Discounter Penny weist "wahre Verkaufspreise" aus

In einem neuen Erlebnismarkt in Berlin, in dem Penny seinen Kunden mehr Bewusstsein schaffen will, werden einige Waren zweifach ausgezeichnet.

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Discounter Penny weist "wahre Verkaufspreise" aus

Bio-Hackfleisch wäre 126 Prozent teurer, würden die "True Costs" berücksichtigt.

(Bild: dpa)

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Der Discounter Penny wagt zusammen mit der Universität Augsburg ein Experiment. Auf einem zweiten Preisschild einiger seiner Waren zeigt er den "wahren Verkaufspreis" an, und zwar in seinem ersten "Nachhaltigkeits-Erlebnismarkt" in Berlin-Spandau. Auf diesen Schildern sind die "wahren Kosten" (True Costs) für acht ausgewählte konventionell und ökologisch erzeugte Eigenmarken-Produkte eingerechnet. Dabei geht es um die über die Lieferketten anfallenden Auswirkungen von Stickstoff, Klimagasen, Energie und Landnutzungsänderungen. An der Kasse müssen die Kunden die Preise aber wie immer ohne True Costs bezahlen; die bezahlen sie ebenso wie bisher zum Beispiel allgemein über die Wasserrechnung für die Aufbereitung von Trinkwasser.

Dr. Tobias Gaugler vom Institut für Materials Resource Management an der Universität Augsburg und sein Team aus Wirtschaftsinformatikern meinen laut Penny-Mitteilung, dass die bisherige Preisdiskussion zu kurz greife. Die zwangsläufig entstehenden Folgekosten des Konsums würden weder im ökologischen noch im konventionellen Landbau berücksichtigt. "Die Erzeugung der erhobenen konventionellen Lebensmittel hat bei Weitem nicht so negative Folgen, wie es teilweise in der öffentlichen Diskussion erscheint: Aufschläge von wenigen Cent pro Kilogramm würden hier teilweise schon reichen."

Pennys Erlebnismarkt (11 Bilder)

Der "Nachhaltigkeits-Erlebnismarkt" ist in der Fehrbelliner Straße in Berlin-Spandau.
(Bild: Penny)

In manchen Fällen können die Aufschläge aber auch deutlicher ausfallen: Der Verkaufspreis der acht konventionell erzeugten Lebensmittel Apfel, Banane, Kartoffel, Tomate, Mozzarella, Gouda, Milch und gemischtem Hackfleisch pro Kilogramm müsste nach der Auswertung um durchschnittlich rund 62 Prozent steigen. Das seien 2,30 Euro mehr pro Kilogramm. Bei den Alternativen aus ökologischem Landbau würden die Mehrkosten rund 35 Prozent oder von 2,28 Euro pro Kilogramm betragen. Die Verzehrgewohnheiten berücksichtigt ergäbe sich ein Zuschlag von 52 Prozent für konventionell erzeugte und 32 Prozent für ökologische Waren.

"Wir müssen dazu kommen, die Folgekosten unseres Konsums sichtbar zu machen, nur so können Kunden am Regal entscheiden", sagte Stefan Magel, Penny-COO. "Wir sind als Unternehmen in einem wettbewerbsintensiven Markt ohne Zweifel Teil des Problems. Ich glaube aber, dass wir mit diesem Schritt Teil der Lösung werden können." Gaugler ergänzt: "Die aktuellen Verkaufspreise für Lebensmittel spiegeln die Kosten der Umweltfolgen nicht oder nur unzureichend wider. Die Schadkosten fallen aber dennoch an, nur versteckt." Weitere wichtige Aspekte wie Tierwohl oder die Folgen multiresistenter Keime seien nicht mit einbezogen worden, da dafür die Daten fehlten.

Preisschilder zur Erziehung der Kunden kamen auch der niederländischen Supermarktkette Albert Heijn in den Sinn. Sie testet eine computergesteuerte, dynamische Preisreduzierung, um möglichst keine abgelaufenen Produkte übrig zu behalten. Wegen möglicher Preisschwankungen sorgten digitale Preisschilder in deutschen Märkten für Diskussionen.

True-Cost-Aufschlag je Ware und Erzeugungsart
konventionell bio
Apfel 8% 4%
Banane 19% 9%
Kartoffel 12% 6%
Tomate 12% 5%
Mozzarella 52% 30%
Gouda 88% 33%
Milch 122% 69%

(anw)