EU-Forscher verdienen weniger als Kollegen in Indien oder den USA

Nach einer Erhebung der Europäischen Kommission sind innerhalb der EU die Unterschiede erheblich, auch die Forscherinnen erhalten meist deutlich weniger als die Männer.

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Von
  • Florian Rötzer

Forscher in der EU verdienen im Vergleich zu Ländern wie den USA, Australien, Japan und sogar Indien deutlich weniger. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die EU im Internet über die Gehälter von Forschern im öffentlichen und im privatwirtschaftlichen Sektor durchgeführt hat. Als Forscher gilt, wer mehr als 50 Prozent seiner Zeit mit Forschung verbringt. Beantwortet haben die Umfrage fast 10.000 Wissenschaftler aus der EU (insgesamt sind es ungefähr drei Millionen). Die ermittelten Netto- und Bruttogehälter wurden mit denen von anderen Berufsgruppen in Europa und mit denen ihrer Kollegen aus Australien, China, Indien, Israel, Japan und den Vereinigten Staaten verglichen sowie auf ihre Richtigkeit geprüft.

Das durchschnittliche Jahresgehalt von Forschern in der EU-25 liegt mit 40.000 Euro um 23.000 Euro unter dem, das in den USA gezahlt wird. Beim Vergleich der Gehälter wurde die Kaufkraft nach dem Stand des Jahres 2003 mit berücksichtigt. Auch wenn ein Forscher in Indien durchschnittlich nur 9.000 Euro verdient, so hat er unter Berücksichtigung der Kaufkraft 45.000 Euro zur Verfügung, also 5.000 Euro mehr als der Europäer. Während australische und japanische Forscher etwa genau so viel die ihre amerikanischen Kollegen verdienen, fallen nur die Chinesen mit 13.700 Euro zurück. Das ist so viel, wie die Forscher in Rumänien verdienen, ihre bulgarischen Kollegen liegen mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 9.700 Euro noch hinter den Chinesen.

In der EU verdienen – bereinigt nach Kaufkraft – die Forscher aus Österreich mit 60.000 Euro am meisten, gefolgt von den Schweizern und Norwegern mit 59.000 Euro, Luxemburgern, Holländern und Belgiern mit 56.000 Euro, Deutschen und Briten mit etwa 53.000 Euro. Mit ihren unbereinigten Durchschnittsgehältern von 63.000 Euro liegen die Luxemburger an der Spitze, gefolgt von den Österreichern, Dänen und Iren mit knapp über 60.000 Euro. Die Deutschen liegen bei 56.000 Euro. Am unteren Ende befinden sich in der EU-25 die Forscher in der Slowakei, in Polen und Estland.

Nicht nur der Unterschied zwischen den europäischen Ländern ist erheblich, auch der zwischen Männern und Frauen. Die Kluft ist in Estland mit 47 Prozent sowie in Portugal und in der Tschechischen Republik mit 36 Prozent am höchsten. Danach folgen Italien und Holland (33 Prozent), Belgien (32 Prozent) oder Österreich (30 Prozent). In Deutschland erhalten die Frauen durchschnittlich 18 Prozent weniger als männliche Kollegen. Noch ausgeglichener ist es in Dänemark, Island, Norwegen, Schweden, aber auch in Slowenien. Weniger als Frauen verdienen die Männer nur in Malta.

"Diese immensen Gehaltsunterschiede innerhalb der EU konterkarieren die Freizügigkeit der Forscher und tragen dazu bei, dass unsere Spitzenleute in anderen Regionen der Welt bessere Berufschancen sehen", resümiert der für Wissenschaft und Forschung zuständige Kommissar Janez Potočnik. In manchen Mitgliedstaaten müsse "stärker darauf geachtet werden, welchen Wert die Gesellschaft einer Arbeit beimisst, die von zentraler Bedeutung für unsere Zukunft ist." (fr)