EU-Kommission: Microsoft verstößt mit Teams gegen Wettbewerbsvorschriften
Microsoft hat zwar Teams entbündelt, der EU-Kommission reicht das aber nicht. Sie sieht immer noch einen Verstoß gegen EU-Wettbewerbsregeln.
Die EU-Kommission wirft Microsoft vor, mit seiner Kommunikations- und Kooperationssoftware "Teams" weiterhin gegen Kartellvorschriften der EU zu verstoßen. Zwar habe Microsoft im Sommer 2023 angefangen, Programmpakete ohne Teams anzubieten, doch diese Änderungen haben die Bedenken der EU-Kommission nicht ausgeräumt. Sie fordert von Microsoft weitere Änderungen, um den Wettbewerb wiederherzustellen, heißt es in einer Mitteilung aus Brüssel.
Von dieser "vorläufigen Auffassung" hat die EU-Kommission Microsoft nun informiert. Konkret beanstandet sie weiterhin, dass "Teams" an seine weit genutzten Produktivitätsanwendungen gekoppelt sei, die in seinen Programmpaketen Office 365 und Microsoft 365 enthalten sind.
Microsoft habe auf dem Markt für SaaS-Produktivanwendungen für gewerbliche Nutzer weltweit eine beherrschende Stellung inne, schreibt die EU-Kommission weiter. Grundsätzlich ermögliche es diese Art Software-Vertrieb neuen Marktteilnehmern, SaaS-Produkte anzubieten, Kunden könnten verschiedene Software unterschiedlicher Anbieter nutzen. Microsoft jedoch praktiziere ein paketzentriertes Geschäftsmodell, bei dem mehrere Arten von Software in einem einzigen Angebot kombiniert werden.
Verschärfter Vertriebsvorteil für Microsoft
So habe Microsoft die Teams-Software in seine erfolgreichen cloudgestützten Plattformen für Geschäftskunden, Office 365 und Microsoft 365, eingebunden. Dadurch habe das Unternehmen den Wettbewerb auf dem Markt für Kommunikations- und Kooperationssoftware eingeschränkt und seine Marktposition bei Produktivitätssoftware und sein paketzentriertes Modell gegenüber konkurrierenden Anbietern individueller Software abgeschottet.
Microsoft habe sich nicht nur möglicherweise einen Vertriebsvorteil verschafft, indem es den Kunden nicht selbst entscheiden ließ, ob sie bei einem Abonnement von Microsofts SaaS-Produktivitätsanwendungen Zugang zu Teams erhalten wollen oder nicht. Dieser Vorteil für den Softwarekonzern könnte noch verschärft worden sein, indem Microsoft die Interoperabilität zwischen Teams-Konkurrenten und seinen Softwarepaketen einschränkte.
"Fernkommunikations- und Kooperationsinstrumente wie Teams sind für viele Unternehmen in Europa unverzichtbar geworden", sagte die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager im Juli 2023. "Wir müssen daher sicherstellen, dass die Märkte für diese Produkte wettbewerbsoffen bleiben und die Unternehmen frei wählen können, welche Produkte ihren Bedürfnissen am besten entsprechen." Zum 1. Oktober bot Microsoft daraufhin im Europäischen Wirtschaftsraum und in der Schweiz Microsoft 365 und Office 365 ohne Teams an.
Das Verfahren der Kommission geht auf Beschwerden der Videokonferenzanbieter Slack und Alfaview zurück. Alfaview begrüßt naturgemäß den Schritt der EU-Kommission und hält Microsofts bislang gesetzte Maßnahmen für unzureichend: "Microsoft bietet Bestandskunden im Enterprise-Bereich, die auf Teams im Gesamtpaket verzichten, nur einen minimalen Preisnachlass von zwei Euro", kritisiert Alfaview-Gründer Niko Fostiropoulos. "Dies schafft keine ausreichenden Anreize, um zu einem anderen Videokonferenz-Dienst zu wechseln. Die vermeintliche Entkopplung bleibt damit größtenteils wirkungslos." Die Bedeutung des wettbewerbsrechtlichen Verfahrens reiche über Videokonferenzen hinaus, denn inzwischen wiederhole Microsoft seine Koppelungspraxis mit dem KI-Dienst Copilot, der ebenfalls in andere Angebote integriert worden ist.
(anw)