Diskussion um Online-Strafregister in den USA entbrannt

US-Bürgerrechtsorganisationen sind besorgt über die wachsende Zahl von Internet-Datenbanken, die der Öffentlichkeit Auskunft über straffällig gewordene Bürger geben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 105 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Nico Jurran

US-Bürgerrechtsorganisationen sind besorgt über die wachsende Zahl von Internet-Datenbanken, die der Öffentlichkeit Auskunft über straffällig gewordene Bürger geben. Als 1997 Florida erstmals auf einer eigens eingerichteten Website Daten von verurteilten Sexualstraftäter veröffentlichte, war dies noch eine Sensation.

Heute enthält Floridas Datenbank über 17.000 Einträge mit allen persönlichen Daten der Straftäter einschließlich Foto, Angaben über ihre Straftaten, Verurteilungen und ihren derzeitigen Aufenthaltsort. Achtzehn weitere amerikanische Bundesstaaten geben jedem Interessierten über entsprechende Datenbanken im Internet ebenfalls bereitwillig darüber Auskunft, welche dunkle Geheimnisse der Nachbar oder die Nachbarin zu verbergen versucht.

Lange Zeit waren die meisten dieser Datenbanken – wie die Michigan Public Sex Offender Registry (PSOR) oder die Seminole County Sheriff's Office Sex Offenders & Predators Registry – auf Täter beschränkt, die wegen einer Sexualstraftat verurteilt wurden. Seit diesem Monat ist allerdings das Kentucky Offender Online Lookup System (KOOL) online, das nicht nur eine "ausgefeilte Suchmaske" (einschließlich der Suche nach Todeszellen-Kandidaten und Rassenzugehörigkeit) bietet, sondern Informationen von über 15.000 Tätern aus allen Strafrechtsbereichen enthält, angefangen vom Ladendieb bis hin zum mehrfachen Mörder. Sogar eine Drucker-freundliche Version steht zur Verfügung.

Von den Betreibern der Datenbanken wird darauf hingewiesen, dass die Veröffentlichung der Daten die öffentliche Sicherheit erhöhe, da die Bürger nun erfahren, wer in ihre Nachbarschaft zieht und welcher straffällig gewordene Nachbar gerade wieder aus dem Gefängnis entlassen wurde. Kritiker wie Larry Spaldin von der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union bezweifeln hingegen den Wert der Datenbanken. "Man fängst vielleicht einen gefährlichen Straftäter, aber man schadet auch allen, die einen Neuanfang versuchen", kommentierte Spaldin gegenüber der Nachrichtenagentur AP. So würden einige Einträge in der KOOL-Datenbank bis zum Jahre 1978 zurückreichen. Die Verantwortlichen Floridas wiesen jedoch darauf hin, dass die Datensätze von Tätern in diesem Bundesstaat nach Verbüßung der Strafe wieder gelöscht werden.

Die Internet-Datenbanken über Straftäter erfreuen sich derweil wachsender Beliebtheit: Alleine Floridas Seite verzeichnete in diesem Monat bislang 2,2 Millionen Hits. Den Versuch, gegen diese Datenbank zu klagen, haben die Bürgerrechtler aufgegeben: Die Gesetze des Sonnenstaates für eine Veröffentlichung dieser Daten sind zu eindeutig.

Siehe dazu auch den Artikel Internet-Pranger für Straftäter in Telepolis. (nij)