DivX Networks veröffentlicht Zertifizierungsprogramm

Nachdem DivXNetworks bereits zusammen mit dem Video-Codec DivX 5.0.3 "DivX Certified Profiles" für bestimmte Hardware-Plattformen eingeführte hatte, verabschiedete die Firma nun auch das offizielle DivX Certified Program. Nach dem Motto "If it doesn't say it, it doesn't play it" listet das Dokument die Bedingungen, Logos und technischen Spezifikationen für DivX-geprüfte Hardware auf.

Unter anderem wird klar gestellt, dass die DivX-Pro-Features (und somit auch "MPEG-4 Advanced Simple Profile") -- Bewegungsschätzung bis auf Viertelpixel-Niveau (QPel) und Global Motion Compensation (GMC) -- zunächst keine Rolle spielen. Weder Geräte mit dem Aufdruck "Certified" noch "Compatible" müssten solche Videos fehlerfrei abspielen, wenn sie es denn überhaupt tun. In puncto MPEG-4 selbst schweigt sich DivXNetworks aus. DivX baue zwar auf MPEG-4 auf, wer aber wissen will, ob der jeweilige Player auch MP4-Dateien abspiele, müsse sich an den Hersteller wenden.

Obwohl alle momentan erhältlichen DivX-DVD-Player mit Sigma-Designs-Chips (EM85x0) bestückt sind, verkündete ESS Technology stolz, als erster einen "DivX Certified"-DSP auszuliefern. Laut DivXNetworks spielt "DivX Certified"-Hardware außer DivX 4.x und 5.0.x auch DivX 3.11 ab, während Geräte, die nur "DivX Compatible" seien, dies nicht könnten. Man erinnere sich: KiSS Technologies und Sigma Designs brachten dem DivX-Decoder-Chip erst mittels Firmware-Update und On-the-fly-Transcoding MPEG-4-unkonformer Bestandteile das Abspielen von DivX 3.11 bei -- und das mehr schlecht als recht. Mehr Infos dazu finden sich im Vergleichstest sieben DivX-tauglicher DVD-Player und einer modifizierten Xbox in der Ausgabe 15/2003 der c't (ab Montag, dem 14. Juli, im Handel).

Dennoch dürfte auch Sigma Designs seine DSPs in Kürze mit dem "Certified"-Papperl schmücken dürfen, denn dafür müssen die Chips "All DivX 3.11 movies on 1 CD, anything under 1 MBit/s average bitrate" wiedergeben, höhere Bitraten wie sie bei Zwei-CD-Movies vorkommen, müssen sie nicht abspielen. Dank der Firmware-Update klappt das aber schon jetzt -- fast.

Wie nicht anders zu erwarten, garantiert DivXNetworks nicht dafür, dass Videos, die mit dem Open-Source-Abkömmling XviD kodiert wurden, auf den DivX-zertifizierten oder -kompatiblen Playern funktionieren. Dennoch macht die Firma in dem Dokument Hoffnung, dass XviD in der bevorstehenden Version 1.0 ebenfalls DivX-Profile unterstützen werde, sodass es spätestens dann keine Probleme mehr geben sollte.

Dem XviD-Core-Entwickler Christoph Lampert war dies indes neu. Das XviD-Team habe sich entschlossen, künftig die MPEG-4-Profile "Simple Profile" und "Advanced Simple Profile" (prinzipiell: Simple Profile + QPel und GMC) zu unterstützen. Eine "offizielle" Unterstützung für die DivX-Profile sei bisher nicht geplant, aber auch nicht wirklich nötig: Denn es sei natürlich möglich, auch zu den DivX-Profilen konforme Videos zu erzeugen, wenn man beim Einsatz des Advanced Simple Profile aus QPel und GMC sowie aufeinander folgende B-Frames verzichte (beziehungsweise Simple Profile mit nur einem B-Frame einsetzt). Wer will, der kann natürlich den Quellcode des Open-Source-Projekts hernehmen und ein entsprechendes Profil integrieren.

Dass DivX auf breiter Front Einzug in die Wohnzimmer halten wird, scheint inzwischen unausweichlich. Schon ein Blick auf die Liste der Firmen, die bereits Abkommen mit DivXNetworks geschlossen haben, lässt einiges erwarten und Branchengrößen wie Microsoft und RealNetworks alt aussehen. Laut DivXNetworks wollen Alarity Corporation, ALi Corporation, AM Logic, Cheertek Inc., Cirrus Logic, Equator Technologies, ESS Technology, Fedtec, Ingenient Technologies, Ittiam, KiSS Technologies, Philips, Sigma Designs, Sunplus Technology und Texas Instruments DivX-taugliche Chips liefern oder tun dies bereits. Gegen Ende des Jahres dürfte es auf dem Markt daher nur so vor DivX-Hardware wimmeln. (vza)