E-Patientenakte, E-Rezept und weitere: Techniker bringt Gesundheits-ID-App raus

Die Techniker Krankenkasse gibt auf dem Digitalgipfel einen Ausblick auf ihre Gesundheits-ID-App "TK-Ident". Bald soll diese in den App-Stores verfügbar sein.

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Techniker Krankenkasse in Aachen

(Bild: r.classen/Shutterstock.com)

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Beim Digitalgipfel der Bundesregierung hat die Techniker Krankenkasse (TK) einen Ausblick auf ihre Gesundheits-ID-App "TK-Ident" gegeben. In wenigen Tagen soll diese in den App-Stores verfügbar sein, kündigte Ralf Degner von der TK bei der Veranstaltung in Jena an. Nach einer einmaligen Registrierung, die mit dem elektronischen Personalausweis erfolgen kann, sollen die Nutzer damit eine zentrale Identität für alle denkbaren Gesundheitsanwendungen zur Verfügung haben. Degner beschrieb es als "Single-Sign-On für telemedizinische Systeme" genauso wie für die Einsicht in die elektronische Patientenakte. Einmal eingeloggt, soll eine erneute Identifikation "über mehrere Monate" hinweg nicht nötig sein.

Es sei wichtig, dass hier eine Lösung aus dem deutschen Gesundheitssystem heraus entwickelt würde: "Ein echt vertrauenswürdiges System, bei dem nicht wie bei den großen Playern irgendwelche Daten abfließen", sagte Degner. Eine der großen Herausforderungen dabei sei das Berechtigungssystem.

Für Susanne Ozegowski, Abteilungsleiterin für die Digitalisierung des Gesundheitswesens im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), ist die TK-Ident-App Teil des Digitalisierungsaufbruchs in der Branche. "Ab 2024 ist das elektronische Rezept der Standard in der Arzneimittelversorgung", sagte Ozegowski. Auch damit beispielsweise Videosprechstunden keine Insellösungen mehr bleiben, sei es wichtig, dass ID-Lösungen tatsächlich in der Praxis eingesetzt werden können. Der bisher eingeschlagene Weg über die elektronische Gesundheitskarte allein sei nicht der richtige, wie sich gezeigt habe: Es sei an der Zeit, sich von Insellösungen speziell für das Gesundheitswesen zu verabschieden.

Mit TK-Ident, will die TK Vorreiter für die Branche sein und zeigen, wie mit digitalen Identitäten, die aus dem Personalausweis abgeleitet werden können, mehr Nutzung möglich wird. TK-Ident wurde mit dem ePA-SDK (Software Development Kit) entwickelt. Dieses sei inzwischen leider veraltet und dringend überarbeitungsbedürftig, sagte Ernst Bürger, für die Verwaltungsdigitalisierung zuständiger Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern in Jena. Ziel sei es, möglichst bald auch Wallet-Lösungen zu ermöglichen. "Die meisten nölen rum, weil sie keine Lust haben, den Personalausweis ans Telefon als Lesegerät zu halten", sagte Bürger – ihm persönlich ginge das ähnlich.

Der Sicherheitsforscher Martin Tschirsich gab sich zuversichtlich, dass der Weg richtiger als der bisherige sein könnte. Tschirsich, der in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hatte, wie unsicher Gesundheitsanwendungen und Berechtigungssysteme sind, mahnte, dass die Sicherheitslevel eingehalten werden müssen. Dass man sich "einige Jahre im Kreis gedreht hat, ist Folge der schlampigen Umsetzungen im Gesundheitswesen", schrieb Tschirsich der Branche ins Stammbuch. Dabei sei auch das Mindset zu hinterfragen: Gesundheitsanwendungen müssten nicht unbedingt Spaß machen, aber sollten sicher und effizient sein. Für die Nutzbarkeit sei es zwingend, dass nicht andauernd nach dem Ausweis gefragt würde.

BSI-Präsidentin Claudia Plattner mahnte, dass es keine Datensicherheit ohne digitale Identitäten geben könne. Für sie sei es wichtig, dass sich beide Seiten von Kommunikation authentifizieren könnten – etwa Arzt und Patient in einer Videosprechstunde. Digitale Identitäten seien die Grundvoraussetzung für funktionierende Trusted Channels. Zugleich mahnte Plattner, dass für die jetzt anstehenden Vorhaben auch in diesem Bereich – bei aller Sparnotwendigkeit im Bundeshaushalt – im BSI zusätzliche Stellen nötig wären.

(mack)