des Spindelmotors der Fräse erkennen, dass er warm ist, was bedeutet, dass Energie verbraucht wird. Dies lässt sich im Bild einfach daran erkennen, dass die Oberseite des Motors hellgelb oder orange ist, während kältere Bereiche wie die untere Hälfte blau oder sogar schwarz erscheinen.

Wenn man den Lampenschirm filmt, sieht man, dass die obere Hälfte heller ist als die untere, da die Wärme vom Leuchtmittel nach oben steigt. Wenn man seine Hand ins Bild hält, wird der Lampenschirm dunkler, da das Display immer den hellsten Punkt im Bild weiß anzeigt und die Hand wärmer ist als der Lampenschirm.

Auf der Wärmebildaufnahme der Ladestation für Akkus kann man erkennen, dass sowohl das Ladegerät als auch der Akku selbst warm sind, was bedeutet, dass sie Strom verbrauchen. Das andere Netzteil ist hingegen kalt, obwohl sich ein Akku darin befindet, was vorbildlich ist.

Interessant ist auch die Wärmequelle unter dem Gullideckel, der zu einem Tank für Schmutzwasser gehört. Diese Stelle erscheint auf der Wärmebildaufnahme als heller Bereich, da sie ziemlich warm ist.

Das hier ist unser Flur, der ist nicht besonders spannend. Aber wenn ich die Tür zum Badezimmer aufmache, dann sieht man, dass der Boden im Bad warm ist. Das liegt daran, dass eine Fußbodenheizung installiert ist. Man erkennt auch, dass im hinteren Bereich des Badezimmers Heizungsrohre verlaufen, weshalb es dort besonders warm ist. Wenn wir nun in die Küche gehen, sieht man, dass das Heizungsrohr unter dem Boden einmal quer durch die Küche läuft. Wenn man dann um die Ecke geht, sieht man, dass das Heizungsrohr unter der Treppe hervorkommt und zur Heizung führt.

Man soll Schränke nicht direkt an die Außenwand stellen, da diese Stelle besonders kalt ist. Wenn man nun einen Schrank vorstellt, würde es noch kälter werden als es ohnehin schon ist. An dieser Stelle kondensiert sonst die Luftfeuchtigkeit.

Die Alufolie hier reflektiert Infrarotstrahlung, weshalb sie helle Flecken im Wärmebild hat. Wenn ich meine Hand auf die Arbeitsplatte lege, erwärme ich sie und das kann man im Bild sehen. Wenn ich die Alufolie beiseiteschiebe, erkennt man auch, dass die Arbeitsplatte durch die Alufolie hindurch erwärmt wird. Ich kann die Infrarotstrahlung mit der Alufolie abdecken.

Hier in der Mikrowelle kann ich noch etwas Spannendes zeigen: Stellt euch vor, das Ganze wäre ein Geldautomat und ich gebe hier meine PIN-Nummer ein. Dann kann man nämlich genau sehen, welche Zahlen gedrückt wurden.

Beim Gasgrill sieht man zwar so mit bloßem Auge gar nicht, dass da irgendwie Feuer ist, aber auf der Wärmebildkamera sieht man es dann doch ziemlich deutlich.

Schaut mal, das Vogelhaus hier ist offensichtlich bewohnt, weil es warm ist. Da hinten ist ein Reh auf der Wiese und man sieht es als ganz kleinen hellen Punkt. Das ist ungefähr 250 m weit weg. Im Flur haben wir smarte Leuchtmittel. Die produzieren natürlich immer ein kleines bisschen Wärme, weil sie einfach erreichbar sein müssen, falls man sie einschalten will. Und schaut mal, hier sieht man auch Haustiere super. Das würde man auch nachts sehen. Eine Wärmebildkamera ist quasi ein besseres Nachtsichtgerät. Während ein Nachtsichtgerät einfach nur das Restlicht verstärkt, macht eine Wärmebildkamera warme Oberflächen sichtbar.

Das Auto hier ist vor ungefähr zwei Stunden gefahren, und man kann ziemlich gut sehen, welche Teile des Motors noch warm sind, jetzt auch zwei Stunden später noch. Das hier dürfte der Kühlmitteltank sein. Ich kenne mich überhaupt nicht mit Autos aus, aber der ist ganz eindeutig noch schön warm. Die Plastikhaube ist natürlich schon wieder relativ kühl, aber man sieht auch, dass da diverse Schläuche und der Motorblock selber, noch warm sind. Auch hier, der Stutzen fürs Öl-Einfüllen, der ist auch noch ziemlich warm. Dass man das Fenster hier warm leuchten sieht, das wundert mich überhaupt nicht. Allerdings ist hier in der Ecke, wo die beiden Mauern aufeinandertreffen, auch ein ziemlich heller Streifen. Da werde ich wohl mal auf die Suche gehen müssen, warum das so ist. Ich habe jetzt das Induktionskochfeld angemacht, und jetzt sieht man, dass der Topf warm wird und das Wasser wird jetzt auch warm.

Wenn ihr auch Lust habt, mit einer Wärmebildkamera herumzuspielen, haben wir vor einer Weile mal eine Selbstbauanleitung im Make Magazin gehabt. Die ist jetzt nicht mehr ganz aktuell. Wenn ihr Lust auf die aktualisierte Fassung habt, schreibt das gerne mal in die Kommentare bei Youtube. Ansonsten sehen wir uns nächste Woche wieder. Ciao!

(jom)