E-Patientenakte in Österreich: Gesundheitsminister will einfachen Zugriff

Der österreichische Gesundheitsminister will den Zugriff auf die elektronische Patientenakte vereinfachen.

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(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

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Der österreichische Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch will den Zugriff auf Gesundheitsdaten über die elektronische Patientenakte (ELGA) vereinfachen. Österreich habe "mit der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA), dem e-Impfpass und dem Epidemiologischen Meldesystem in den vergangenen Jahren bereits deutliche Akzente in diesem Bereich gesetzt". Weitere Inspiration erhofft sich Rauch von einer Reise nach Finnland, das immer von der Europäischen Kommission auch immer wieder als Modell für den Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) herangezogen wird.

"Mein Ziel ist es, dass jede Österreicherin und jeder Österreicher auf Knopfdruck einen Überblick über seine Gesundheitsdaten hat [...] Durch ein gutes Datenmanagement kann zudem der administrative Aufwand für die Ärztinnen und Ärzte reduziert werden, sodass ihnen mehr Zeit am Patienten bleibt", sagt Österreichs Staatssekretär für Digitalisierung, Florian Tursky. Derzeit erfassen Krankenhäuser, Ärzte und Sozialversicherungen die Patientendaten unterschiedlich, das soll sich künftig ändern. Von einem möglichen Zugriff auf die Patientendaten erhofft sich Rauch eine bessere Versorgung. Vor der Nutzung und Auswertung der Daten sei zudem eine Verbesserung bei Zugang und Speicherung notwendig, wie das Gesundheitsministerium gegenüber dem Standard sagt.

An verfügbaren Daten fehle es zwar nicht, dafür aber – ebenso wie bei der elektronischen Patientenakte in Deutschland auch – an einer mangelnden Einheitlichkeit in Formaten und Struktur. Ein hohes Datenschutzniveau wolle das österreichische Gesundheitsministerium weiterhin halten. So sollen Daten, die nicht "der individuellen Patientenbehandlung" dienen, lediglich in pseudonymisierter beziehungsweise in anonymisierter Form bereitgestellt werden.

Die Coronakrise hat die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Österreich vorangetrieben. So haben dank einer "eHealth-Verordnungsnovelle" alle Österreicher mit elektronischer Patientenakte einen elektronischen Impfpass. Pikantes Detail: Man kann sich nicht mehr abmelden. "Eine Abmeldung vom elektronischen Impfpass ist im öffentlichen Interesse an einer vollständigen Dokumentation nicht vorgesehen", ist dazu auf der Seite der zuständigen ELGA GmbH zu lesen. Das zentrale österreichische Impfregister gilt als das "Herzstück" des elektronischen Impfpasses. 2015 hat Österreich die ELGA in Österreich eingeführt, wobei der elektronische Befund und die elektronische Medikation die ersten Anwendungen der Patientenakte sind.

Wer die ELGA nicht will, muss widersprechen. Erst kürzlich hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach die elektronische Patientenakte (ePA) in Deutschland als Illusion bezeichnet, mit einer Opt-Out-Variante der ePA soll sich das ändern. In Österreich haben bereits 283.000 Menschen widersprochen. Auch das deutsche Bundesgesundheitsministerium (BMG) bereitet derzeit ein Registergesetz für Gesundheitsdaten vor. Derzeit gibt es bereits 356 medizinische Register, deren Daten künftig besser genutzt werden sollen.

(mack)