ESMC-Halbleiterwerk in Dresden: Deutschland fördert den halben Bau

Der Chipauftragsfertiger TSMC und seine Partner Bosch, Infineon und NXP beginnen mit dem Bau des ESMC-Werks in Dresden. Der Bund steuert 5 Milliarden Euro bei.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 54 Kommentare lesen
Renderbild des ESMC-Werks

Renderbild des ESMC-Werks, wie es in wenigen Jahren aussehen soll.

(Bild: ESMC)

Update
Lesezeit: 3 Min.

TSMC, Bosch, Infineon und NXP beginnen mit dem Bau ihres Halbleiterwerks in Dresden. Zusammen haben sie das Joint-Venture European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) als GmbH gegründet, das voraussichtlich Ende 2027 mit der Chipproduktion in Deutschland beginnt.

Am heutigen Dienstag erfolgte der Spatenstich – symbolisch durch Vertreter der vier beteiligten Firmen und deutschen sowie europäischen Vertretern. Mit dabei waren unter anderem TSMCs Chef C. C. Wei, Bundeskanzler Olaf Scholz und Ursula von der Leyen als Präsidentin der Europäischen Kommission. Der ESMC-Chef Christian Koitzsch war ohne Schaufel zugegen.

Der symbolische Spatenstich in Dresden. Von links nach rechts: Maarten Dirkzwager (NXP, Chief Strategy Officer), Michael Kretschmer (Ministerpräsident Sachsen), Ursula von der Leyen (Präsidentin EU-Kommission), C. C. Wei (TSMC, CEO), Olaf Scholz (Bundeskanzler), Stefan Asenkerschbaumer (Bosch, Aufsichtsratsvorsitzender), Jochen Hanebeck (Infineon, CEO), Dirk Hilbert (Oberbürgermeister Dresden).

(Bild: ESMC / Carsten Beier)

Passend zum Spatenstich hat die EU-Kommission die Förderung des ESMC-Halbleiterwerks durch den Bund genehmigt. 5 Milliarden Euro beziehungsweise 50 Prozent der Gesamtkosten steuert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bei. TSMC investiert 3,5 Milliarden Euro und hält 70 Prozent der ESMC-Anteile. Bosch, Infineon und NXP erhalten für jeweils 500 Millionen Euro je 10 Prozent Anteile.

Mit 50 Prozent ist die Förderung vergleichsweise hoch. Intel etwa bekommt für seine Magdeburger Halbleiterwerke 10 Milliarden beziehungsweise knapp ein Drittel der Gesamtinvestitionen. ESMC produziert primär für Deutschlands Prestige-Industrie: Autohersteller.

Den Anfang machen unter anderem Mikrocontroller für Motorsteuerungen, Infotainment- und Fahrerassistenzsysteme sowie Radarsensoren mit Strukturbreiten von 28/22 Nanometer und 16/12 nm. Die EU-Kommission bestätigt, dass ESMC trotz der nominal alten Fertigungsgeneration neue Produktionstechnik nach Europa bringt. Insbesondere die Integration von nichtflüchtigem Speicher in Form von MRAM und RRAM direkt in Controller gilt als neuartig.

Als weitere Argumente für die Förderung schreibt die Kommission:

  • Ohne den Förderanreiz käme TSMC gar nicht nach Europa
  • Unerwartet hohe Gewinne teilt ESMC mit Deutschland
  • ESMC erfüllt vorrangig Aufträge im Sinne des EU-Chip-Gesetzes, um im Krisenfall krisenrelevante Produkte in Europa herzustellen
  • ESMC will in kontinuierliche Innovationen der EU investieren
  • ESMC unterstützt Start-ups und Hochschulen, etwa mit Fertigungsdurchläufen

Ab 2029 soll das Dresdener Werk voll ausgelastet sein und von da an pro Monat 40.000 Wafer mit einem Durchmesser von 300 mm belichten. 2000 Jobs sollen direkt bei ESMC entstehen, Tausende weitere bei Zulieferern.

Stellvertretend für den Verein Silicon Saxony sagt dessen Managing Director Frank Bösenberg: "Die Ansiedlung von TSMC bereichert Silicon Saxony enorm. Die zügige Realisierung des ESMC-Investitionsvorhabens wird zudem durch die enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Bewilligungsbehörden im Freistaat Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden unterstützt. Diese Expertise, die über Jahre durch ähnliche Projekte aufgebaut wurde, ermöglicht eine effiziente Abwicklung des gesamten Ansiedlungsprozesses. Wir sehen bereits heute, wie sowohl die Region als auch die Zulieferer von den Entwicklungen profitieren und weiter wachsen."

Update

Bildmaterial aktualisiert.

(mma)