Drogendealer im Cyberspace

Das International Narcotics Control Board der Vereinten Nationen warnt vor der Bedrohung junger Menschen durch "Drogendealer im Cyberspace".

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Das International Narcotics Control Board (INCB) der Vereinten Nationen warnt vor der Bedrohung junger Menschen durch "Drogendealer im Cyberspace". Der INCB -- auf Deutsch Suchtstoffkontrollrat -- fordert in seinem Jahresbericht deshalb die Regierungen auf, Maßnahmen gegen die Gefahren zu ergreifen, die "die Globalisierung und neue Technologien im Kampf gegen die Drogen mit sich bringen". Der Bericht zeigt auf, dass Drogen über das Internet verkauft werden und Drogendealer sowie Online-Apotheken über private Chatrooms rezeptpflichtige Medikamente anbieten.

Der Rat befürchtet, dass vor allem Jugendliche durch Drogendealer über das Internet gefährdet sind. Regierungen sollten die Öffentlichkeit, insbesondere Eltern und Lehrer, darauf aufmerksam machen, dass Jugendliche im Internet Informationen ausgesetzt sein könnten, die zum Drogenmissbrauch verleiten.

Als Beispiele für den "Boom bei Drogenverkäufen im Internet" führt der Suchtstoffkontrollrat unter anderem Berichte aus der Tschechischen Republik an. Dort würden illegale Drogengeschäfte online in Internetcafés oder über Mobiltelefone abgewickelt. Firmen in den Niederlanden verkauften weltweit über das Internet Hanfsamen und Derivate. In Großbritannien hätten Behörden weltweit zahlreiche Websites ausgeforscht, auf denen illegale Suchtstoffe wie Cannabis, Heroin, Ecstasy und Kokain zum Verkauf angeboten würden.

Drogenhändler bedienten sich der neuen Technologien, um die Lieferung und Verteilung von Suchtstoffen zu optimieren und um sich vor Entdeckung oder Ausforschung zu schützen. So versteckten Drogenhändlergruppen zum Beispiel Informationen über Transporte illegaler Suchtstofflieferungen in verschlüsselten Botschaften oder benutzten elektronische Überweisungen für die Wäsche von Drogengeldern. Der "Cybercrime", warnt der Rat, sei leicht zu begehen, erfordere nur wenige Ressourcen und sei äußerst schwer aufzuspüren.

Ermutigend seien einige internationale Erfolge im Kampf gegen die Hightech-Kriminalität. Allerdings würden Verbrecherbanden weiter den technischen Fortschritt nutzen. Die grenzüberschreitende Drogenkriminalität nehme weiter zu, wenn dagegen keine weiteren Schritte unternommen würden. Insbesondere Länder ohne Rechtsvorschriften gegen Verbrechen, die mit neuen Technologien ausgeübt werden, könnten Zufluchtstätten für Täter werden.

Das INCB fordert "eindringlich entschlossenere nationale und internationale Maßnahmen". Man müsse ein Übereinkommen der Vereinten Nationen über Datennetzkriminalität anstreben, bei der regionale Entwicklungen wie die Cybercrime-Konvention des Europarats berücksichtigt werden sollte. Die einzelnen Staaten sollten Gesetze gegen Drogenkriminalität im Cyberspace erlassen und sich mit anderen Staaten absprechen, um die Zunahme von "Daten-Oasen" zu verhindern. Dabei sollten Entwicklungsländer unterstützt werden, damit sich nicht "Opfer einer solchen Ausbeutung werden". (anw)