ESA sucht Astronautinnen und Astronauten: Vier Plätze plus eine Reserve

Die ESA sucht wieder Raumfahrerinnen und Raumfahrer – auch mit Behinderung. Viele Stellen gibt es nicht, das Interesse dürfte riesig werden.

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ESA-Astronaut Alexander Gerst im Weltraum

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Die ESA sucht nach vier neuen Astronautinnen und Astronauten sowie zusätzlich nach einem Raumfahrer oder eine Raumfahrerin mit einem bestimmten Grad an körperlicher Behinderung. Außerdem will die Europäische Weltraumagentur erstmals eine eigene Reserve aufstellen, aus deren Reihe gegebenenfalls ebenfalls Teilnehmerinnen beziehungsweise Teilnehmer für Missionen rekrutiert werden sollen. Das erklärte die ESA am Dienstag zum offiziellen Beginn der ersten Auswahlrunde für europäische Astronautinnen und Astronauten seit mehr als zehn Jahren. Außerdem führte sie nun genauer aus, welche Voraussetzungen die Kandidatinnen und Kandidaten erfüllen müssen.

Wer die Chance auf einen Flug ins Weltall haben möchte, muss demnach mindestens einen Masterabschluss in einem naturwissenschaftlichen Fach, Medizin, Ingenieurwissenschaften, Mathematik oder Computerwissenschaft aufweisen – plus drei Jahre Arbeitserfahrung. Eine Testpilotenlizenz wird auch akzeptiert. Kandidatinnen und Kandidaten müssen außerdem aus einem der ESA-Mitgliedsstaaten beziehungsweise assoziierten Staaten stammen. Dazu gehören die Schweiz, Großbritannien und Norwegen sowie die Staaten der EU, mit Ausnahme von Litauen, der Slowakei, Kroatien, Bulgarien, Malta und Bulgarien. Außerdem müssen sie fließend Englisch sprechen.

Kandidatinnen und Kandidaten müssen außerdem eine starke Motivation haben, mit "unregelmäßigen Arbeitszeiten" zurechtzukommen, sowie häufigen Reisen und langen Abwesenheiten von Zuhause, der Familie und dem "alltäglichen Sozialleben". Flexibilität bezüglich des Arbeitsortes (innerhalb und außerhalb von Europa) wird genauso vorausgesetzt, wie die Fähigkeit, unter Druck ruhig zu bleiben. Außerdem müssten sie dazu bereit sein, sich selbst für Experimente zur Verfügung zu stellen. Bezüglich der Bewerbung für die Teilnahme an der Machbarkeitsstudie "Parastronaut" wirbt die ESA für Bewerbungen von Menschen mit unterschiedlich langen Beinen, solche die insgesamt kleinwüchsig sind, oder einen Verlust der unteren Gliedmaßen erlitten haben.

Bewerbungen können direkt bei der ESA zwischen dem 31. März und dem 28. Mai eingereicht werden, danach sollen verschiedene Tests und Auswahlverfahren stattfinden. Im Oktober 2022 will die ESA bekannt geben, wer sich letztlich durchgesetzt hat. Insgesamt geht es um "rund" vier Stellen und eine Reserve. Wer darin landet, bleibe bei seinem oder ihrem Arbeitgeber weiterbeschäftigt, könne aber gegebenenfalls angefragt werden, sollte sich die Möglichkeit eines Flugs in den Weltraum ergeben. Wer keinen Erfolg habe, solle sich nicht entmutigen lassen, meint die ESA noch. Immerhin gebe es noch jede Menge andere Möglichkeiten zum Erfolg der europäischen Raumfahrt beizutragen.

Details zur Astronaut:innensuche der ESA (16 Bilder)

(Bild: ESA)

Die ESA hatte die neue Auswahlrunde vor wenigen Tagen angekündigt und hervorgehoben, dass nicht nur mehr Wert auf Diversität gelegt werden soll, sondern ausdrücklich auch vor allem Frauen ermuntert werden sollen, sich zu bewerben. Gegenüber Spiegel Online erklärte Dagmar Boos, die Personalchefin der ESA, dass sie sich mehr als 10.000 Bewerbungen und einen Frauenanteil über den 15 Prozent erhoffe, die die ESA beim vorigen Mal erreicht habe. Durchgesetzt hatten sich damals Samantha Cristoforetti aus Italien, Alexander Gerst aus Deutschland, Andreas Mogensen aus Dänemark, Luca Parmitano aus Italien, Timothy Peake aus Großbritannien und Thomas Pesquet aus Frankreich. Später rückte noch der Deutsche Matthias Maurer in das aktuelle Astronautenkorps nach.

(mho)