Dunkle Wolken über Mobilfunk-Investition in Nordkorea

OTMT, ägyptischer Mehrheitseigentümer am nordkoreanischen Mobilfunknetz, hat alle Investitionen dort gestoppt.

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Auf dem Papier erwirtschaftet das nordkoreanische Mobilfunknetz Koryolink eine enorm hohe Spanne. Doch an das Geld kommt der ägyptische Mehrheitseigentümer OTMT nicht heran. Das Unternehmen habe deswegen alle Investitionen in Nordkorea gestoppt, berichtete TeleGeography am Freitag. Am Montag versuchte OTMT eine Art Dementi: Es gebe lediglich keine Pläne für weitere Investitionen.

Das Regime der "Demokratischen Volksrepublik" hat den Ägyptern offenbar die Ausfuhr ihrer Gewinnanteile untersagt. Dazu kommt ein Bargeldproblem: Koryolink saß zum Stichtag 30. Juni auf nordkoreanischen Won, die zum offiziellen Wechselkurs 366 Millionen US-Dollar wert waren. Allein, der Kurs ist Makulatur. Der Umtausch in Nordkorea ist untersagt und außerhalb Nordkoreas interessiert sich niemand für die Währung. In ihren Büchern führen die Ägypter die Won als "langfristige Vermögenswerte".

Die Sanktionen der UNO, der EU, der USA und vieler anderer Staaten gegen Nordkorea trüben das Bild weiter. Sie könnten sowohl die Lieferung von Geräten als auch die laufende Finanzierung des Betriebs gefährden.

Am Sonntag läuft die für fünf Jahre gewährte Steuerbefreiung aus. Dann muss Koryolink auch noch Steuern an das Regime zahlen. Wie diese berechnet werden, wissen die ägyptischen Manager aber nicht. Vergleichsfälle gibt es auch keine.

Koryolink entstand 2008 als Joint Venture zwischen der ägyptischen Orascom Telecom (75 Prozent) und der staatlichen Post Nordkoreas (25 Prozent). 2011 verschmolz Orascom mit der russischen Vimpelcom. Das nordkoreanische Netz und einige kleinere Geschäftsfelder wollte die Vimpelcom nicht haben, es gründete sie in die eigenständige Orascom Telecom Media and Technology Holding (OTMT) aus.

Am 15. Mai 2013 überschritt Koryolink die Marke von zwei Millionen Kunden. Dazu zählen sowohl auserwählte Einheimische als auch Ausländer, die in Nordkorea arbeiten oder zu Besuch sind. Die beiden Kundengruppen sind streng getrennt und können nicht mit einander kommunizieren.

Ausländer mit Spendierhosen dürfen sogar ins Internet: Die SIM-Karte kostet 75 Euro, dazu kommt der gleiche Betrag für ein USB-Modem. 150 Euro monatlich bringen ein Transfervolumen von 2 GByte, das größte Paket mit 10 GByte kostet 400 Euro.

Sprachtelefonie mit anderen Ausländern innerhalb des Landes ist vergleichsweise günstig (ab 50 Euro pro Monat). Bei Ferngesprächen wird abkassiert: Beispielsweise waren es im März 1,58 Euro pro Minute nach Deutschland, und sogar fünf Euro pro Minute, wenn es zum Erzfeind USA gehen soll.

So setzte Koryolink im ersten Halbjahr fast 150 Millionen US-Dollar um und erzielte dabei gut 116 Millionen Dollar Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Die EBITDA-Marge beträgt demnach schwindelerregende 78 Prozent.

Ohne Koryolink wäre OTMT nur einen Bruchteil wert. Der Halbjahresbericht (PDF) zum 30. Juni weist 1,08 Milliarden Dollar Konzernvermögen aus. Davon entfallen 464 Millionen auf Anlagen und immaterielle Vermögenswerte in Nordkorea. Weitere 366 Millionen sind die "langfristigen Vermögenswerte" aus nicht-konvertiblen Won. (anw)