Digitale Verantwortung: Fünf Firmen gegen Diskriminierung durch Algorithmen

Telekom & Co. haben mit dem Justizministerium einen Kodex für "Corporate Digital Responsibility" vereinbart. Sie wollen transparent und fair mit Daten umgehen.

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(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

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Rund drei Jahre, nachdem das Bundesjustizministerium eine Initiative für "Corporate Digital Responsibility" (CDR) nach dem Vorbild einer unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung in Form der "Corporate Social Responsibility" (CSR) ins Leben gerufen hatte, haben die aktuell fünf beteiligten Unternehmen einen Kodex erarbeitet und offiziell verabschiedet. Er legt Handlungsfelder und Leitlinien digitaler Unternehmensverantwortung bei den angeschlossenen Firmen fest.

"Corporate Digital Responsibility bedeutet, verantwortungsvoll mit Chancen und Risiken der Digitalisierung umzugehen", erklärte Justizstaatssekretär Christian Kastrop am Montag zu dem Beschluss. "Der Kodex bietet Orientierung dazu, wie die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung und die zivilgesellschaftliche Verantwortung miteinander vereinbart werden können". CDR werde so zu mehr als nur einem weiteren "Buzzword" der Digitalisierung. Wenn Unternehmen Verantwortung übernähmen, sei das eine Investition in das Vertrauen der Verbraucher und in den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Zu den Mitgliedern der hiesigen CDR-Initiative gehören derzeit die Deutsche Telekom, ING Deutschland, die Otto Group, Telefónica Deutschland und Zalando. Ursprünglich hatten 2019 als Zwischenergebnis auch Miele, SAP und "Die Zeit" gemeinsam mit dem Justizressort erste Prinzipien und Eckpunkte "für ein verantwortliches Handeln von Unternehmen in der digitalen Welt" ausgemacht. Die drei Firmen sind derzeit aber nicht mehr an Bord.

Der Kodex benennt laut dem Ministerium erstmals greifbare Handlungsfelder und Leitlinien für CDR hierzulande. Alle Mitglieder der Initiative verpflichteten sich, diese einzuhalten. Dazu gehören laut dem Kodex etwa regelmäßige Fortschrittsberichte, die anhand von Beispielen die gesellschaftliche Verantwortungsübernahme der Mitglieder transparent und nachvollziehbar darstellen sollen.

Die Autoren der Vereinbarung stecken fünf Handlungsfelder ab, in denen Maßnahmen und Ziele festlegt werden sollen. Dabei geht es um den Umgang mit Daten, Bildung, Klima- und Ressourcenschutz, den Einbezug von Mitarbeitenden und die gesellschaftliche Inklusion.

Die unterzeichnenden Unternehmen sollen etwa Gefahren der Diskriminierung durch den Einsatz algorithmischer Systeme identifizieren und diesen entgegenwirken sowie einen transparenten Umgang mit Verbraucherdaten gewährleisten. In diesem Bereich nimmt die "freiwillige Selbstverpflichtung" noch die konkreteste Form an. So geloben die Unterzeichner etwa, die neuen, vor allem durch Maschinenlernen gesteigerten Möglichkeiten für Profilanalysen ("Profiling") "verantwortlich, transparent und fair" zu gestalten.

Man lege Prozesse und Produkte so an, dass Verbraucher "in den sie betreffenden Situationen Entscheidungen souverän und autonom treffen können", lautet ein weiteres Versprechen zu diesem Punkt. Gefragt sei ein ethischer Umgang mit Daten mit fortgeschrittenen technischen Lösungen, "die von der generellen Infrastruktur über die Produktgestaltung bis zu Kundenschnittstellen reichen". Auch die Daten- und die Cybersicherheit sollen in der System- und Produktentwicklung von Grund auf berücksichtigt, Sicherheitslücken konsequent über ein Schwachstellenmanagement vermieden werden.

Deutlich vager bleiben die Zusagen in den anderen Handlungsfeldern. Man wolle "digitale Lösungen zum Schutz unserer Umwelt stärken" sowie "Informations- und Kommunikationstechnologien umwelt- und ressourcenschonend ausgestalten und nutzen", lautet etwa ein allgemeines Versprechen. Die Beteiligten nehmen zudem laut dem Dokument die Arbeit an barrierefreien Angeboten in den Blick, die etwa durch Open-Source-Lösungen den Informationsfluss zwischen Verbrauchern und den Unternehmen verbessern und Zugangshürden abbauen könnten.

Zudem haben die Kodex-Verfasser sehr generelle Prinzipien definiert, die alle Mitglieder der Initiative in ihrer Arbeit leiten sollen. Dazu gehören unter anderem Transparenz, Menschenzentrierung und die Achtung gesellschaftlicher Grundwerte wie Demokratie, Freiheit und die Gleichbehandlung aller Menschen.

(mho)