E-Paper -- eine ökologische Sünde?

Das Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung hat zwei Studien zur Ökobilanz von elektronischen Zeitungen durchgeführt und ist dabei zu überraschenden Ergebnissen gekommen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Das Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) hat zwei Studien zur Ökobilanz von elektronischen Zeitungen durchgeführt. Nach einer ersten Auswertung der Ergebnisse kommt das IZT zu einem überraschenden Schluss: In den bisher von Firmen und Experten angedachten Geschäftsmodellen (E-Paper als Download am PC beziehungsweise Laptop oder mobil über UMTS) schneidet das elektronische Papier erheblich schlechter ab als die herkömmliche Papierzeitung. "Bei beiden Geschäftsmodellen ergibt sich eine zehn- bis vierzigmal höhere Umweltbelastung gegenüber dem Lesen von gedruckten Zeitungen", stellt das Institut fest.

IZT-Mitarbeiter Christian Kamburow begründet die negative Ökobilanz des elektronischen Papiers vor allem mit dem großen Energieaufwand, der nötig sei, wolle man individuell zugeschnittene Zeitungsinhalte per UMTS-Mobilfunk überall und jederzeit verfügbar machen. Zwar seien die hardwareseitigen Umweltbelastungen gegenüber der heutigen PC- oder Laptop-basierten Nutzung deutlich geringer, erläutert Kamburow, der Energieverbrauch für die individualisierte Datenübertragung über das energieaufwendige UMTS-Netz übersteige aber die Energieeinsparungen bei den Endgeräten.

Ökologisch deutlich besser als UMTS würden hingegen die beiden digitalen Rundfunknetze DAB (Digital Audio Broadcasting) und DVB-T (Digital Video Broadcasting -- Terrestrial) abschneiden, da sie deutlich weniger Energie für das Versenden der Zeitungen benötigten. Die Datenübertragung von Inhalten einer elektronischen Zeitung auf Lesegeräte via DAB oder DVB-T stelle eine Möglichkeit dar, den niedrigen Energieaufwand für die Herstellung und den Gebrauch eines Foliendisplays mit dem sehr niedrigen Energieaufwand der Datenübertragung über die Infrastruktur des digitalen Rundfunks zu verknüpfen.

"Die Zeitungen auf elektronischem Papier haben durch ihren vergleichsweise geringen Herstellungsaufwand große ökologische Vorteile, die sie bei der Verbreitung über digitale Rundfunknetze voll ausspielen könnten", verdeutlicht auch IZT-Projektleiter Siegfried Behrendt. Würden Umweltaspekte nicht oder nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt, sei es allerdings eher wahrscheinlich, dass die E-Paper-Technologie im Falle einer Massenverbreitung den Energieverbrauch drastisch ansteigen lässt und somit den internationalen Bemühungen zum globalen Klimaschutz, zu dem sich auch die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet hat, entgegenläuft, resümiert Behrendt. (pmz)