Fotoverwaltung: Digikam 8.0 kennt neue Bildformate und klassifiziert per KI

Die Open-Source-Fotoverwaltung macht in Version 8.0 den Sprung auf das Toolkit Qt 6 und hat sich mit den Bildformaten WebP, HEIF sowie JPG-XL angefreundet.

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Aufmacher Digikam 8.0

(Bild: Screenshot / heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • David Wolski
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Nach zwei Jahren Arbeit und 450 behobenen Bugs ist die freie Fotoverwaltung aus dem Umfeld von KDE in der Hauptversion 8.0 erschienen. Dabei tut Digikam den ersten Schritt auf das GUI-Toolkit Qt 6, auf welches auch der kommende Linux-Desktop KDE Plasma 6 aufsetzt. Aktuell bleibt Digikam in seinen inzwischen 1,5 Millionen Zeilen Code weiterhin abwärtskompatibel zu den Bibliotheken von Qt 5, während das neuere Toolkit noch reift.

Bei der Unterstützung von herstellerspezifischen Bildformaten im Rohformat setzt Digikam auf die Bibliothek Libraw. Die bringt der Fotoverwaltung jetzt unter anderem die Kompatibilität mit den Kameras Canon EOS R3, R7, R10, Leica M11, Sony A7-IV, der Olympus OM-1 und der Drohne DJI Mavic 3 bei. Rohdatenbilder kann Digikam somit direkt importieren, ohne den Umweg über ein weiteres Tool. Insgesamt gibt es damit Unterstützung für rund 1220 Kameras, Smartphones und Drohnen.

Auch unter den angebotenen Zielformaten für eingelesene, bearbeitete Fotos gibt es neue Dateitypen: JPEG-XL, WEBP, HEIF und AVIF stehen als Ausgabeformat mit oder wahlweise ganz ohne verlustbehaftete Kompression bereit. Diese Dateitypen kann Digikam 8.0 zudem zur Versionierung einsetzen und beim Einlesen von Fotos, die bereits als JPG von einer Kamera kommen, diese in eines der verlustfreien Formate zur weiteren Bearbeitung konvertieren.

Digikam arbeitet datenbankgestützt und kann Beschreibungen, Anmerkungen, Urhebervermerke und veränderte Tags schreiben, unterstützt aber auch direkt Änderungen in den Metadaten von Bilddateien. In Version 8.0 kommt dazu optional das Exiftool zum Einsatz, das die bisher genutzte Exiv2-Bibliothek bald ganz ersetzen soll. Als Vorteile nennen die Entwickler eine bessere Performance und Schreibzugriff auf Meta-Tags in DNG- und RAW-Dateien.

Schon seit Ausgabe 2.0 experimentiert Digikam mit einer Gesichtserkennung in Aufnahmen mit neuronalen Netzen, die zuletzt mit Version 7.0 signifikante Verbesserungen erhielt. Digikam 8.0 bietet auf Wunsch ein abstimmbares Deep-Learning-Modell, das importierte Fotos nach vortrainierten ästhetischen Gesichtspunkten klassifizieren und sortieren kann.

Sortieren nach Bildqualität: Digikam 8.0 erlaubt die Sortierung von Fotos nach antrainierten und beeinflussbaren ästhetischen Eckpunkten und kann mit dieser KI-Methode große Bilderfluten schneller bändigen.

(Bild: Screenshot/heise online)

Bei einer automatischen Bewertung fallen Aufnahmequalität, Inhalt, Komposition, Farben und Bildkomposition mit der Platzierung von Objekten in die verwendeten Kriterien und erlauben ein schnelles Aussortieren misslungener Schnappschüsse per Stapelverarbeitung. Im Rahmen des Google Summer of Code 2022 entstand zudem eine Schnittstelle zur externen Texterkennungs-Engine von Tesseract OCR 4.1, welche Bilder beziehungsweise Scans nach Schrift in verschiedenen Sprachen durchsucht und den Text in separate Textdateien oder in den Metadaten der Bilder selbst speichert.

Alle weiteren und kleineren Details listet das kleinteilige Changelog zu Digikam 8.0 auf, zu dem es auch wieder eine (englischsprachige) Zusammenfassung der Entwickler gibt. Das Open-Source-Programm ist mittlerweile 22 Jahre in der aktiven Entwicklung, die auch jenseits des Linux-Desktops viel Aufmerksamkeit einbrachte.

Digikam liegt auch als Port für Windows und Mac OS X zum Download vor. Für Linux-Systeme gibt es Digikam 8.0 zudem als universelles Appimage, das alle benötigten Qt-Bibliotheken statisch verlinkt mit ausliefert und damit unter anderen Desktop-Umgebungen als KDE ohne die Nachinstallation vieler Abhängigkeiten läuft. Mit merklicher Genugtuung verweist das Team hinter Digikam außerdem auf die überarbeitete Online-Dokumentation zum funktionsreichen Programm, die jetzt mit dem Tool Sphinx statt Docbook gemacht wird und auch als EPUB-Datei vorliegt.

Der letzte größere Meilenstein von Digikam war Version 7.0.0, die Mitte 2020 herauskam. Darin hatten die Entwickler ebenfalls an der Gesichtserkennung gefeilt.

(dmk)